Walter Bruch

Walter Bruch, geboren am 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße, war ein deutscher Elektroingenieur und Pionier der Fernsehtechnik. Sein bedeutendstes Werk war die Entwicklung des PAL-Farbfernsehstandards, der weltweit Verwendung fand. Bruch trug maßgeblich zur Verbesserung der Bildqualität und Farbdarstellung im Fernsehen bei. Diese wegweisenden Beiträge machen ihn zu einer zentralen Figur in der Geschichte der Fernsehtechnologie.

 

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Portrait von Walter Bruch [1]

 

Inhaltsvverzeichnis:

1. Frühes Leben und Ausbildung

2. Die PAL Entwicklung

3. Persönliches Vermächtnis

 

1. Frühes Leben und Ausbildung

Geboren am 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße; † 5. Mai 1990 in Hannover war ein deutscher Elektrotechniker und Pionier des deutschen Fernsehens. Er entwickelte das PAL-Farbfernsehsystem. Bruchs Familie zog kurz nach seiner Geburt mit ihm nach Pirmasens, woher seine Familie ursprünglich stammte. Bruch ging in Pirmasens und München zur Schule. Auf Wunsch seines Vaters besuchte er eine kaufmännische Schule, absolvierte aber dann eine Maschinenschlosserlehre in einer Schuhfabrik. Zusätzlich absolvierte er Volontariate bei den Pfalzwerken in Ludwigshafen und in der Pirmasenser Maschinenfabrik Schön & Cie. Ab 1928 besuchte er das Technikum Mittweida in Sachsen. Danach war er Gasthörer an der Universität in Berlin, an der er Manfred von Ardenne und Dénes von Mihály kennenlernte. Von Beginn der 1930er Jahre an war Walter Bruch an der Entwicklung der Fernsehtechnik beteiligt: 1933 präsentierte er einen „Volksfernsehempfänger“ mit einem selbstgebauten Filmabtaster. Er erhielt 1935 eine Stelle in Berlin als Techniker bei Telefunken, wo Emil Mechau eine spezielle Fernsehkamera für die Olympischen Spiele 1936 entwickelte.

 

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Walter Bruch als Kameraman bei den Olympischen Spielen [2]

 

Als Kameramann bediente er während der Spiele die Neuentwicklung, die als sogenannte   „Olympiakanone“  Geschichte schrieb. Im Zweiten Weltkrieg betreute er in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf dem Prüfstand VII die weltweit erste industrielle Fernsehanlage zur Überwachung der V2-Starts. Nach Kriegsende war er in der ehemaligen Röhrenfabrik Oberspree (RFO, heutiger Behrensbau) der AEG im Labor, Konstruktionsbüro und Versuchswerk Oberspree (LKVO) für die sowjetische Besatzungsmacht tätig und formulierte 1946 eine 625-Zeilen-Fernsehnorm. Bruch und seine beiden Telefunken-Kollegen Werner Nestel und Wilhelm Runge, die alle im Westteil Berlins wohnten, entgingen der Aktion Ossawakim. In den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 1946 wurden 230 Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung mit ihren Familien in die Sowjetunion verschleppt und konnten erst fünf Jahre später zurückkehren.

 

2. Die PAL Entwicklung

Die PAL-Entwicklung markiert den Höhepunkt von Walter Bruchs beeindruckender Karriere als Elektroingenieur und Fernsehpionier. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Fernsehtechnologie noch in den Kinderschuhen steckte, stellte Bruch seine einzigartige Expertise in den Dienst der Weiterentwicklung der Bildübertragung. Die PAL-Technologie, kurz für "Phase Alternating Line", wurde von Bruch in den 1960er Jahren entwickelt. Dieser Farbfernsehstandard war nicht nur technisch innovativ, sondern auch von globaler Bedeutung. Das PAL-System wurde zu einem internationalen Standard für die Fernsehübertragung und löste viele der zuvor bestehenden Kompatibilitätsprobleme zwischen verschiedenen Ländern und Systemen.

Die grundlegende Innovation des PAL-Systems lag in der gezielten Minimierung von Übertragungsfehlern bei der Farbinformation. Walter Bruch setzte auf eine ausgeklügelte Methode, um die Phasenlage des Farbsignals zu invertieren. Durch diese Phase-Alternating-Line-Technologie konnte Bruch Störeinflüsse gezielt kompensieren und so eine erhöhte Robustheit bei der Übertragung sicherstellen. Konkret erfolgte dies durch die periodische Änderung der Phase des Farbsignals. Diese Phasenumkehr wurde mit hoher Präzision und Frequenz durchgeführt, wodurch etwaige Verzerrungen oder Störungen während der Übertragung aufgehoben wurden. In einem engen Zusammenspiel mit Telefunken etabliert er das sogenannte Pantoffellabor in Hannover, ein eigenes Forschungslabor unterhalb seines Privathauses. Hier widmet er sich intensiv der Weiterentwicklung der Fernsehtechnologie, insbesondere nach Feierabend und am Wochenende. Bruch verfolgt aufmerksam die internationalen Entwicklungen, darunter die Fortschritte des konkurrierenden französischen SECAM-Systems und die Entwicklungen in den USA. Sein Durchbruch kommt in Form der Optimierung eines bereits bekannten NTSC-basierten Verfahrens, das er als das PAL-System bekannt macht. Telefunken meldet dieses am 31. Dezember 1962 als "Farbfernsehempfänger für ein farbgetreues NTSC-System" beim Deutschen Patentamt an. 

 

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Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin wurde am 25. August 1967 von Willy Brandt offiziell der Startschuss für das Farbfernsehen in Deutschland gegeben. [3]

 

Die Einführung des Farbfernsehens in Deutschland durch Vizekanzler Willy Brandt auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin am 25. August 1967 markiert einen Meilenstein. Trotz einer kleinen Panne, bei der das Farbfernsehen einige Sekunden vor dem offiziellen Startschuss bereits ausgestrahlt wird, wird die Technologie zunächst von wenigen Haushalten genutzt. Der endgültige Durchbruch erfolgt erst mit der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, als viele Deutsche dies als Anlass nehmen, sich ein Farbfernsehgerät anzuschaffen.

Die Innovation ging über eine einfache Fehlerkorrektur hinaus; vielmehr führte die präzise Manipulation der Phasenlage zu einer beeindruckenden Verbesserung der Bildqualität im Vergleich zu vorherigen Standards. Durch die gezielte Reduzierung von Übertragungsfehlern konnte das PAL-System nicht nur eine akkurate und konsistente Farbdarstellung sicherstellen, sondern auch eine insgesamt gesteigerte Bildqualität erreichen. Diese technologische Raffinesse und Präzision machten das PAL-System zu einem Meilenstein in der Geschichte der Fernsehtechnologie und trugen entscheidend zur weltweiten Akzeptanz und Verbreitung bei. Die Einführung des PAL-Systems hatte weitreichende Auswirkungen auf die Fernsehindustrie und trug dazu bei, eine weltweit einheitliche Basis für die Übertragung von Farbinformationen zu schaffen. Die breite Akzeptanz des PAL-Standards trug dazu bei, die Vereinheitlichung in der globalen Fernsehlandschaft voranzutreiben und den Austausch von Programmen über Ländergrenzen hinweg zu erleichtern.

 

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Original Autogramm von Prof. Dr. Walter Bruch [3]

 

In einem besonderen Moment seiner öffentlichen Präsenz wurde Walter Bruch als Gast in der allerersten Ausgabe der beliebten Quiz- und Spielsendung "Dalli Dalli" im ZDF am 13. Mai 1971 eingeladen. Hier bildete er zusammen mit dem populären Professor Heinz Haber ein Rateteam. Die Frage des Moderators Hans Rosenthal, warum er sein System ausgerechnet "PAL-System" genannt habe, spiegelte den damals intensiven politischen und wirtschaftlichen Konkurrenzkampf zwischen dem deutschen PAL-System und dem französischen SECAM-System wider. Bruchs humorvolle Antwort, die das Publikum zum Lachen brachte, verbarg einen ernsten Hintergrund und zeugte von seiner gelassenen Herangehensweise an die Herausforderungen dieser Zeit.

Der Spitzname "Mister PAL" begleitete Walter Bruch während seiner Reisen in verschiedene Länder, wo er das PAL-System präsentierte. Seine Verdienste wurden 1964 mit der Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Hannover gewürdigt. Unter seiner Leitung wurde das analoge PAL-System am 25. August 1967 offiziell in Deutschland eingeführt und entwickelte sich zu einem weltweit verbreiteten Farbfernsehsystem. [2]

 

3. Persönliches Vermächtnis

Walter Bruchs Vermächtnis erstreckt sich nicht nur über seine technologischen Errungenschaften, sondern auch über eine beeindruckende Liste von Auszeichnungen und Ehrungen, die seinen Beitrag zur Elektronik- und Fernsehindustrie würdigen. Im Jahr 1968 wurde Bruch mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet, eine hohe Anerkennung für seine bedeutenden Leistungen. Die Goldene Kamera im selben Jahr unterstreicht seine herausragende Rolle in der Medienbranche und Fernsehtechnologie. Die Deutsche Gesellschaft für Photographie ehrte Bruch 1973 mit dem Kulturpreis, eine Würdigung seines Einflusses auf die visuelle Übertragungstechnologie. Im Jahr 1975 erhielt er den renommierten Werner-von-Siemens-Ring, eine der höchsten Auszeichnungen in der deutschen Ingenieurskunst. Die Republik Österreich verlieh Bruch 1979 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, eine internationale Anerkennung für seine grenzüberschreitenden Beiträge zur Fernsehtechnologie. Der Niedersachsenpreis für Wissenschaft im Jahr 1982 würdigte Bruchs Einfluss auf die wissenschaftliche Gemeinschaft. Der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst im Jahr 1986 unterstreicht die landesübergreifende Anerkennung seiner Verdienste in den Bereichen Wissenschaft und Kunst.

 

Grabstelle auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover [2]

 

Leider endete das Leben von Walter Bruch im Jahr 1990, doch sein Vermächtnis lebt in seinen Innovationen, Überzeugungen und den zahlreichen Auszeichnungen fort. Seine weitreichenden Beiträge zur Technologie und seine zahlreichen Ehrungen zementieren seinen Platz als eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Elektrotechnik und Fernsehtechnologie.

 

 

[1] https://ethw.org/Walter_Bruch

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Bruch

[3] https://fernsehgeschichte.de/pioniere-der-fernsehtechnik/pioniere-der-fernsehtechnik-walter-bruch

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