Pioniere der Fernsehtechnik

Die Pioniere der Fernsehtechnik haben bedeutende Beiträge zur Entwicklung des Fernsehens geleistet. Zu den bekanntesten Pionieren gehören August Karolus, Dénes von Mihály, Karl Ferdinand Braun und Walter Bruch. Ihre innovativen Arbeiten haben den Weg für die heutige Fernseh- und Medientechnologie vorbereitet.

 

Inhaltsverzeichnis

1. August Karolus 

2. Dénes von Mihály

3. Karl Ferdinand Braun

4. Walter Bruch

  Zworykins 

Ardenne

Nipkow

Fritz Schröter

Philo T. Farnsworth   dieser Beitrag ist schon angelegt, rewrite !!!

Baird

Hertz

 

1. August Karolus

Geboren am 16. März 1893 in Reihen / Stadtteil von Sinsheim; † 1. August 1972 in Zollikon bei Zürich war ein deutscher Physiker. Er erlangte in den 1920er Jahren Bedeutung als Pionier der Fernsehtechnik.



August Karolus, 1930 mit dem Weillerschen Spiegelrad zur Abtastung von Fernsehbildern

 

Karolus war Professor in Leipzig, Zürich und Freiburg. Er entwickelte 1924 die nach ihm benannte Kerr-Karolus-Zelle zur trägheitslosen Lichtsteuerung, eine Weiterentwicklung der auf dem Kerr-Effekt basierenden Kerr-Zelle, durch die die elektronische Bildübertragung für die Fernsehtechnik gefördert wurde. Er führte auch Präzisionsmessungen der Lichtgeschwindigkeit durch. Er war der älteste Sohn des Landwirts August Karolus, dessen Familie seit vielen Generationen einen Hof bewirtschaftete. Er muss wohl bei dem Unterlehrer Ludwig Link in die Vorschule in Reihen gegangen sein. In der Kreisstadt Sinsheim besuchte er dann für sechs Jahre die Großherzogliche Realschule. Er soll sehr fleißig gewesen sein und bastelte gerne. Seine ersten Experimente begannen mit etwa zwölf Jahren, nachdem er von seiner Mutter Emma geb. Kaiser zu Weihnachten einen Experimentierkasten geschenkt bekommen hatte. Ein Universitätsstudium war Karolus aus finanziellen Gründen zunächst nicht möglich, er konnte jedoch in Ettlingen, wo er bei Verwandten unterkam, das Lehrerseminar besuchen und das Examen als Volksschullehrer absolvieren.

Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. 1917 erlitt er in Flandern einen Lungenschuss, der im Feldlazarett nur oberflächlich behandelt wurde und vermutlich zu Karolus’ Tod geführt hätte, wenn ihn nicht sein Bruder zufällig aufgefunden und zur weiteren Behandlung hinter die Frontlinie geschafft hätte. Er verbrachte einige Zeit in einem Lazarett in Hannover und kehrte dann nach Karlsruhe zurück, wo er 1919 das Abitur absolvierte und anschließend Physik und Elektrotechnik zu studieren begann.

Anfang 1920 erhielt er eine Assistentenstelle an der Universität Leipzig, wo er bereits im November 1921 promoviert wurde. 1922 nahm er eine Assistentenstelle mit Lehrauftrag für Elektronik an der Technischen Hochschule Stuttgart an. 1923 kehrte er nach Leipzig zurück. Er forschte an Fernübertragungsmethoden wie dem Lichttelefon und der Bildtelegraphie und führte dazu Versuche mit Photozellen, Röhrenverstärkern für schwache Gleichströme, Röhrensendern, Braunschen Röhren usw. durch. Er verbesserte die Kerr-Zelle zur Steuerung von Lichtschwankungen durch Spannungsschwankungen und ließ sie als Kerr-Karolus-Zelle unter der Nummer 471720 zum Patent eintragen. 1924 präsentierte er eine auf dem Weillerschen Spiegelrad basierende, funktionstüchtige Fernsehapparatur, die er gemeinsam mit der Firma Telefunken kontinuierlich weiterentwickelte. Seine erfolgreichen Versuche veranlassten Hans Bredow, die Fernseh-Entwicklung bei der Reichspost voranzutreiben. Mit dem Telefunken-Karolus-Bildtelegraphen, der auf der Empfangsseite mittels der Kerr-Karolus-Zelle einen lichtempfindlichen Film belichtete, gelang Karolus 1925 die erste Bildübermittlung von Berlin nach Leipzig. Am 2. April 1926 gelangen entsprechende Bildübermittlungen von Berlin nach Wien. Die Reichspost nahm am 1. Dezember 1927 einen planmäßigen Bild-Telegraphie-Verkehr zwischen Berlin und Wien mit dem Telefunken-Karolus-System auf.

Am 1. September 1926 wurde er zum außerordentlichen Professor und Leiter der Abteilung für angewandte Elektrizitätslehre an der Universität Leipzig. Im Folgejahr schloss Karolus einen General-Lizenzvertrag mit den Firmen Telefunken, AEG und Siemens ab. Das so genannte Siemens-Karolus-Telefunken-System diente für Bildübertragungen zwischen Berlin und Rom sowie Rio de Janeiro, später auch nach Moskau, London und Japan. Karolus frühe Entwicklungen basierten zunächst auf dem Zwischenfilm-Verfahren, bei dem die Bildsignale auf der Empfangsseite auf Film belichtet und dann erst projiziert wurden, was aufgrund der Belichtungs- und Entwicklungsabläufe einen Zeitversatz von etwa 85 Sekunden mit sich brachte. Seine Geräte waren aufwändig, erreichten jedoch unter Hinzunahme des Weillerschen Spiegelrads bald Bildgrößen von bis zu 75 × 75 cm bei 96 Zeilen pro Bild. Auf der Funkausstellung in Berlin 1928 konkurrierte Karolus mit dem System des ungarischen Physikers Dénes von Mihály, der nur eine Bildgröße von 4 × 4 cm bei 30 Zeilen pro Bild erreichte. Die einfache und günstige Lösung Mihálys konnte trotz der schlechteren Werte überzeugen, so dass Mihálys 30-Zeilen-Bild bei der ersten Normfestlegung für Fernsehsignale Modell stand. 1929 testete die Reichspost weitere Entwicklungen von Telefunken-Karolus, Mihály, Fernseh AG und des Reichspostzentralamtes.

Am 18. November 1930 wurde Karolus für seine bisherigen Forschungen mit der Heinrich-Hertz-Medaille in Gold ausgezeichnet. In der Folgezeit widmete sich Karolus insbesondere der Entwicklung von großformatigen Fernsehübertragungssystemen. 1935 fertigte er eine Fernsehtafel mit einer Größe von 4 × 5 Metern und 40.000 Bildpunkten. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sein Institut in Leipzig zerstört. 1944 heiratete er seine langjährige Mitarbeiterin Dr. Hilde Geest, mit der er nach Kriegsende von seinem Heimatort Reihen aus Verbindungen nach Zürich knüpfte, wohin er 1946 übersiedelte, um als beratender Ingenieur bei einem Unternehmen tätig zu sein.

1955 folgte er einer Professur für angewandte Physik an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Dort widmete er sich insbesondere Verfeinerungen bei der Messung der Lichtgeschwindigkeit und der Schwingquarzforschung. Nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit 1962 arbeitete er ab 1964 in seinem eigenen Laboratorium. Prof. Dr. August Karolus starb im Alter von fast 80 Jahren am 1. August 1972 in Zürich an den Folgen eines Herzinfarkts. Die Karolussche Villa, die August-Karolus-Straße, das Prof.-Karolus-Stadion erinnern in seinem Heimatort Reihen an ihn. Außerdem kommen die Erträge der 1980 von seiner Witwe gestifteten August-Karolus-Stiftung Notdürftigen aus Reihen zugute.

 

2. Dénes von Mihály

Geboren am 7. Juli 1894 in Gödöllő (Österreich-Ungarn); gestorben am 29. August 1953 in Berlin; eigentlich Dénes Imre Maria Mihályi war ein ungarischer Physiker und Techniker. Er war Entwickler eines mechanischen Fernsehsystems

 

 

Dénes von Mihály beschäftigte sich bereits als Student in Budapest mit dem Gedanken, Bilder elektrisch über weite Strecken zu übertragen. Nach seinen eigenen Angaben soll ihm das erstmals am 7. Juli 1919 mit seinem Telehor genannten Apparat gelungen sein, als er Schattenbilder von sich bewegenden Scheren und Zangen via Kabel fünf Kilometer weit übertragen haben will. Seine Apparatur soll dabei mit einer Nipkow-Scheibe, also mit mechanischer Abtastung, gearbeitet haben. Nachweisbar sind Mihalys Behauptungen von erfolgreichen Fernsehversuchen im Jahre 1919 allerdings nicht.

 

Anfang 1923 gründete Mihály in Berlin-Wilmersdorf die Telehor AG, die ein fernsehtechnisches Labor betrieb; er veröffentlichte noch im gleichen Jahr das erste Buch, welches sich ausschließlich mit der Fernsehtechnik beschäftigte: Das elektrische Fernsehen und das Telehor. Von Februar 1925 an arbeitete das Unternehmen auch mit der Reichspost zusammen; so gelangen im Februar 1928 die ersten Bildübertragungen aus dem Telehor-Labor zum Telegrafentechnischen Reichsamt. Auf der 5. Funkausstellung konnte man dann der Öffentlichkeit ein Fernsehbild zeigen: Der Telehor arbeitete nach wie vor mit mechanischer Abtastung, er zeigte ein nur 4 × 4 cm großes, mit einer Lupe zu betrachtendes Bild. Es bestand aus 30 Zeilen und insgesamt 900 Punkten. 10 Bildwechsel je Sekunde erlaubten keine fließende Bewegung. Mihály bot das Gerät als Telehor Volksfernseh-Empfänger an; es wurde jedoch aufgrund der geringen Bildqualität kaum verkauft, zumal auch keine Tonübertragung vorgesehen war. In der Nacht vom 8. zum 9. März 1929 wurde aus dem Reichspostzentralamt ein mittels Telehor-Bildabtaster umgewandeltes Bild über Mittelwelle ausgestrahlt, damit es die fernsehtechnischen Labore in der Umgebung empfangen konnten. Auch dabei machten sich die Grenzen eines mechanischen Fernsehens bemerkbar.

 

3. Karl Ferdinand Braun

Geboren am 6. Juni 1850 in Fulda; †gestorben am 20. April 1918 in New York war ein deutscher Physiker, Lehrer, Elektrotechniker und Nobelpreisträger, der in besonderem Maße daran mitwirkte, die von Heinrich Hertz 1888 experimentell nachgewiesene elektromagnetische Strahlung nachrichtentechnisch nutzbar zu machen.

Auch sehr bekannt wurde er durch die Erfindung der Halbleiterdiode, nachdem Frederick Guthrie den Gleichrichtereffekt in Halbleitern entdeckte.

 

Als sechstes von sieben Kindern des kurhessischen Gerichtsbeamten Konrad Braun besuchte Ferdinand das Domgymnasium Fulda.[1] Nach dem Abitur studierte er 1868/69 Mathematik und Naturwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg. 1868/69 wurde er Konkneipant, am 6. Mai 1878 Corpsschleifenträger der Teutonia Marburg. Dem Corps gehörten auch seine Brüder Philipp und Adolf an. Sein ältester Bruder war Wunibald Braun, der Mitgründer der Firma Hartmann & Braun.

1869 ging Braun nach Berlin, wo er im Privatlabor von Heinrich Gustav Magnus arbeiten durfte, was als besondere Auszeichnung galt. Nach Magnus’ Tod im Frühjahr 1870 setzte Braun seine Studien bei Georg Hermann Quincke fort. Über Saitenschwingungen promovierte er 1872 zum Doktor der Physik (Dr. phil.) bei Quincke und folgte diesem als Assistent von 1872 bis 1874 an die Universität Würzburg. Im Jahre 1885 heiratete Braun Amélie Bühler aus dem badischen Lahr; sie bekamen zwei Söhne und zwei Töchter.

Da Braun kein Geld besaß, um als Assistent und später Privatdozent tätig zu sein, legte er 1873 in Marburg das Staatsexamen für Gymnasiallehrer ab und nahm im folgenden Jahr eine Anstellung als zweiter Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Thomasschule Leipzig auf. Dort betrieb er nebenbei wissenschaftliche Untersuchungen der Schwingungs- und Stromleitung, wobei ihm seine erste große Entdeckung gelang. Zu dieser äußert er sich in den Annalen der Physik und Chemie von 1874: „… bei einer großen Anzahl natürlicher und künstlicher Schwefelmetalle … der Widerstand derselben verschieden war mit Richtung, Intensität und Dauer des Stroms. Die Unterschiede betragen bis zu 30 % des ganzen Wertes“.

Dieser Gleichrichtereffekt an Bleisulfidkristallen widersprach dem Ohmschen Gesetz, fand aber dennoch kaum Beachtung. Allerdings begründete es den wissenschaftlichen Ruf von Ferdinand Braun. Eine Erklärung für diesen Effekt konnte Braun trotz intensiver Forschung zeitlebens nicht mehr geben, dazu fehlten damals noch die physikalischen Grundlagen – dies gelang erst im 20. Jahrhundert mit den Erkenntnissen der Quantenphysik. Er gilt damit dennoch als der Entdecker der Halbleiter-Diode im Jahre 1874.

Während seiner Zeit in Leipzig schrieb Braun sein einziges Buch: „Der junge Mathematiker und Naturforscher – Einführung in die Geheimnisse der Zahl und Wunder der Rechenkunst“, das 1876 erschien und mehrere Auflagen, zuletzt im Jahre 2000, erlebte. Er wollte damit bei seinen Schülern das Interesse für die mathematischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Natur wecken.

1877 wurde Braun zum außerordentlichen Professor für Theoretische Physik in Marburg ernannt. Er ging 1880 nach Straßburg und erhielt 1883 eine ordentliche Professur für Physik an der Universität Karlsruhe. Hier entwickelte er 1884 das Elektrische Pyrometer. 1884 erhielt er einen Ruf der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und wirkte dort ab 1. April 1885 in leitender Funktion an der Gründung und dem Aufbau des Physikalischen Instituts mit. Hier beschrieb er 1887 auch das Le Chatelier-Braun-Prinzip (Prinzip vom kleinsten Zwang) und entwickelte das Braunsche Elektrometer. Kurz darauf erfolgte 1889 die erste Demonstration der Braunschen Röhre, die noch eine kalte Kathode besaß und nur ein geringfügiges Vakuum aufwies. 1895 wurde er Direktor des Physikalischen Instituts und Professor der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. Nach der Erfindung der drahtlosen Telegraphie 1898 gehörte er zu den Mitbegründern der Funkentelegraphie GmbH in Köln. Kurze Zeit darauf, im Jahre 1903 war er Mitbegründer des Unternehmens Telefunken in Berlin. 1905/06 war er Rektor der Universität Straßburg Im Jahre 1906 war er an der Entwicklung des ersten Kristallempfängers mitbeteiligt.

Braun galt unter seinen Studenten als Meister des verständlichen Vortrags und des auch für Laien spektakulären Experiments, ein Stil, der sich auch schon in seinem schon erwähnten Lehrbuch „Der junge Mathematiker und Naturforscher“, dessen Inhalt locker und teilweise humorig daherkommt, gezeigt hatte. Zudem verfasste er zahlreiche Beiträge für die Satirezeitschrift Fliegende Blätter. Von seinen Schülern sind Jonathan Zenneck, ein Pionier der Ionosphärenforschung, sowie Leonid Isaakowitsch Mandelstam und Nikolai Dmitrijewitsch Papalexi als Begründer der russischen Hochfrequenztechnik, hervorzuheben. Max Dieckmann war Doktorand und Assistent bei ihm.

 

Ehrungen für Karl Ferdinand Braun

 

Erfindungen und Entwicklungen von Karl Ferdinand Braun 

Braunsche Röhre

Die noch heute anhaltende Bekanntheit verdankt Braun seiner Kathodenstrahlröhre, die nach ihm auch oft Braunsche Röhre genannt wird. Heute versteht man darunter stets eine Hochvakuum-Röhre, in der ein Elektronenstrahl in Horizontal- und Vertikalrichtung abgelenkt werden kann. Die erste Version, sie entstand 1897 in Straßburg, fiel aber bei weitem noch nicht so perfekt aus: sie besaß nur eine kalte Kathode und ein mäßiges Vakuum, was 100.000 V Beschleunigungsspannung erforderte, um eine Leuchtspur des magnetisch abgelenkten Strahls erkennen zu können. Auch betraf die magnetische Ablenkung nur eine Richtung, die andere lief über einen vor der Leuchtfläche aufgebauten Drehspiegel ab. Die Industrie interessierte sich aber sofort für diese Erfindung, weswegen sie umgehend weiterentwickelt werden konnte. Schon 1899 führte Brauns Assistent Zenneck Kippschwingungen zur magnetischen Y-Ablenkung ein, später folgten Glühkathode, Wehnelt-Zylinder und Hochvakuum. Diese Röhre konnte nicht nur für Oszilloskope verwendet werden, sondern wurde erstmals durch Manfred von Ardenne auch als ein grundlegendes Bauteil bei der ersten vollelektronischen Fernsehübertragung am 14. Dezember 1930, als sogenannte Bildröhre für Fernsehgeräte verwendet, obwohl Braun diese selbst als für das Fernsehen ungeeignet bezeichnet hatte.

 

Funkempfänger

Mit Erfindung seiner Röhre begann Braun auch auf dem Gebiet der drahtlosen Telegrafie zu forschen. Ein Problem in der Funktechnik bestand in einem zuverlässig funktionierenden Empfänger: Braun war es als Physiker gewohnt, sich mit reproduzierbaren Versuchsbedingungen zu beschäftigen, diesen Bedingungen entsprachen die damals üblichen Kohärer-Empfänger aber kaum. So ersetzte Braun den Kohärer durch einen Kristalldetektor, was damals einen großen Fortschritt in der Empfindlichkeit der Empfänger brachte – auch wenn der Kristalldetektor immer wieder neu eingestellt werden musste. Erst die Elektronenröhre konnte den Kristalldetektor ablösen, der aber – neben beispielsweise Germaniumdioden – weiterhin für einige Zeit in einfachen Empfängern Verwendung fand. Auch die ersten UKW-Radaranlagen nutzten noch einen Detektor.

Der technikbegeisterte Kölner Schokoladeproduzent Ludwig Stollwerck gründete Ende 1898 in Köln ein Konsortium zur Verwertung der Braun’schen Patente. Stollwerck brachte 560.000 Mark Gesellschaftskapital ein. Nach Erreichen der Funkverständigung über eine größere Entfernung wurde das Konsortium in die „Professor Braun’s Telegraphie Gesellschaft GmbH“ umgewandelt, aus der später die Telefunken AG hervorging. 1900 stellte Stollwerck den Kontakt zu Professor August Raps, Vorstand der „Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske“ her, die später den Apparatebau übernahm.

 

Funksender

 

Der Braun-Sender

 

24. September 1900, Funkbrücke Cuxhaven – Helgoland Köpsel, Braun, Zenneck

 

Von Ferdinand Braun mitentwickelte „fahrbare Station für drahtlose Telegraphie zu mili­tärischen Zwecken“, 1903

 

Sendeseitig konnte Braun der Funktechnik ebenfalls zu gewaltigen Fortschritten verhelfen: Guglielmo Marconi hatte seinen Sender vorwiegend empirisch zustande gebracht, so dass ihn Braun mit Betrachten des physikalischen Hintergrunds verbessern konnte. Waren Schwing- und Antennenkreis ursprünglich eins, so trennte Braun diese beiden Teile. Nun gab es einen Primärkreis, bestehend aus Kondensator und Funkenstrecke, und einen daran induktiv gekoppelten Antennenkreis, wodurch sich damit die ausgesendete Energie in diesem System steigern ließ.

So kam es schon 1898 zu derart leistungsfähigen Anlagen, dass der Begriff „Ferntelegrafie“ seine Berechtigung erhielt: konnten bislang nur bis zu 20 km überbrückt werden, stiegen die Entfernungsrekorde von Monat zu Monat. Am 24. September 1900 gelang eine Funkbrücke zwischen Cuxhaven und Helgoland über eine Entfernung von 62 km. Am 12. Dezember 1901 empfing Marconi Funksignale von seiner Station Poldhu (Cornwall) auf dem Signal Hill bei St. Johns, Neufundland. Marconi verwendete einen Sender in Braun-Schaltung. Ob dieser Empfang tatsächlich möglich gewesen ist, ist in der Literatur umstritten. Parallel dazu versuchte Braun, die Knallfunken-Technik zu ersetzen, welche nur gedämpfte Schwingungen erzeugte. Es gelang ihm mit Wechselstromgeneratoren, die ungedämpfte Schwingungen erzeugten, während ihm eine Rückkopplungsschaltung mit Elektronenröhren noch nicht gelang.

Zusammen mit Georg Graf von Arco und Adolf Slaby gehörte Ferdinand Braun zu den Entwicklern des Konzepts von „fahrbaren Stationen für drahtlose Telegraphie zu militärischen Zwecken“, das 1903 in einer praktischen Umsetzung durch AEG und Siemens & Halske mündete. Das System bestand aus zwei von Pferden gezogenen Wagen („Vorder- und Hinterwagen“), wobei im Vorderwagen alle Sende- und Empfangsapparate sowie eine Batterie, im Hinterwagen Hilfs- und Resevemittel sowie eine Reservebatterie untergebracht waren. Dies ermöglichte in schwierigem Gelände eine Trennung der Wagen, weil die Station auch mit dem Vorderwagen allein betrieben werden konnte.

 

Antennen

Ein frühes Problem des Richtfunks, die gezielte Ausrichtung von Sende- und Empfangsantenne zueinander, beschäftigte Braun ebenfalls sehr. So war er einer der ersten, denen eine gerichtete Abstrahlung gelang. Er optimierte die Wirkung von Antennen anhand von Berechnungen.

 

Braunsches Elektroskop

Braun gilt als Erfinder des Zeigerelektroskops, das daher nach ihm benannt ist. Braun gehörte zu den Mitbegründern der Funkentelegrafie GmbH in Köln (1898) und der Gesellschaft für drahtlose Telegrafie Telefunken in Berlin (1903). Letztere führte ihn 64-jährig und mit angeschlagener Gesundheit nach New York: Die Großfunkstelle Sayville, das Pendant zu Nauen, sollte aufgrund von Patentstreitigkeiten ihren Betrieb einstellen. Der Prozess zog sich hin, woraufhin Braun vom Kriegseintritt der USA überrascht wurde und deswegen nicht mehr zurückreisen durfte.

Todesanzeige von Siemens & Halske und Telefunken für Ferdinand Braun 

 

Grabstätte von Karl Ferdinand Braun, Fulda

 

Während des Ersten Weltkriegs lebte er als Kriegsinternierter weitgehend ungestört in Brooklyn, bis er am 20. April 1918 an den Folgen eines Unfalls starb. Sein Wunsch war es, in seiner Heimatstadt Fulda beigesetzt zu werden. Da eine Überführung während des Ersten Weltkrieges nicht möglich war, gelang es seinem Sohn Konrad erst im Jahre 1921, die Urne mit den sterblichen Überresten nach Fulda zu überführen. Die Beisetzung fand am 4. Juni 1921 statt. Es waren nur wenige Menschen erschienen.

 

4. Walter Bruch

 

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Geboren am 2. März 1908 in Neustadt an der Weinstraße; † 5. Mai 1990 in Hannover war ein deutscher Elektrotechniker und Pionier des deutschen Fernsehens. Er entwickelte das PAL-Farbfernsehsystem.

 

Bruchs Familie zog kurz nach seiner Geburt mit ihm nach Pirmasens, woher seine Familie ursprünglich stammte. Bruch ging in Pirmasens und München zur Schule. Auf Wunsch seines Vaters besuchte er eine kaufmännische Schule, absolvierte aber dann eine Maschinenschlosserlehre in einer Schuhfabrik. Zusätzlich absolvierte er Volontariate bei den Pfalzwerken in Ludwigshafen und in der Pirmasenser Maschinenfabrik Schön & Cie. Ab 1928 besuchte er das Technikum Mittweida in Sachsen. Danach war er Gasthörer an der Universität in Berlin, an der er Manfred von Ardenne und Dénes von Mihály kennenlernte.

Von Beginn der 1930er Jahre an war Walter Bruch an der Entwicklung der Fernsehtechnik beteiligt: 1933 präsentierte er einen „Volksfernsehempfänger“ mit einem selbstgebauten Filmabtaster. Er erhielt 1935 eine Stelle in Berlin als Techniker bei Telefunken, wo Emil Mechau eine spezielle Fernsehkamera für die Olympischen Spiele 1936 entwickelte. Als Kameramann bediente er während der Spiele die Neuentwicklung, die als sogenannte   „Olympiakanone“  Geschichte schrieb. Im Zweiten Weltkrieg betreute er in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde auf dem Prüfstand VII die weltweit erste industrielle Fernsehanlage zur Überwachung der V2-Starts. Nach Kriegsende war er in der ehemaligen Röhrenfabrik Oberspree (RFO, heutiger Behrensbau) der AEG im Labor, Konstruktionsbüro und Versuchswerk Oberspree (LKVO) für die sowjetische Besatzungsmacht tätig und formulierte 1946 eine 625-Zeilen-Fernsehnorm. Bruch und seine beiden Telefunken-Kollegen Werner Nestel und Wilhelm Runge, die alle im Westteil Berlins wohnten, entgingen der Aktion Ossawakim. In den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 1946 wurden 230 Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung mit ihren Familien in die Sowjetunion verschleppt und konnten erst fünf Jahre später zurückkehren.

 

Olympia-Kanone_1936.jpg

1950 kehrte er zu Telefunken zurück und ging in die Entwicklungsabteilung für Fernsehempfänger in Hannover. Dort leitete Bruch das Grundlagenlabor für Empfängertechnik, in dem das am 31. Dezember 1962 zum Patent angemeldete PAL-Farbfernsehsystem entwickelt wurde. Am 3. Januar 1963 wurde das PAL-System von Bruch vor Experten der Europäischen Rundfunkunion (EBU) erstmals vorgeführt.

 

Grabstelle von Walter Bruch in Hannover

 

In der allerersten Ausgabe der beliebten Quiz- und Spielsendung Dalli Dalli im ZDF am 13. Mai 1971 war Walter Bruch anlässlich seiner Erfindung als Gast eingeladen und bildete zusammen mit dem ebenfalls sehr populären Professor Heinz Haber ein Rateteam. Bei der Begrüßung wurde Bruch vom Moderator Hans Rosenthal unter Verweis auf den Erfinder Felix Wankel und den nach ihm benannten Wankelmotor unter anderem gefragt, warum er denn nun sein System ausgerechnet „PAL-System“ genannt habe. Daraufhin antwortete der gutaufgelegte Bruch unter heiterem Applaus und Gelächter des Publikums mit der fröhlichen Gegenfrage „Na, was denken Sie, wenn ich's Bruch-System genannt hätte?“.

Diese humorvolle Antwort hatte allerdings einen durchaus sehr ernsten Hintergrund, denn damals fand ein knallharter politischer und wirtschaftlicher Konkurrenzkampf zwischen dem französischen SECAM-System und dem deutschen PAL-System statt, der bis in die höchsten wirtschaftlichen und politischen Ebenen reichte. Als „Mister PAL“ reiste Walter Bruch jahrelang in verschiedene Länder, um das System zu präsentieren. Er erhielt 1964 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Hannover. Das unter seiner Regie entwickelte analoge PAL-System wurde am 25. August 1967 auf der 25. Großen Deutschen Funk-Ausstellung für die Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin offiziell eingeführt und zu einem weltweit verbreiteten Farbfernsehsystem.

Walter Bruch war Mitglied der Fernseh- und Kinotechnischen Gesellschaft. 1974 ging er in den Ruhestand, beteiligte sich aber weiterhin in verschiedenen Normungsgremien. Bruch starb 1990, das Familiengrab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover. Die nicht weit von dem früheren Telefunken-Grundlagenlabor im Gebäude Vahrenwalder Straße 215 liegende Walter-Bruch-Straße im hannoverschen Stadtteil Brink-Hafen wurde 2002 nach dem Erfinder benannt. Das Haus 3 der Hochschule Mittweida trägt den Namen Walter-Bruch-Bau.

 

Ehrungen für Walter Bruch

  • 1968: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland[6]
  • 1968: Goldene Kamera
  • 1973: Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie
  • 1975: Werner-von-Siemens-Ring
  • 1979: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[7]
  • 1982: Niedersachsenpreis für Wissenschaft
  • 1986: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst

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