Grundig

Max Grundig war ein Pionier der Unterhaltungselektronik. Er erkannte, dass die Menschen nach Unterhaltung suchten, und entwickelte Produkte, die diese Bedürfnisse erfüllten. Mit seinen Rundfunkgeräten sorgte er für den Siegeszug des Radios, und mit seinen Fernsehern für den des Fernsehens. Seine innovative Firma wurde in kurzer Zeit zum führenden Hersteller der Unterhaltungselektronik. Grundigs Produkte waren nicht nur technisch innovativ, sondern auch erschwinglich. Dadurch konnten sie sich ein breites Publikum erschließen. Sein „Magisches Auge“ zur Senderscharfstellung war ein Meilenstein in der Entwicklung des Fernsehens. Es ermöglichte es, Fernsehbilder mit hoher Qualität zu empfangen, auch in Gebieten mit schlechtem Empfang. Max Grundig war ein visionärer Unternehmer, der die Unterhaltungselektronik revolutionierte. Seine Produkte prägten die Lebenswelt von Millionen Menschen in Deutschland und Europa. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des Wirtschaftswunders in Deutschland. 

  

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Max Grundig

 

Inhaltsverzeichnis: 

1. Vorwort

2. Von der Armut zur technischen Leidenschaft und Unternehmensgründung

3. Unternehmerischer Neubeginn 1945

4. Innovationskraft und Visionär im Aufstieg zum Weltkonzern

5. Sicherung eines Wirtschaftswunders

6. Schnell geheuert, schnell gefeuert

7. Trotzt Herausforderungen und wirtschaftlicher Unsicherheit

8. Grundig - Rückblick

9. Ein Kurbad für Grundig 

10. Insolvenzdokumente 

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1. Vorwort  

Max Grundig war ein deutscher Unternehmer und Pionier der Unterhaltungselektronik. Er wurde am 7. Mai 1908 in Nürnberg geboren und starb am 8. Dezember 1989 in Baden-Baden. Grundig begann seine Karriere als Radiomonteur. 1930 gründete er sein eigenes Unternehmen, die Max Grundig Radio-Vertriebs-GmbH. Das Unternehmen produzierte und vertrieb Radios, Tonbandgeräte und Fernseher. In den 1950er und 1960er Jahren war Grundig einer der größten Elektrokonzerne in Deutschland. Ein Meilenstein in Grundigs Karriere war die Entwicklung des „Magischen Auges“. Das „Magische Auge“ war ein neuartiges Empfangsgerät für Fernseher, das die Bildschärfe verbesserte. Das „Magische Auge“ machte Grundigs Fernseher zu einem Erfolg und trug dazu bei, dass sich der Fernseher in Deutschland verbreitete. Grundig war auch ein erfolgreicher Unternehmer. Er baute sein Unternehmen zu einem der größten Elektrokonzerne in Deutschland aus. Grundigs Produkte waren in vielen Ländern beliebt und prägten die Lebenswelt von Millionen Menschen. Max Grundig war ein visionärer Unternehmer und Pionier der Unterhaltungselektronik. Er hat die Entwicklung der Unterhaltungselektronik nachhaltig geprägt und ist eine wichtige Persönlichkeit der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

 

2. Von der Armut zur technischen Leidenschaft und Unternehmensgründung

Am 7. Mai 1908, an einem Donnerstag, ereignete sich in der historischen Stadt Nürnberg eine bedeutsame Begebenheit. Inmitten dieser bemerkenswerten Zeit wurde Max Grundig geboren - eine Persönlichkeit, die später von einem renommierten Astrologen eingehend untersucht wurde. Die Analyse seiner Geburtsstunde enthüllte erstaunliche Eigenschaften, die Max Grundig zeitlebens prägen sollten. Unter anderem zeigte sich in ihm ein beeindruckender Ehrgeiz, eine starke Willenskraft, Selbstbewusstsein, organisatorisches Talent sowie bemerkenswerte Führungsqualitäten. Doch am beeindruckendsten war sein klares Gespür für die Zukunft, das ihm stets den Weg wies.

Es war zweifellos ein beeindruckendes Privileg, dieser faszinierenden Persönlichkeit zu folgen, denn Max Grundig strahlte einen magnetischen Charme aus. Dies verdankte er nicht nur seinem geistigen Scharfsinn, sondern auch seinen praktischen Fähigkeiten, die er geschickt einzusetzen wusste.

Max Grundig wurde in eine Familie des Kleinbürgertums hineingeboren. Sein Vater, Max Emil Grundig, arbeitete als Magazinverwalter, während seine Mutter, Marie, eine talentierte Stanzerin in den Triumphwerken war. Trotz ihrer ehrlichen Arbeit waren die Zeiten von Entbehrungen geprägt, insbesondere während der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Eine tragische Wendung des Schicksals ereilte die Familie, als Max gerade zwölf Jahre alt war. Sein Vater verstarb an den Folgen einer Blinddarmoperation, und sie mussten gemeinsam mit finanziellen Herausforderungen kämpfen.

Als Junge musste Max früh Verantwortung übernehmen und arbeiten, um das Familieneinkommen aufzubessern. Schon im zarten Alter von 14 Jahren begann er im April 1922 eine kaufmännische Lehre bei der renommierten Installationsfirma Hilpert. Währenddessen entwickelte sich seine Faszination für die aufkommenden Radios, die zu dieser Zeit eine wahre technologische Revolution darstellten. Die Stimmen, die er aus der Luft empfangen konnte, faszinierten ihn ungemein. So begann er, intensiv in seinem winzigen Zimmer zu Hause zu experimentieren, um sich mit der Funktechnik vertraut zu machen. In unermüdlicher Fleißarbeit und mit seinem unstillbaren Durst nach Technik und Innovation gelang es Max schließlich, sein erstes Radio selbst zu bauen. Die ersten Töne, die er aus diesem selbstgebastelten Gerät hörte, waren für ihn ein unvergesslicher Moment. Dieser Augenblick markierte den Beginn seiner lebenslangen Leidenschaft für Technologie und Innovation.

 

 

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Grundig Heinzelmann Röhrenradio mit Schaltuhr zum Preis von 248,- DM, Baujahr 1954

 

Doch von all dem wusste der neugeborene Max Grundig natürlich nichts. Als er in die Welt hineingeboren wurde, befand er sich in einem bescheidenen Umfeld des Kleinbürgertums. Seine Eltern, Max Emil Grundig und Marie Hebeisen, mussten in einer Zeit der Entbehrungen leben, die den Kriegs- und Nachkriegsjahren folgte. Als Magazinverwalter verdiente Max Emil Grundig nur begrenzt Geld und musste hart arbeiten, um für die wachsende Familie von nunmehr sieben Köpfen zu sorgen. Von den Herkuleswerken brachte er am Monatsende gerade einmal 278 Mark mit nach Hause. Mit diesem knappen Einkommen war es schwierig, über das Nötigste für das tägliche Leben hinauszukommen. Die Zeiten waren hart, und Max Grundig erinnerte sich später an die Jahre zwischen 1914 und 1918, in denen er oft Hunger verspürte.

Doch das Schicksal sollte noch eine härtere Prüfung für den jungen Max bereithalten. Im Alter von zwölf Jahren verlor er tragischerweise seinen Vater. Max Emil Grundig starb an den Folgen einer unsachgemäß durchgeführten Blinddarmoperation, die das Leben der Familie in noch größere Unsicherheit stürzte. Trotz dieser schwierigen Umstände bewies Max Grundig schon in jungen Jahren einen bemerkenswerten Überlebenswillen und eine außergewöhnliche Entschlossenheit. Er musste früh Verantwortung übernehmen und seinen Beitrag leisten, um das finanzielle Gleichgewicht zu wahren. Doch die Herausforderungen, denen er sich in seiner Kindheit und Jugend stellte, sollten ihn nicht davon abhalten, sein wahres Potenzial zu entdecken.

Es war in diesen frühen Jahren, dass Max Grundig auch seine Leidenschaft für Technologie und Innovation entwickelte. Inmitten der Entbehrungen experimentierte er mit Radios und entdeckte die faszinierenden Stimmen, die in der Luft zu hören waren. Diese erste Begegnung mit der Funktechnik legte den Grundstein für seine spätere Karriere und sein tiefes Interesse an der Welt der Elektronik.

Die Erfahrungen seiner Jugend prägten Max Grundig und formten seinen unerschütterlichen Ehrgeiz, der ihn später dazu antrieb, ein bedeutender Unternehmer und Visionär zu werden. Aus den bescheidenen Anfängen in einem Kleinbürgerhaushalt schuf er ein Vermächtnis, das die Technikwelt nachhaltig beeinflusste und bis heute in Erinnerung bleibt. Max Grundig hat bewiesen, dass selbst in Zeiten der Entbehrung und des persönlichen Verlusts außergewöhnliche Talente und der Glaube an die eigene Vision die Weichen für eine beeindruckende Zukunft stellen können.

 

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Blick vom Turm des Verwaltungsgebäudes nach Osten, im Vordergrund der obere Kurgarten mit dem ehemaligen Springbrunnen, dahinter das Kurbadgebäude von 1914.

 

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Am 24. Mai 1920 ereignete sich in Nürnberg ein schicksalhaftes Ereignis, das das Leben des jungen Max Grundig für immer verändern sollte. An diesem Tag verlor er seinen geliebten Vater, und die Familie musste mit der finanziellen Belastung zurechtkommen, da die Familienrente von elf Reichsmark und das geringe Einkommen seiner Mutter nicht ausreichten, um den Lebensunterhalt zu decken. In Anbetracht dieser Herausforderungen musste Max früh Verantwortung übernehmen und seinen Teil dazu beitragen.

Im April 1922 fand Max schließlich eine kaufmännische Lehrstelle bei der renommierten Firma Hilpert, wo er zu Beginn ein bescheidenes Gehalt von 30 Mark erhielt. Trotzdem gab er einen Großteil seines Verdienstes zu Hause ab, um die Familie zu unterstützen, während er sich von seinem verbliebenen Taschengeld 100 Meter Antennendraht kaufte. Dieser Draht war entscheidend für seine faszinierenden Basteleien, denn das Radio, das zu dieser Zeit gerade in Mode kam, übte eine magische Anziehungskraft auf den 16-jährigen Max aus. Er war begeistert von den Stimmen, die er in der Luft hörte, und entwickelte den Wunsch, sie in einen kleinen Kasten einzufangen. So verbrachte er jede freie Minute in seinem winzigen Zimmer mit geheimnisvollen Apparaten und experimentierte mit großer Begeisterung und unstillbarer Neugier. Die ersten kläglichen Töne, die er aus seinen Kopfhörern hörte, entfachten in ihm eine unerbittliche Leidenschaft für Technologie und Innovation. Fortan war alles Neue und Unbekannte eine Quelle der Faszination für ihn.

Über die Jahre hinweg entwickelte Max Grundig seine technischen Fähigkeiten weiter und wagte sich sogar an den Bau eines Bildfunkempfängers, von dem er in der Zeitung gelesen hatte. Mit beeindruckendem Geschick gelang es ihm, das Gerät zu bauen und Bilder von Boxlegende Max Schmeling zu empfangen. Obwohl seine Umgebung dies als "Radio-Spleen" spöttisch betrachtete, ließ ihn seine Begeisterung nicht los. Das Basteln und Experimentieren blieb vorerst ein Hobby, während er weiterhin im Büro von Installateur Hilpert arbeitete. Doch eine Gelegenheit sollte sich bieten, die alles verändern würde. Sein Chef beförderte ihn zum Filialleiter in Fürth, und Max nutzte geschickt die Chance, um eine Umsatzprovision auszuhandeln, die ihm zusätzliches Geld einbrachte. Damit konnte er in Fürth seine selbstgebauten Radios verkaufen und betrat somit das Terrain, auf dem er später als erfolgreicher Unternehmer triumphieren würde.

Als er finanziell etwas sicherer war, entschied er sich für eine Ehe und wurde Vater. Obwohl die Ehe scheiterte, blieb die innige Beziehung zu seiner Tochter Inge ein lebenslanger Begleiter. Der Wunsch, sein eigener Chef zu sein, wurde immer stärker, und Max Grundig erkannte sein Potenzial, Geld zu verdienen. So legte er 3000 Mark beiseite und lieh sich weitere 3000 Mark von einem Freund. Mit diesem Kapital wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und mietete einen leerstehenden Laden in Fürth, um sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Die Vermieterin, besorgt um seinen Erfolg und seine Zukunft, bestand darauf, dass Max' Mutter den Mietvertrag aus "Sicherheitsgründen" unterschrieb. Zögerlich stimmte sie schließlich zu, aber Max Grundig war entschlossen, seinen eigenen Weg zu gehen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Dieser mutige Schritt sollte sich als Wendepunkt in Max Grundigs Leben erweisen, der ihn auf den Weg zu einem der bedeutendsten Unternehmer und Innovatoren seiner Zeit führte. Seine außergewöhnliche Leidenschaft für Technologie und sein unerschütterlicher Glaube an seine Visionen sollten ihm helfen, sein eigenes Elektronikunternehmen zu gründen und eine Erfolgsgeschichte zu schreiben, die bis heute nachwirkt.

 

1928

In Berlin findet die fünfte „ Große Deutsche Funkausstellung" statt, auf der zahlreiche Radiogeräte präsentiert werden. Anläßlich dieser Funkausstellung werden erste Fernsehversuchssendungen vorgeführt, die aber nur wenig beachtet werden.

 

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Grundig Röhrenradio

 

Tatsächlich teilten viele die Skepsis und Bedenken angesichts der Wirtschaftskrisen und der unsicheren Zeiten, die in den 1930er Jahren herrschten. Doch Max Grundig war von Natur aus ein Optimist und von seinem Vorhaben so überzeugt, dass er keine Zweifel an der Gründung seines eigenen Unternehmens hatte. Am 15. November 1930 erfolgte die offizielle Eintragung seiner ersten eigenen Firma beim Fürther Amtsgericht.

Rückblickend erinnerte sich Max Grundig daran, dass er niemals auch nur für eine Sekunde in Betracht gezogen hatte, dass seine Geschäftsgründung scheitern könnte. Sein Glaube an den Erfolg war unerschütterlich, und er ließ sich nicht von möglichen Hindernissen oder Misserfolgen abhalten. Für ihn war die Möglichkeit, dass sein Unternehmen scheitern könnte, einfach undenkbar und eine Katastrophe, die er nicht einmal in Betracht zog.

Es war sein außergewöhnlicher Optimismus, gepaart mit seiner unerschütterlichen Entschlossenheit, die die Triebkräfte hinter der Errichtung des Grundig-Imperiums waren. Max Grundig ließ sich nicht von den Herausforderungen seiner Zeit entmutigen. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, sein Unternehmen voranzubringen und seine Visionen in die Realität umzusetzen.

Sein unbeirrbares Vorwärtsstreben und sein Pioniergeist führten dazu, dass das Grundig-Imperium zu einem der führenden Elektronikunternehmen seiner Zeit wurde. Max Grundig schuf ein Erbe, das weit über seine Zeit hinausreichte und die Technologieindustrie nachhaltig beeinflusste.

Die Erfolgsgeschichte von Max Grundig und seinem Unternehmen ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Entschlossenheit, Optimismus und der Glaube an die eigene Vision Berge versetzen können. Sein mutiger Schritt, sein eigenes Unternehmen zu gründen, sollte sich als wegweisend erweisen und ihn zu einem der bedeutendsten Unternehmer seiner Zeit machen. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass selbst in den schwierigsten Zeiten wahre Pioniere und Visionäre Wege finden, um ihre Träume zu verwirklichen und die Welt zu verändern.

 

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3D Klang - räumliche Klangwiedergabe durch die seitlichen Lautsprecher

 

In den darauf folgenden Jahren bewies sich Max Grundigs Vision und Instinkt immer wieder auf beeindruckende Weise. Angefangen mit seinem kleinen Laden in der Fürther Sterngasse, der übrigens schräg gegenüber von Ludwig Erhards Elternhaus lag, zeigte der junge Unternehmer bereits früh, dass er über einen besonderen Instinkt verfügte. Dieser Instinkt sollte ihn auf seinem steilen Aufstieg begleiten und zu einem außergewöhnlichen Unternehmer machen. Max Grundig schien förmlich Trends zu erahnen und die Bedürfnisse des Marktes intuitiv wahrzunehmen. Er hatte eine bemerkenswerte Fähigkeit, Lücken und Nischen zu erkennen, die er konsequent ausnutzte. Seine Reaktionen waren so durchdacht und folgerichtig, dass seine Konkurrenten nur noch das Nachsehen hatten. Bevor sie überhaupt reagieren konnten, hatte Max Grundig bereits die Herausforderung gemeistert und seine innovativen Produkte auf den Markt gebracht.

Mit diesem einzigartigen Gespür für den Markt gelang es ihm, das Unternehmen stetig zu erweitern und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Grundig-Produktpalette wuchs kontinuierlich und umfasste bald Radios, Fernseher, Tonbandgeräte und vieles mehr. Seine innovativen Ideen und Produkte fanden bei den Verbrauchern großen Anklang, was zu einem stetigen Wachstum des Unternehmens führte.

Max Grundigs außergewöhnlicher Unternehmergeist und sein untrügliches Gespür für den Markt machten ihn zu einem wahren Vorreiter in der Elektronikbranche. Seine Vision und Entschlossenheit trieben ihn immer weiter an, und er wurde zu einer bekannten Persönlichkeit in der Wirtschaftswelt. Doch trotz seines rasanten Aufstiegs und seines Erfolgs blieb Max Grundig bescheiden und bodenständig. Er war ein Mann der Tat und handelte lieber, als nur zu reden. Seine Leidenschaft für Technologie und sein unerschütterlicher Glaube an seine Ideen waren die Grundlagen für den Erfolg des Unternehmens.

 

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Magisches Auge zur Senderabstimmung durch Röhre EM34

 

1930

In den 1930er Jahren erlebte die Radiobranche einen regelrechten Boom, da die Begeisterung für dieses neue Medium stetig wuchs. Max Grundig erkannte früh das enorme Potenzial und baute auf die wachsende Begeisterung für Radios. Mit einem Monteur an seiner Seite begann er im November/Dezember 1930 damit, durch Anzeigen in der Nordbayerischen Zeitung sein Geschäft anzukurbeln. Obwohl die Anzeigen anfangs nicht viele Kunden anzogen, verbreitete sich positive Mundpropaganda über die günstigen Preise und den prompten Service, was schließlich zu einem gewissen Kundenstrom führte.

Anfangs lag der Schwerpunkt des Geschäfts hauptsächlich auf dem Verkauf von Ersatzteilen, Batterien, Glühbirnen und Bastelzubehör. Doch mit der allmählichen wirtschaftlichen Erholung Mitte der 30er Jahre und sinkender Arbeitslosigkeit konnten sich die Menschen neben den Lebensnotwendigkeiten auch wieder bescheidenere Träume erfüllen, wie zum Beispiel den Wunsch nach einem Radio. Die steigende Anzahl von Radiobesitzern führte auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Reparaturen, was Max Grundig als Chance erkannte. Er erweiterte sein Geschäft, stellte einen zweiten Monteur ein und zog in ein größeres Ladenlokal in der Schwabacher Straße um.

Max Grundig zeigte sich geschäftstüchtig und informierte sich regelmäßig auf der Berliner Funkausstellung über die neuesten Entwicklungen in der Branche. Zusätzlich hatte er das Glück, dass Nürnberg Wechselstrom und Fürth Gleichstrom nutzten. Dadurch kam es häufig vor, dass Transformatoren beschädigt wurden, wenn Menschen von einer Stadt in die andere zogen. Max Grundig nutzte diese Gelegenheit und begann, defekte Transformatoren mit neuen Spulen zu versehen. Die Nachfrage nach seinen Diensten wuchs schnell, sowohl von Privatkunden als auch von anderen Unternehmen, die das Potenzial dieser Nische unterschätzt hatten.

Das Geschäft florierte, und die Belegschaft wuchs rasch. Max Grundig investierte in Wickelmaschinen und stellte zusätzliche Mitarbeiter ein, darunter einen Buchhalter, eine Bürohilfe und einen Lehrling. Auch seine Schwestern fanden berufliche Perspektiven im Unternehmen und unterstützten den Betrieb. Max Grundig betonte später, dass sein Geschäftserfolg auf seinem technischen Know-how mit Gleich- und Wechselstrom basierte, was ihm einen klaren Vorteil verschaffte. Diese Zeit bildete den Grundstein für das Wachstum des Unternehmens, das sich unter Max Grundigs visionärer Führung zu einem der führenden Unternehmen in der Elektronikindustrie entwickeln sollte. Seine Innovationsfreude, sein Geschäftssinn und sein technisches Fachwissen waren die Schlüssel zu seinem bemerkenswerten Erfolg.

 

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Die Geburtsstunde des Rundfunks. Im Berliner Vox-Haus entsteht 1923 das erste deutsche Studio zur Ausstrahlung von Hörfunksendungen

 

In den Anfangsjahren brachte eine erfolgreiche Transformatoren-Reparatur Max Grundigs Laden etwa 16 bis 60 Reichsmark ein, was zu einem monatlichen Gewinn von rund 1000 Reichsmark führte. Statt den Gewinn für sich zu behalten, reinvestierte Max Grundig sofort in den Betrieb, was sich später als Erfolgsrezept erweisen sollte. Er kaufte einen DKW Lieferwagen für seine zwei Monteure, die fortan als rollender Kundendienst durch die Stadt fuhren, Geräte auslieferten und Antennen aufstellten. Dies trug dazu bei, den Umsatz weiter zu steigern.

Im Jahr 1938 erlebte Max Grundig zwei bedeutende Ereignisse: Zum einen heiratete er zum zweiten Mal Anneliese Jürgensen, eine Frau aus der Theaterwelt. Zum anderen erreichte sein Unternehmen erstmals eine Umsatzmillion, was seinen Ehrgeiz weckte. Er wollte sich nicht mehr nur mit dem Dasein eines durchschnittlichen Einzelhändlers begnügen, sondern auch in die Produktion einsteigen. Die Idee, nicht nur Transformatoren zu reparieren, sondern auch neue herzustellen, ließ ihn nicht mehr los. Kurzentschlossen organisierte er Materialien wie Bleche, Spulenkerne und Draht und begann mit der Produktion. Bereits im ersten Jahr verließen 30.000 Kleinsttransformatoren die Fabrik.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 brachte eine neue Entwicklung für das Unternehmen mit sich - die Wehrmacht wurde ein wichtiger Großkunde. Die Armee schickte ihre defekten Geräte zur Reparatur, ließ alte Transformatoren wickeln und bestellte neue. Obwohl Max Grundig schließlich selbst eingezogen wurde, konnte sein Meister die Produktion aufrechterhalten, was für das junge Unternehmen von großer Bedeutung war.

Inmitten des Krieges hatte Max Grundig persönlich Glück und gelang es ihm, mit einigen cleveren Tricks in die Transportkommandatur in Nürnberg versetzt zu werden. Dort konnte er seinen Dienst im Bunker verrichten und tagsüber sein Geschäft managen. Sein unermüdlicher Einsatz und eiserner Wille waren entscheidend, da der Bombenkrieg immer näher rückte und eine Auslagerung der Produktion erforderlich wurde. Max Grundig verlegte den Betrieb in das nahegelegene Dorf Vach, wo er leerstehende Wirtshäuser anmietete und Wickelmaschinen aufstellen ließ. Täglich wurden dort 100 bis 200 defekte Transformatoren repariert, die von der Wehrmacht zur Reparatur geschickt wurden. Zudem wandten sich Radiohändler aus dem gesamten Reichsgebiet an ihn.

Trotz der schwierigen Kriegsumstände bewies Max Grundig Beharrlichkeit und Geschäftssinn, was ihm half, sein Unternehmen weiter voranzutreiben. Seine Entschlossenheit und seine Fähigkeit, Chancen zu erkennen und zu nutzen, trugen dazu bei, dass Grundig zu einem bedeutenden Akteur in der Elektronikindustrie aufstieg. Seine Fähigkeit, das Geschäft auch in Zeiten der Unsicherheit zu führen und sein Unternehmensgeist machten ihn zu einem herausragenden Unternehmer seiner Zeit.

 

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Am 15. November 1930 wagte Max Grundig zusammen mit seinem Teilhaber Karl Wurzer den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete ihr Geschäft in der Sternstraße (heute Ludwig-Erhard-Straße) mit einem Startkapital von 3.000 Mark. Direkt nebenan befand sich das Cafe "Fürst", wo er zufällig Ludwig Erhard kennenlernte.

Diese Begegnung sollte später eine bedeutende Rolle spielen, da Ludwig Erhard in der Zukunft als Bundeswirtschaftsminister und später als Bundeskanzler maßgeblich an der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland beteiligt war. Die zufällige Begegnung in diesem Café würde eine Verbindung zwischen den beiden Männern schaffen, die später noch von großer Bedeutung sein sollte.

Mit dem Laden in der Sternstraße legte Max Grundig den Grundstein für sein späteres Elektronikimperium, das zu einem der führenden Unternehmen in der Branche werden sollte. Sein Pioniergeist und seine unternehmerische Vision sollten ihn zu einem der erfolgreichsten und innovativsten Geschäftsleute seiner Zeit machen. Die Anfänge waren bescheiden, aber sie legten den Grundstein für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die die Elektronikbranche nachhaltig prägen würde.

 

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Elf Jahre nach der Gründung seines Geschäfts erwarb Max Grundig die Lumophon-Radiowerke. Zu Beginn seiner Unternehmerkarriere im Oktober 1930 war er noch für die Filiale C. Bloedel GmbH des Nürnberger Installationsgeschäftes Hilpert tätig und warb für diese Firma zur ersten Fürther Funkausstellung. Doch bereits ein Jahr später, bei der zweiten Ausstellung im Oktober 1931, hatte sich Max Grundig einen beeindruckenden Status erarbeitet. Er war nicht nur der Hauptaussteller, sondern erhielt auch den besten Werbeplatz auf Seite 2 des Ausstellungskatalogs. Dies zeigt deutlich, wie rasch und erfolgreich sein Unternehmen in nur einem Jahr gewachsen war und wie er sich als führender Akteur in der Radiobranche etabliert hatte.

Die Übernahme der Lumophon-Radiowerke war ein entscheidender Schritt in der Expansion seines Unternehmens und half ihm dabei, seine Marktposition weiter zu stärken. Die Lumophon-Radiowerke waren ein renommierter Hersteller von Radiogeräten, und der Kauf ermöglichte es Max Grundig, sein Produktsortiment zu erweitern und neue Märkte zu erschließen.

Dieser Erfolg und seine wachsende Bedeutung bei den Funkausstellungen unterstreichen das außergewöhnliche Geschäftstalent und die Fähigkeit von Max Grundig, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Sein rascher Aufstieg und seine Übernahme etablierter Unternehmen zeugen von seiner Entschlossenheit und seiner visionären Führung, die ihn zu einem der führenden Unternehmer seiner Zeit machten.

 

1940

Während des Zweiten Weltkriegs begannen die deutschen Rundfunksender, ein Einheitsprogramm für das gesamte Reichsgebiet auszustrahlen, das hauptsächlich der Kriegspropaganda diente. Regionale Programme waren nur noch vormittags erlaubt. In dieser Zeit wurde der Radio-Vertrieb Fürth unter der unersetzlichen Leitung von Max Grundig immer wichtiger. Er erhielt schließlich den Status "UK" (Unabkömmlich), was ihn von militärischen Einsätzen freistellte und es ihm ermöglichte, sich vollständig auf seine Arbeit zu konzentrieren.

Der junge und innovative Unternehmer hatte auch das Interesse der Großindustrie geweckt, die zuverlässige Zulieferer für die Kriegsanstrengungen benötigte. Bereits im Jahr 1944 stellte Max Grundig mehr als 50.000 Kleintransformatoren in eigener Regie her und wurde von der Großindustrie als potenzieller Lieferant erkannt. Eine enorme Herausforderung kam auf ihn zu, als ein Elektro-Riese wie die AEG ihn mit dem Auftrag konfrontierte, fünf- bis zehntausend Transformatoren an einem Tag zu produzieren - eine scheinbar unvorstellbare Anzahl.

Trotz der Schwierigkeiten nahm Max Grundig die Herausforderung an. Die AEG stellte Material und Arbeitskräfte in Form von 150 ukrainischen Fremdarbeiterinnen zur Verfügung, und Grundig produzierte so effizient, dass bald auch Siemens mit demselben Wunsch an ihn herantrat. Die Aufträge an das gut funktionierende Kleinunternehmen wurden immer komplexer. Unter äußerst primitiven Bedingungen entstanden nun in fränkischen Dorfwirtschaften kriegswichtige Präzisionsteile, Steuerungsgeräte für die V1- und V2-Raketen sowie elektrische Zünder für den Panzerschreck. Max Grundigs Fähigkeit, unter den widrigsten Umständen zu produzieren und die Anforderungen der Großindustrie zu erfüllen, trugen dazu bei, dass sein Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zur Kriegsanstrengung leisten konnte. Seine Entschlossenheit, sein technisches Know-how und sein Unternehmergeist bewährten sich auch in diesen schwierigen Zeiten und machten ihn zu einem geschätzten Partner für die Kriegswirtschaft.

 

3. Unternehmerischer Neubeginn 1945

Nachdem der Krieg im April 1945 zu Ende war, stand Max Grundig vor der Herausforderung, sein Geschäft wieder aufzubauen. Mit einem beeindruckenden Vermögen von 17,56 Millionen Reichsmark, das er während des Krieges angesammelt hatte, hatte er eine solide Grundlage für den Neuanfang. Mit Entschlossenheit und Eifer nahm er sich vor, seine stillstehenden Maschinen wieder in Gang zu bringen und von vorne zu beginnen. Max Grundig ließ sich von der Niederlage und Unsicherheit des Krieges nicht entmutigen, sondern ergriff mutig die sich bietenden Möglichkeiten. Schneller als andere erkannte er die Chancen des Neuanfangs und machte sich geschickt daran, sie zu nutzen. Seine Hingabe und sein Geschäftssinn führten ihn zu einem erstaunlich schnellen Erfolg.

Besonders bemerkenswert war die Art und Weise, wie Max Grundig mit den ukrainischen Zwangsarbeiterinnen umging, die während des Krieges für ihn gearbeitet hatten. Trotz der schwierigen Umstände behandelte er sie fürsorglich und versorgte sie immer mit Brot. Diese Wertschätzung zahlte sich aus, als die Arbeiterinnen "ihre" Firma nach dem Krieg bewachten und das Hab und Gut des deutschen Unternehmers schützten.

Mit dem Rücktransport seiner Werkzeugmaschinen und Vorräte nach Fürth im Frühjahr 1945 startete Max Grundig seinen Neuanfang. Schon im Juni begann er, neue Kunden zu gewinnen, die seine Dienstleistungen dringend benötigten. Der eiserne Wille und das Geschick des Unternehmers bewährten sich erneut, als er die Anforderungen erfolgreich erfüllte und sein Unternehmen erneut aufblühen ließ.

Max Grundigs außergewöhnlicher Erfolg nach dem Krieg zeugte von seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, in schwierigen Zeiten aufzustehen und mit Entschlossenheit und Weitblick neue Wege zu gehen. Sein unerschütterlicher Glaube an die Möglichkeiten des Neuanfangs und sein respektvoller Umgang mit anderen machten ihn nicht nur zu einem erfolgreichen Geschäftsmann, sondern auch zu einer respektierten Persönlichkeit in der Gesellschaft.

1945

 

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Im Dezember 1945 kam Max Grundig beim Mittagessen die Idee des Heinzelmann-Baukastens, mit dem er den Grundstein für das zeitweise größte europäische Unternehmen der Unterhaltungselektronik legte. Im Bild ein im Rundfunkmuseum Fürth ausgestelltes Exemplar des schlichten Einkreis-Radios.

 

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Der Heinzeimann war ein Bausatz und unterlag somit weniger strengen Regelungen bei der Produktionsgenehmigung, vor allem war er nicht bezugsscheinpflichtig. Am 10. August 1946 erhielt Grundig die Genehmigung zur Produktion. Seit dem 1. August 1946 hieß Grundigs Betrieb RVF Elektrotechnische Fabrik.

 

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Das Schaltbild des Heinzeimanns in der Bauanleitung. Das Gerät wurde mit zwei Röhren P2000 betrieben, die anderweitig besorgt werden mussten, beispielweise aus den noch überall kursierenden Altbeständen der Wehrmacht. Das Schaltbild zeigt unten das Netzteil, links den Hochfrequenzkreis (Empfänger) und rechts den Niederfrequenzverstärker.

 

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Ab Juni 1945 produzierte Grundig in der Fürther Oststadt im Hinterhaus der Jakobinenstraße 24 mit elf Männern und 31 Frauen. Neben elektrischen Bauteilen (vor allem Transformatoren) und dem Bausatz Heinzeimann hatte Grundig die beiden hier beschriebenen Messinstrumente in der Fertigung, die schon im Oktober 1945 fertig entwickelt waren und kurze Zeit später in Produktion gingen.

 

1947

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Am 12. September 1947 wurde eine Rechnung über einen Heinzelmann-Baukasten ausgestellt. Dieser Baukasten war eine der besonderen Spezialitäten von Max Grundigs Unternehmen. Bereits im November des Vorjahres hatte Grundig in einer "Sondererhebung über industrielle Kapazitäten in der US-Zone" darauf hingewiesen, dass der Heinzelmann-Baukasten zu den herausragenden Produkten seines Hauses gehörte. Der Baukasten enthielt alles, was für den Selbstbau eines Rundfunkgerätes benötigt wurde - von Trafos, Spulen und Lautsprechern bis hin zu Gehäusen und Schrauben.

Diese bahnbrechende Idee, Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Radio zusammenzubauen, traf den Nerv der Zeit. Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren sehnten sich die Menschen nach Unterhaltung und Information. Mit dem Heinzelmann-Baukasten konnten sie sich ihr eigenes Radio erschwinglich und individuell gestalten. Die Nachfrage nach diesem innovativen Produkt stieg rapide an, und Max Grundigs Unternehmen wuchs in kurzer Zeit zu einem führenden Hersteller in der Unterhaltungselektronikbranche heran. Der Erfolg des Heinzelmann-Baukastens verhalf Max Grundig zu einem beeindruckenden Vermögen und einer herausragenden Stellung in der Wirtschaft der Nachkriegszeit. Sein unerschütterlicher Glaube an die Innovationskraft und seine Fähigkeit, die Bedürfnisse des Marktes frühzeitig zu erkennen, machten ihn zu einem Pionier in der Branche.

 

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Die Geschichte der König-Ludwig-Quelle begann vielversprechend im Jahr 1910 als ein vielversprechendes Kurbad mit einer staatlich anerkannten Heilquelle. Menschen strömten in großer Zahl zu dem Heilbad, um die heilenden Eigenschaften des Wassers zu nutzen. Leider wurde das Kurbad während des Ersten Weltkriegs gezwungen, seine Pforten zu schließen, was einen herben Rückschlag bedeutete. Im Jahr 1920 wurde ein erneuter Versuch unternommen, das Kurbad wiederzueröffnen, doch dieser Neuanfang war leider nicht von Erfolg gekrönt. Die Bemühungen scheiterten, und das Gelände verfiel.

Schließlich, im Jahr 1921, wurde das Gelände von einer Spiegelglasfabrik erworben, die dort ihre Produktionsstätte einrichtete. Die einst so vielversprechende König-Ludwig-Quelle schien endgültig vergessen. Während der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahr 1935 erwarb die Stadt Fürth das Gelände von den jüdischen Fabrikbesitzern zu einem unangemessen niedrigen Preis. Es war eine Zeit, in der jüdische Eigentümer diskriminiert und benachteiligt wurden.

Nach Abschluss eines Wiedergutmachungsverfahrens im Jahr 1947 verkaufte die Stadt Fürth das ehemalige Kurparkgelände, einschließlich eines Anteils von zehn Prozent des Heilwassers, an Max Grundig. Dieser Kauf markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der König-Ludwig-Quelle. Max Grundig, ein visionärer und ehrgeiziger Unternehmer, sah das Potenzial des Geländes und erkannte die Bedeutung der Heilquelle. Er begann sofort mit umfassenden Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten, um das Kurhotel wieder aufzubauen und zu modernisieren.

Unter der Leitung von Max Grundig wurde die König-Ludwig-Quelle zu einem renommierten Kurbad, das Gäste aus nah und fern anzog. Die Heilquelle erwies sich als äußerst wertvoll, und Max Grundigs Engagement und Unternehmergeist machten das Kurbad zu einem Erfolg. Die Geschichte der König-Ludwig-Quelle ist ein Beispiel für die Höhen und Tiefen, die ein historisches Gelände erleben kann. Dank Max Grundigs Entschlossenheit und Weitsicht konnte die Quelle ihren einstigen Glanz wiedererlangen und zu einer bedeutenden Einrichtung für Gesundheit und Erholung werden.

 

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Vor dem früheren Eingangstor zum Kurbad ließ sich vor dem Ersten Weltkrieg das wohlhabende Bürgertum standesbewusst ablichten. Anfang 1947 zeugte es von Jahrzehnten des Verfalls und von Kriegsschäden.

 

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Max Grundig im Frühjahr 1947 vor den Fundamenten für die Produktionsbaracken.

 

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Der Firmenchef mit seiner Tochter Inge aus erster Ehe auf der Baustelle an der Kurgartenstraße. Zu jener Zeit fast immer dabei: Grundigs Dackel Hexi.

 

Nach dem Krieg florierte das Geschäft der Firma Radio-Vertrieb Fürth weiterhin. Sie reparierten Radios und verwandelten zwei defekte Geräte geschickt in ein funktionierendes. Die Bezahlung erfolgte meist in Naturalien, vor allem Zigaretten, die auf dem Schwarzmarkt einen hohen Wert hatten. Dadurch konnte Max Grundig finanziell unbeschwert leben, da die Amerikaner, die ihre kaputten Radios zur Reparatur brachten, eine konstante Einnahmequelle sicherten.

Obwohl Max Grundig bereits finanziell abgesichert war, strebte er nach mehr. Sein ursprüngliches Ziel, Radios zu produzieren, verfolgte er nun entschlossener denn je. Die Tauschhändler ermutigten ihn, nicht nur Hilfsmittel für den Radiohandel herzustellen, sondern komplette neue Radiogeräte zu bauen. Die Nachfrage nach funktionierenden Rundfunkgeräten war enorm, da die alte Rundfunkindustrie durch den Krieg nahezu ausgelöscht worden war.

Obwohl es bürokratische Hindernisse gab, ließ sich Max Grundig nicht entmutigen. Er erweiterte seine Firma und zog in eine stillgelegte alte Spielwarenfabrik um, um mehr Platz zu haben. Neue Verkaufsschlager wie Meßgeräte zur Reparatur von Kriegs-Radios wurden entwickelt und waren äußerst gefragt. Max Grundig bewies erneut sein Gespür für den Markt und traf die Bedürfnisse der Zeit.

Doch sein wahres Ziel, komplette Radiogeräte zu bauen, war noch nicht erreicht. Er arbeitete hart daran, die bürokratischen Schranken zu überwinden und seinen Traum zu verwirklichen. Die Belegschaft seines Unternehmens wuchs stetig an, und sie produzierten fleißig Geräte im Wert von Tausenden von Reichsmark. Schließlich gelang Max Grundig im Jahr 1946 der Durchbruch. Mit einem Geniestreich brachte er sein erstes eigenes Radiogerät auf den Markt. Es war ein großer Erfolg und bahnte seinen Weg zum Erfolg in der Unterhaltungselektronikbranche. Max Grundig hatte sein Ziel erreicht und war bereit, seinen Platz im Olymp der Unterhaltungselektronik einzunehmen. Seine Entschlossenheit, sein Geschäftssinn und sein Streben nach technischer Exzellenz hatten sich ausgezahlt. Die Geschichte von Max Grundig und seinem Aufstieg zum Erfolg ist ein beeindruckendes Beispiel für Vision und Entschlossenheit in der Unternehmenswelt.

 

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Die geniale Idee: Der Heinzelmann Bausatz. Das Ganze war so einfach, daß sich jeder, der nicht darauf gekommen war, die Haare raufen mußte: Das Radio sollte ein Spielzeug werden, und das herzustellen und zu vertreiben, konnte ihm niemand verbieten. Das zu kaufen, brauchte man auch keinen Bezugsschein.

 

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Alle Bilder aus der Burosch Radiosammlung

 

Die Idee des Heinzelmann-Baukastens war zweifellos ein cleverer Schachzug von Max Grundig, um die Restriktionen der US-Vorschriften geschickt zu umgehen und den Bau und Vertrieb von Radiogeräten voranzutreiben. Indem er den Baukasten als Spielzeug deklarierte, konnte er geschickt die Beschränkungen für die Produktion von Radios umgehen. Die Einfachheit der Montage ermöglichte es auch unerfahrenen Kunden, ihr eigenes funktionsfähiges Radio zusammenzusetzen, was den Baukasten äußerst attraktiv machte.

Um den Baukasten erfolgreich auf den Markt zu bringen, brauchte Max Grundig zuverlässige Partner, und er fand sie in Hans Eckstein und Otto Siewek. Hans Eckstein, ein erfahrener Elektroingenieur von Telefunken, übernahm die Verantwortung für die Erstellung der Pläne, während Otto Siewek den Vertrieb organisierte und später sogar zum Generaldirektor bei Grundig aufstieg.

Die Beschaffung des Materials stellte eine weitere Herausforderung dar, aber Max Grundig war äußerst geschickt darin, Lösungen zu finden. Er nutzte offene Rechnungen von großen Unternehmen wie AEG und Siemens, um das benötigte Material für den Baukasten zu erhalten. Zudem war er äußerst kreativ und improvisierte in schwierigen Zeiten. Zum Beispiel verwendete er Kunststoffdämmung aus Bomben-Blindgängern für den Bau des Heinzelmann-Bausatzes. Diese Flexibilität und Cleverness halfen ihm, die Produktion trotz der widrigen Umstände voranzutreiben und den Heinzelmann-Baukasten zum Erfolg zu führen.

Die Einführung des Heinzelmann-Baukastens war zweifellos ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Max Grundig. Es legte den Grundstein für den weiteren Erfolg seines Unternehmens in der Unterhaltungselektronikbranche und zeigte seine Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden und innovative Lösungen zu finden, um seine Vision zu verwirklichen. Max Grundigs Entschlossenheit und Unternehmergeist waren entscheidende Faktoren für seinen Erfolg und seinen Aufstieg zu einem der führenden Namen in der Elektronikindustrie.

  

1946

Am 10. August 1946 bekam Max Grundig die offizielle Genehmigung für die Produktion von "Rundfunkgeräte-Baukästen". Die zuständige Behörde in München erteilte eine vorläufige Betriebserlaubnis, und im Oktober wurden bereits die ersten Geräte ausgeliefert. Die Firma entwickelte sich rasch zu einer richtigen Fabrik, und insgesamt wurden 75 Stück produziert. Wahlweise mit Fronten aus Eiche oder Nußbaum ausgestattet, kostete das Allstromgerät 176 Reichsmark, während das Wechselstromgerät für 189 Reichsmark erhältlich war. Die Produktion stieg bis zum Jahresende auf 391 Geräte, sodass etwa 400 Familien wieder Zugang zur Außenwelt hatten, darunter auch Programme aus dem "feindlichen Ausland" wie Jazz und BBC. Grundig fühlte sich verpflichtet, die besten und preisgünstigsten Geräte zu bauen, da die Menschen sie dringend benötigten.

Die sogenannten "Heinzelmänner", wie die Geräte genannt wurden, fanden schnell großen Anklang und wurden regelrecht aus den Händen gerissen. Geschickte Händler im Westen Deutschlands verkauften die Geräte auf dem Schwarzmarkt rasch weiter. Der Erfolg war überwältigend, und die Presse wurde auf den findigen Unternehmer in Franken aufmerksam. In einem überschwänglichen Artikel wurde der Firma RVF, Fürth, bescheinigt, dass sie einen neuen und erfolgreichen Weg in der Rundfunktechnik eingeschlagen hatte. Besonders gelobt wurde die sorgfältig entwickelte Schaltung, die mit sparsamem Materialeinsatz Höchstleistungen erzielte. Trotz des nicht zu bremsenden Erfolgs des Heinzelmanns - in einem Jahr wurden 12.000 Geräte verkauft - kannte Max Grundig keine Ruhe.

Eine Notiz in den Nürnberger Nachrichten vom 12. Januar 1946 weckte in ihm die Hoffnung, endlich ein "richtiges" Radio bauen zu können. Er wollte die Menschen mit einem neuen Gerät namens "Weltklang" aus der Isolation holen und setzte sich das ehrgeizige Ziel, 5000 Supergeräte zu produzieren. Max Grundig war entschlossen, die etablierten Firmen zu übertreffen und sich einen großen Coup zu sichern. Die Ideen für das neue Gerät wirbelten in seinem Kopf herum, und er war unermüdlich und leidenschaftlich bei der Entwicklung. Im September desselben Jahres erkundigte er sich bereits nach dem Stand der Entwicklung des "Weltklangs", obwohl sein Ingenieur Hans Eckstein zu dieser Zeit noch mit den Feinheiten des Heinzelmann-Konzepts beschäftigt war. Mit dem "Weltklang" wollte Max Grundig den nächsten Schritt in seinem unternehmerischen Erfolg machen und die Rundfunktechnik revolutionieren.

1947

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Im Mai 1947 hoben Arbeiter die Baugrube für das Heilwasserbecken aus.

 

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Im Juni 1947 war das Becken fertig. Max Grundig testete zum Zeitpunkt der Aufnahme offensichtlich die Temperatur. Er und seine engsten Mitarbeiter benutzten das Becken in den Anfangsjahren häufig. Später kam ein gesonderter Badepavilion für den Chef hinzu, das alte Becken konnten künftig alle Betriebsangehörigen nutzen.

 

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Zukünftige Direktoren und Betriebsleiter im Arbeitseinsatz, vorn rechts Robert Behringer, der spätere Leiter der Stanzerei, dahinter der nachmalige Generaldirektor Karl Richter. Hinter dem Freiwilligentrupp die erste Werksbaracke.

 

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Bauführer Mathes leitete sowohl die gewerblichen als auch die „freiwilligen“ Hilfskräfte, die aus dem RVF abkommandiert worden waren.

 

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Bauführer Meier verlangte von Grundig eine Flasche Schnaps pro laufendem Meter Schornstein und bekam diese auch ...

 

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Am 17. September 1947 zogen 280 Mitarbeiter mit der Straßenbahn von der Jakobinenstraße 24 zur Kurgartenstraße 37. Das Bild entstand bei Aufnahme der Produktion am 18. September 1947.

 

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Ein weiteres Foto vom ersten Produktionstag in der Kurgartenstraße: Hier werden gerade Teile für den Heinzeimann zusammengebaut, rechts ein Holzgehäuse. 1947 stellte der Betrieb mehr als 12.000 Bausätze her. In den ersten vier Monaten 1948 waren es über 4.000, Ende des Jahres 39.256. Hinzu kamen 2.114 Mess- und Prüfgeräte sowie 340 Trafos, deren Einzelverkauf in diesem Jahr auslief.

 

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Am 15. Oktober 1947 wurde Max Grundig endlich ein repräsentatives Büro zugewiesen, und auch sein treuer Begleiter, Dackel Hexi, durfte wieder an seiner Seite sein. Das neue Büro befand sich in der Jakobinenstraße und war ein deutlicher Kontrast zu dem provisorischen Bretterverschlag, den er zuvor nutzen musste. Oberbürgermeister Bornkessel kommentierte diese Veränderung mit leichtem Schaudern und stellte fest: „In einem [...] Hinterhaus in der Jakobinenstraße hauste Max Grundig mit seinen Getreuen.“ - Diese bescheidene Zeit gehörte Ende 1947 endgültig der Vergangenheit an. Mit seinem neuen Büro konnte Max Grundig seinen Aufstieg und Erfolg nun auch räumlich unterstreichen und sich als etablierter Unternehmer präsentieren.

 

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Im September 1947 brachte ein Monteur die letzten Buchstaben des Firmennamens auf dem ehemaligen Eingangstor des Kurbades an.

 

1948 

Max Grundig ließ sich nicht von den wirtschaftlichen Turbulenzen und der Inflation beirren. Trotz der schwierigen Umstände setzte er seine Produktion fort, erweiterte sein Unternehmen und stellte immer mehr Mitarbeiter ein. Ende 1947 beschäftigte er bereits 291 Mitarbeiter in den Räumlichkeiten der ehemaligen Spielzeugfabrik. Mit einem Jahresumsatz von vier Millionen Reichsmark konnte er endlich das gewünschte größere Grundstück einklagen und begann den Bau seines eigenen Firmengeländes. Im September 1947 zogen die ersten Mitarbeiter in die neuen Steinbaracken ein, und nur einen Monat später begann die Produktion des "Weltklang"-Radios, das sich als wahrer Verkaufsschlager entpuppte.

Die Konkurrenz war erstaunt über Grundigs Tempo und Effizienz. Er schaffte es, in eine von nationalen und internationalen Patenten geschützte Industriegruppe einzudringen und entwickelte seine Radios schneller als die etablierten Firmen. Mit frischer Kraft und neuen Produktionsmethoden brachte er rasch seine "Weltklang"-Radios auf den Markt und setzte sie erfolgreich ab. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen hatte Grundig den Vorteil, ohne Altlasten und unabhängig agieren zu können. Jeder verdiente Mark wurde in das Unternehmen reinvestiert, ohne Rücksicht auf Aufsichtsräte oder Teilhaber nehmen zu müssen.

Die Nachkriegszeit war geprägt von Tauschhandel und improvisierten Finanzierungsquellen. Grundig nahm große Aufträge entgegen, die in ungewöhnlichen Zahlungsmitteln abgegolten wurden, wie schwarze Zigaretten und Kohlen, die wiederum in Baumaterialien umgetauscht wurden. Mit der Währungsreform im Juni 1948 erhielt die Wirtschaft neuen Schwung, doch Grundig hatte bereits zuvor seinen Erfolgsweg eingeschlagen und wurde zum größten westdeutschen Radiohersteller mit 20 Prozent Marktanteil. Sein Vertriebssystem trug ebenfalls zum Erfolg bei, obwohl es auch Herausforderungen mit sich brachte. Über Werksvertreter vertrieb Grundig die gesamte Produktion, doch die rapide gesteigerte Produktion führte zu Schwierigkeiten bei der Abnahme und dem Verkauf der vollen Quoten. Grundig beharrte dennoch auf der vollen Abnahme und griff zu Wechselakzepten als Finanzierungsmaßnahme, auch wenn dies nicht immer im Einklang mit dem Gesetz stand. Seine Entschlossenheit und Kreativität halfen ihm, die finanziellen Hürden zu meistern und sein Unternehmen erfolgreich voranzubringen.

 

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Auf 5.500 Quadratmetern Arbeitsfläche waren Ende 1948 rund 650 Beschäftigte tätig. Schon vor der Währungsreform am 20. Juni 1948 wurde ein „Drei-Wellenbereich-Vierkreis-Super“ namens Weltklang entwickelt und - nachdem Philips Valvo-Elektroröhren lieferte - ab Februar 1948 auch gebaut. Der Weltklang hatte einen „Vier-Watt-Orchesterlautsprecher“, den Arbeiterinnen unter einem damals wie heute (wieder) zeitgemäßem Motto fertigten.

 

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Die Metallbearbeitung an der Drehbank war wohl in erster Linie der Werkzeugfertigung Vorbehalten.

 

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Das Foto um 1948 zeigt vermutlich die Herstellung von Werkzeugformen für die Tiefzugpresse.

 

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Am 7. Juli 1948 traf Max Grundig die wegweisende Entscheidung, die Firma von RVF Elektrotechnische Fabrik in Grundig Radio-Werk GmbH umzubenennen. Bereits am 1. Dezember desselben Jahres erfolgte eine geringfügige, aber bedeutsame Änderung: Aus einem Werk entstanden eine Vielzahl von Werken. Im darauf folgenden Februar wurde stolz das 100.000. Radio aus der Produktionsstätte in der Kurgartenstraße ausgeliefert. Zu dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen bereits 8.000 Mitarbeiter, die in 25 Werkshallen und Verwaltungsgebäuden tätig waren, und der Marktanteil erreichte 20 Prozent. Grundig war nun der führende Rundfunkhersteller in Deutschland und die Nummer Eins in der Branche. Auf dem Bild ist einer der fünf firmeneigenen Lastzüge zu sehen, die das erfolgreiche Unternehmen repräsentierten..

 

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Am 15. November 1948 begann die Errichtung des ersten Verwaltungs- und Direktionsgebäudes, in dem sich heute das Rundfunkmuseum befindet. Auf dem Gelände in der Kurgartenstraße baute Grundig im Eiltempo weiter, neue Fertigungsbaracken und ein Laborgebäude entstanden. Nach der Währungsreform und nach Aufhebung der Gerätebewirtschaftung stiegen die Produktionszahlen rasant.

 

1950

Mit dem Beginn der UKW-Sendungen des Bayerischen Rundfunks verbesserte sich die Empfangsqualität deutlich, doch gelegentlich traten in der Produktion von Grundig-Radiogeräten Pannen auf. Ein Beispiel war der Grundig-Typ 268, der sich als großer Misserfolg erwies. Max Grundig reagierte auf seine eigene unverwechselbare Weise - er riss wütend den Riemen von der Transmissionsscheibe und sperrte den Leiter des Entwicklungslabors, Hans Eckstein, und die beteiligten Techniker in ihre Arbeitszimmer ein. Er forderte von ihnen, das Gerät innerhalb kürzester Zeit fehlerfrei und pannensicher umzukonstruieren. Um ihre Motivation hochzuhalten, ließ er üppige Mahlzeiten durch ein Fenster reichen und sagte: "Dös alles von meim Gold." Die Techniker schafften es, den Typ 268 in nur drei Tagen zu überarbeiten und Grundigs Zufriedenheit zu erlangen.

Mit 40 Jahren befand sich Max Grundig in seiner besten unternehmerischen Phase. Er war eine Ideenfabrik und ein knallharter Rechner. Sein Ziel war es, Deutschland zu einem Radioland zu machen. Sein Erfolgsrezept bestand darin, günstige Radiogeräte in Massenproduktion herzustellen, die ständig in Qualität verbessert wurden und mit neuen technischen Raffinessen ausgestattet waren. Der Name Grundig wurde zu einem Synonym für Qualität und technische Innovationen, und seine Produkte überschwemmten den Markt. Das "magische Auge", eine elektronische Frequenzanzeige, wurde zu seinem Markenzeichen und half dabei, seine Bekanntheit gegenüber etablierten Konkurrenten zu steigern.

Grundig bot eine breite Palette von Produkten an, die bei den Verbrauchern sehr beliebt waren, von den "Weltklang"-Radios über das Grundig-"Boy"-Kofferradio bis hin zum legendären Diktiergerät "Stenorette". Er senkte regelmäßig die Preise, um die Konkurrenz unter Druck zu setzen und den Verbrauchern zu zeigen, wie viel Spielraum in den Kalkulationen der anderen Firmen steckte. Die Strategie zahlte sich aus, und Max Grundig erklomm den Gipfel der deutschen Unterhaltungsindustrie und wurde zur Nummer eins in diesem Bereich. Das Wirtschaftswunder der Bundesrepublik Deutschland in den kommenden Jahren brachte Grundig noch mehr Erfolg, und er behauptete weiterhin seine führende Position in der Branche.

 

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Die Wiese der ehemaligen Kuranlage. Hier entstanden von 1950 bis 1975 der U-Bau, die Halle A, die Warenannahme, Bau I, Halle B und das Lacklager. Im Vordergrund rechts befand sich der Musikpavillon im Kurpark. Die Erlen rechts im Hintergrund an der ehemaligen Uferpromenade stehen noch und können - inzwischen wieder freigestellt - als Orientierung dienen. Die Aufnahme wurde wohl vom Pavillon auf der Aussichtsterrasse des oberen Kurparks geschossen, die heute noch existiert.

 

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Die Baustelle Richtung Osten, im Hintergrund das alte Badgebäude, das Grundig erst später erwarb. Im Vordergrund sieht man die Baugruben für die ersten drei Steinbaracken an der Kurgartenstraße, rechts wieder das ehemalige Eingangstor zum Kurbad.

 

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1950 kaufte Grundig das Gelände der Tennisfeunde Grün-Weiß zur Erweiterung des Stammwerkes I. Innerhalb weniger Monate baute der werkseigene Bautrupp mit 130 Arbeitern eine nach damaligen Begriffen riesige Halle von 80 Metern Länge, 30 Metern Breite und einer Giebelhöhe von 14,70 Metern. Die Halle A, hier vor dem Verwaltungsgebäude zu sehen, wurde 2003 abgerissen.

 

 

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Im Februar 1949 verließ das 100.000. Radio die Grundig-Werke. Am 12. Mai 1952 feierte Grundig mit viel politischer Prominenz in der Halle B den Verkauf seines millionsten Rundfunkempfängers. In diesem Jahr überschritt die Firma die Umsatzgrenze von 100 Millionen Mark und beschäftigte 6.300 Mitarbeiter. 

 

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An der Dr.-Mack-Straße entstand das erste Fabrikhochhaus in Fürth, der achtstöckige Bau E. Am 16. September 1954 konnte Richtfest gefeiert werden. Grundig beschäftigte zu diesem Zeitpunkt etwa 8.400 Mitarbeiter und konnte einen Jahresumsatz von 128 Millionen Mark vorweisen. Seit 1945 hatte das Unternehmen fast 530.000 Geräte hergestellt.

 

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Kurze Zeit später gesellte sich der Bau F im Vordergrund hinzu. Zwischen Bau F und Bau E stand die ältere Halle B, deren vorderen Teil Grundig 1967 zugunsten einer Verbindung von Bau E und F abreißen ließ - seitdem ist die Front an der Dr.-Mack-Straße geschlossen.

 

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Grundig hatte schon 1949 einen UKW-Versuchssender einrichten lassen. Im April 1951 kam ein eigener Fernsehsender dazu, damit sich die Grundig-Entwickler nicht samt Geräten in Hamburg zum Testen einmieten mussten. In Hamburg hatte der damalige NWDR am 25. September 1950 die ersten Fernsehversuchssendungen nach dem Krieg aufgenommen. Im Bild eine provisorische Filmabtastung mit Fernsehübertagung über den Werksversuchssender, 1951.

 

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Das anfängliche Markenzeichen des Erfolgs verewigte man im Treppenhaus des Verwaltungsbaus als Glasbild. Der Heinzelmann-Bausatz wurde zunächst ohne Röhren verkauft. Grundig unterlief so die Beschränkungen der Alliierten - ein Radio ohne Röhren war schließlich kein Radio. Von September 1949 bis Januar 1950 bauten die Grundig-Werke den weiterentwickelten Heinzelmann 126 W, dann löste die Weltklang-Serie den Heinzelmann endgültig ab. Irgendwann verschwand auch dieses Glasbild.

 

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Mit ein paar Wickelmaschinen in der Schwabacher Straße hatte es angefangen, aber auch in der Kurgartenstraße waren diese Maschinen von großer Wichtigkeit - sie werden uns auf späteren Fotos noch häufiger begegnen.

 

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Die Elektronik hielt 1949 noch einiges aus. Hier werden Kondensatoren mit Metallgehäuse in das ebenfalls aus Metall gearbeitete Chassis eingepresst - bei heutigen Leiterplatten und gedruckten Schaltungen undenkbar. Unter Chassis versteht man heute das Trägersystem der Leiterplatten, letztere wurden aber damals noch nicht verwendet.

 

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Beim Blick vom Turm des Verwaltungsgebäudes in die Dr.-Mack-Straße Richtung Südwest kann man links im Hintergrund den Kirchturm von St. Paul in der Südstadt erkennen. Schon 1950 und 1953 verstellten Halle A und Bau F diese Perspektive.

 

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Eine frühe Fernsehversuchsanlage von Grundig mit ihrem Konstrukteur. Ein in der Mitte angebrachter Dia-Abtaster erzeugte von den stehenden Bildern elektronische Abbilder zur Wiedergabe auf dem Bildschirm.

 

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Der erste süddeutsche Fernsehsender befand sich im Turm des Verwaltungsgebäudes in Fürth. Schon im Jahre 1952 wurde ein verbessertes und stärkeres Nachfolgemodell entwickelt, mit dem Konstrukteur Walter Mayer maßgeblich beteiligt war. Die erste Vorführung des Senders für die Presse fand am 28. Juni 1951 mit stehenden Bildern statt. Später, am 27. September 1951, inszenierte Grundig zur Leistungs- und Gewerbeschau die „Fernseh-Uraufführung in Fürth“, dieses Mal mit einem richtigen Film, der bis zum 10. Oktober täglich mehrmals ausgestrahlt wurde. Dies markierte einen bedeutenden Meilenstein für Grundig, der nun auch im aufstrebenden Fernsehbereich aktiv war.

 

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Die erste deutsche Vidicon-Kamera im Grundig-Labor, das Grundig „Fernauge“, entwickelt im Jahre 1953. Man beachte das handliche Format dieser Videokamera. Das Vidicon - wie das Ikonoskop ein Bildsensor - war erst wenige Jahre zuvor in den USA erfunden worden.

 

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Das „Fernauge“ bei einer Vorführung auf der Internationalen Funkausstellung in Düsseldorf. Das Gerät wurde im Auftrag der Deutschen Bundespost entwickelt.

 

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Rechts noch einmal die Fernsehversuchsanlage, die später in einem Werbewagen installiert wurde. Das unscheinbare Gerät links war bis 1953 eines des wichtigsten Utensilien im Grundig-Labor: ein Ikonoskop aus der Vorkriegszeit, das 1951 gebraucht gekauft worden war. Das 1923 erfundene Ikonoskop ermöglichte es erstmalig, ohne mechanische Hilfsmittel wie einer Lochscheibe (Nipkow-Scheibe), ein elektronisches Abbild realer Ansichten zu erzeugen.

 

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Die Tiefzugpresse zur Herstellung von Lautsprecherkörben war damals die wohl größte Fertigungsmaschine bei Grundig. Sie erlangte „Berühmtheit“, als sich 1952 Landtagspräsident Dr. Alois Hundhammer bei einer Werksbesichtigung darüber mokierte, dass an der großen Maschine eine zierliche junge Frau arbeitete - die Arbeiterin aus Fürth-Stadelhof stellte jedoch mit deutlichen Worten ihr liebevolles Verhältnis zur Maschine klar („Damit Sie Bescheid wissen . . .").

 

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Die Metallverarbeitung für Werkzeug- und Formenbau stand am Anfang der meisten Produktionslinien, weswegen Grundig auch dem Dachverband Gesamtmetall und der IG Metall zugeordnet wurde.

 

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Produktion bei guter Laune: Die Menschen saßen noch eng beieinander, was die Kommunikation förderte. Das Einsetzen der Lautsprechermembrane war eine verhältnismäßig einfache Arbeit, die aber wegen des empfindlichen Materials viel Feingefühl erforderte. Aus diesemGrund setzte das Unternehmen hier überwiegend weibliche Arbeitskräfte ein.

 

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Die ersten 94 Fernsehgeräte wurden 1951 auf Halde produziert - Stückpreis 1.800 Mark, das Jahresgehalt eines Facharbeiters. Noch 1953 brachte Grundig den ersten Empfänger unter 1.000 Mark auf den Markt. Schon ein Jahr später produzierte Grundig 19.677 Fernseher. Das Bild zeigt die Fernseherproduktion im neu errichteten Fabrikhochhaus (Bau E) im Jahre 1955.

 

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Letzte Arbeiten an den nun fast vollständig bestückten Chassis für Fernsehempfänger, weiterhin im bewährten Rollbügel. 1955 kam das „Volksfernsehgerät 30“ für 698 Mark auf den Markt, das immerhin schon mit einer 43 Zentimeter großen Bildröhre ausgestattet war. Grundig produzierte in diesem Jahr 35.520 Fernseher.

 


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Endmontage und Messplatz für Fernseher im Bau E.

 

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Jede Störung sollte ausgeschlossen werden, deswegen wurden Fernsehgeräte zur Abstimmung und Prüfung in einen Faradayschen Käfig verbracht, der elektrische Felder oder elektromagnetische Wellen abschirmte.

 

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Neben Unterhaltungselektronik in Großserie produzierte Grundig nach wie vor Messgeräte in kleinen Stückzahlen. Im Vordergrund sind Oszillografen zu sehen.

 

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Grundig betrieb um 1955 die größte Polystyrolspritzerei Deutschlands - Kunststoff war damals auf dem Vormarsch. Schon 1949 war das Gehäuse des ersten deutschen Kofferradios (Grundig Boy) vollständig aus Kunststoff, ebenso wie das des Heinzeimanns 126 W. Der damalige Zeitgeschmack bevorzugte aber noch die Holzfurniere.

 

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Im Bild eine kleinere Spritzmaschine, für 1955 schon sehr modern mit integrierter Beschickung des Kunststoffgranulats.

 

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In der Spulen- und Transformatorenwickelei: Die Fotografie zeigt, wie die Spulen für eine Ferritkernantenne auf einem Polystyrolträger zunächst verklebt und dann aufwickelt wurden. Diese Arbeit erforderte viel Feingefühl.

 

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In der Werkzeugmacherei im U-Bau wurde nach wie vor handwerklich gearbeitet. Flier entstanden auch die Formen für die Stanzerei.

 

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In der Stanzerei arbeiteten um 1955 fast ausschließlich Frauen. Die Automatisierung hielt sich in diesem Bereich in Grenzen, die Arbeiterinnen legten die Rohlinge per Hand ein.

 

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Bei der Lautsprecherfertigung hatte sich von 1949 bis 1955 schon einiges in Richtung Automatisierungverändert.

 

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Auch die Chassis in den Rollbügeln wurden 1955 schon per Band weiterbefördert, hier im Bau E.

 

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Besonders deutlich treten die Unterschiede gegenüber der Produktionsorganisation wenige Jahre zuvor in der großen Halle A zutage. Dieses Foto wurde von der Beobachtungskanzel des Betriebsleiters aus aufgenommen.

 

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Tonbandfertigung: 1955 war Grundig der größte Tonbandhersteller der Welt und produzierte in Deutschland 92 Prozent der Tonbandgeräte. Begonnen hatte es 1951 mit dem Kauf der Lumophon-Werke und dem - zunächst nur in Musikschränken eingebauten - Tonbandgerät Reporter 300. Im Mai 1955 erschien der TK 5, von dem bis 1958 mehr als 200.000 Stück verkauft wurden.

 

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Mit der Stenorette A brachte Grundig sein erstes Diktiergerät auf den Markt, das wegen der grünen Farbe des Kunststoffgehäuses auch „Laubfrosch“ genannt wurde. Unter dem geschützten Markennamen Stenorette produziert Grundig bis heute analoge Diktiergeräte - seit der Ausgliederung 2001 als Grundig Business Systems GmbH (GBS).

 

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Verdrahtung und Verlötung der elektronischen Bauteile (vermutlich) eines Fernsehers auf der Unterseite des Chassis.

 

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Die fertig bestückten Chassis der Tonbandgeräte (vermutlich aus der Baureihe TK 5) werden justiert und verschiedenen Funktionstests unterzogen.

 

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Hier wird die Spurlage zentriert und mittels eines Oszillografen kontrolliert. Vertiefte technische Kenntnisse waren dafür nicht erforderlich, der Abgleich geschah über die Interpretation von Mustern.

 

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Justierung der Spurlage bei der Stenorette. Die für die Überprüfung notwendigen Messoszillografen waren ebenfalls eine Entwicklung von Grundig.

 

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Um die Stenorette zu überprüfen, musste eine Arbeiterin Spannungen und Widerstände an definierten Punkten messen. Solche Tests konnten ohne Weiteres von angelernten Kräften übernommen werden.

 

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Mit dem Kauf der Lumophon-Werke in Nürnberg erwarb Grundig auch das dazugehörige Holzverarbeitungswerk in Georgensgmünd, das dann zum Werk 4 wurde.

 

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Erster Zuschnitt des aus Sägewerken angelieferten Rohholzes.

 

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Reine Massivholzgehäuse waren genauso wenig gebräuchlich wie heute, man arbeitete mit Furnieren. Hier ist eine Furnierpresse zu sehen.

 

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Die dünnen Furniere mussten mit besonders feinen Sägen zurechtgeschnitten werden.

 

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Fertigungstoleranzen der Gehäuse ließen sich zumindest auf der Rückseite relativ einfach mit Schleifmaschinen begradigen. Ob diese Methode allerdings heutigen Arbeitsschutzbestimmungen gerecht würde, ist zu bezweifeln.

 

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Eine weitere Furnierpresse verbindet die Furniere mit dem Holzträger.

 

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Auch in Fürth stellte Grundig Holzgehäuse mit den aus Georgensgmünd vorgearbeiteten Teilen her. Hier kann man die 1955 noch stark gefragten Musikschränke im Fabrikhochhaus Bau E an der Dr.-Mack-Straße erkennen.

 

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Die lackierten Gehäuse kommen in die Trockenmaschinen, der Werksmeister erklärt den Arbeiterinnen mit sichtlicher Genugtuung, wo es lang geht ...

 

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Der letzte Schliff, die letzte Politur ...

 

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Anschließend wurden die Holzgehäuse mit Zierleisten verschönert.

 

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Werksvertretungen von Grundig gab es 1955 in jeder größeren deutschen Stadt wie hier in Köln.

 

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Deutlich repräsentativer als in Köln logierte die Grundig-Werksvertretung in Hannover.

 

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Grundig war 1955 weltweit präsent, so im erst seit kurzem unabhängigen und von Nehru regierten Indien, ...

 

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... auch in Ägypten, das seit wenigen Jahren Republik war und von Nasser regiert wurde, sowie ...

 

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...in Afrika, hier in Leopoldville (heute Kinshasa) in Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo). Das gezeigte und für die Betrachter sicherlich unerschwingliche Gerät war der Musikschrank 8040 W. Er wurde von August 1953 bis Juli 1954 gebaut und hauptsächlich in den USA verkauft.

 

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Angeregt durch die schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt gründete Grundig eine eigene Wohnungsbau GmbH, die 1952 nahe dem Werk 1 in der Fürther Benditstraße dieses Haus mit 30 Werkswohnungen errichten ließ. 

 

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Party in einer Werkswohnung des oben abgebildeten Hauses um 1958. Die flotten Töne lieferte der Musikschrank 7080 W/3 D rechts, der wegen seiner schrägen Füßchen besser unter dem Namen „Schräger Max“ bekannt war. 1958 baute Grundig 124.000 Musikschränke und weitere 580.000 Radiogeräte.

 

1951

In der Vergangenheit wendete Grundig eine ungewöhnliche finanzielle Praxis an, die als "rationelle Finanz- und Steuerpolitik" getarnt war. Die Behörden wurden auf diese Praktiken aufmerksam und begannen, die Angelegenheit zu prüfen und anzufechten. Grundig reagierte verärgert auf die Untersuchungen der Steuerprüfer und drohte sogar damit, Mitarbeiter zu entlassen, um die Ermittlungen zu stoppen. Als das nicht half, engagierte er den eifrigsten Schnüffler der Prüfungskommission für sein Unternehmen, um im Streit mit dem Finanzamt Beistand zu leisten.

Ein weiteres Problem entstand, als die frustrierten Werksvertreter gegen unflexible Verträge revoltierten. Leider hatte ihr Aufstand wenig Erfolg, und Grundig zeigte sich damals oft rücksichtslos, was einigen ihrer Existenz kostete. Doch für ihn war nur eines wichtig: der Erfolg seines Unternehmens. Er führte die Firma aus dem Bauch heraus, ohne Rücksicht auf sich selbst. Jeden Abend traf er sich mit seinen engsten Mitarbeitern, um Pläne auszuarbeiten, die den Erfolg sichern sollten. Er persönlich segnete jede Produktion ab und korrigierte alles, was nicht seinen Vorstellungen entsprach.

Die Mitarbeiter waren beeindruckt, aber auch gefürchtet. Seine Notizen und Markierungen mit den berüchtigten Rotstiften wurden als scharfes Gedächtnis betrachtet und ließen keine Unachtsamkeit zu. Grundig kannte keine Toleranz für Fehler und verlangte absolute Professionalität. Mit seinen Din-A-5-Gedächtnisstützen organisierte er seine hektische Arbeitsweise, die trotz des wachsenden Mitarbeiterstabs immer noch wie eine Ein-Mann-Show ablief. Die Marke Grundig wurde zum Synonym für Qualität und technische Innovationen und war in der deutschen Unterhaltungsindustrie führend.

 

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Straff organisierte One-Man-Show: Max Grundig im Kreis seiner Führungskräfte

 

Er allein war es auch, der sich bereits in den Anfangsjahren eine schlagkräftige Verkaufsstrategie einfallen ließ: das Jedermann-Radio“ zu „Jedermann-Preisen“, mit einem großzügigen Teilzahlungssystem für Groß- und Einzelhändler - ganz im Sinne des Wirtschaftsministers in Bonn, Professor Ludwig Erhard, der einmal des damals noch kleinen Radiohändlers Nachbar war, bevor er den Turbolader seines Wirtschaftswunders zur Kenntnis nahm und ihn nach einem ersten Besuch in der Kurgartenstraße im Dezember 1949 regelmäßig traf. Die Sonntagsvormittagsgespräche bei einem Bocksbeutel Frankenwein und dicken Zigarren wurden zur festen sporadischen Einrichtung. Für Gerüchteköche ein gefundenes Fressen: Erhard mußte der Sponsor des Fürther Musterkonzerns sein!

Der erste war er auch mit dem schon Ende 1949 fabrizierten Kofferradio - wieder mal exakt zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit Vespas, später mit Isettas, Gogo- mobils und VW-Käfern begannen sich die Deutschen langsam wieder zu motorisieren, machten Wochenendtrips und entdeckten das Camping. Das Kofferradio war bei diesem Freizeitvergnügen das Tüpfelchen auf dem i. Mit dem ersten Musikschrank („das Edeltonmöbel für den Musikfreund“) bot Grundig den lange vermißten Hauch von Luxus an.

 

4. Innovationskraft und Visionär im Aufstieg zum Weltkonzern

 

1953 

Die "Kleeblatt-Serie" von Grundig umfasste eine breite Palette von Produkten, die das Unternehmen zu einem echten Vorreiter in der Unterhaltungselektronikbranche machte. Der Name "Kleeblatt" wurde geschickt gewählt, um die Verbundenheit mit der Stadt Fürth zu betonen, die ein Kleeblatt im Wappen führt. Außerdem diente der Bezug zur SpVgg Fürth dazu, das Herz der Fußballfans zu gewinnen. Dieser Werbetrick zahlte sich aus, und Grundigs Frau Anneliese überreichte den Fürther Fußballern als Dank für ihre Patenschaft nagelneue Kofferradios.

Max Grundig war ein pfiffiger Unternehmer und wusste genau, wie er die Massen begeistern konnte. Schon vor den großen Messen im Jahr 1950 hatte er eine rollende Funkausstellung in Form eines hellblauen Ausstellungswagens organisiert. Der Wagen fuhr durch die Republik und zog überall neugierige Menschen an. Grundig war immer am Puls der Zeit und präsentierte dem staunenden Publikum immer wieder die neuesten technischen Errungenschaften seines florierenden Unternehmens.

Dank seiner zuverlässigen und engagierten Mitarbeiter sowie seinem unbezähmbaren Willen, Höchstleistungen zu erzielen, wurde Max Grundig von der Fachzeitschrift Radiohändler als "magische Kraft" gelobt, die Grundig-Radio so schnell aufsteigen ließ. Ende 1950 wurde er als Großindustrieller bezeichnet und sein Unternehmen verfügte über Europas größte Spezialfabrik für Rundfunkgeräte. Der Jahresumsatz erreichte unglaubliche 44 Millionen DM, und die Mitarbeiterzahl stieg auf beeindruckende 3005 - ein Anstieg von 1400 Mitarbeitern innerhalb eines Jahres! Grundigs Exportgeschäft florierte in ganz Europa, nach Asien, Afrika und Südamerika. Die westdeutschen Rundfunkgeräte waren international sehr gefragt, insbesondere in den USA. Selbst ein Konkurrent, Blaupunkt-Direktor Werner Mayer, erkannte die Verdienste von Grundig an und würdigte dessen rasante Entwicklung der Branche in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht. Grundig hatte sich erfolgreich als Vorreiter in der Unterhaltungselektronikbranche etabliert und seinen Platz als führender Hersteller gefestigt.

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Werben, wo die Massen sind: Grundig-Plakat auf der Berliner Funkausstellung

 

Max Grundig ließ sich von den anfänglichen Bedenken und zögerlichen Reaktionen nicht beirren. Sein Unternehmergeist und sein Charisma trieben ihn an, neue Wege zu beschreiten und das vielversprechende Feld des Fernsehens zu erschließen. Bereits im September 1950 hatte der NWDR in Hamburg die ersten Fernsehversuchssendungen gestartet, und Max Grundig erkannte sofort das Potenzial dieses neuen Mediums. Während andere noch zögerten, war er bereits überzeugt, dass das Fernsehen die Zukunft des Unterhaltungsmarktes sein würde.

Obwohl es zu dieser Zeit noch keine Fernsehgeräte für den Heimgebrauch gab, ließ eine im Auftrag der Industrie erstellte Expertise im Mai 1951 bereits ein starkes Interesse der Käufer erkennen. 5000 Familien in Hamburg waren bereit, bis zu 4000 DM für einen Fernsehapparat auszugeben, und 20 Prozent der Restaurantbesitzer waren ebenfalls bereit, Empfänger für ihre Lokale aufzustellen. Grundig erkannte, dass der Bedarf vorhanden war, und er war fest entschlossen, dieses aufstrebende Marktsegment zu erobern.

In typischer Grundig-Manier ging er voller Energie und Tatendrang voran. Er sorgte dafür, dass sein Unternehmen technisch gerüstet war, um die neuen Fernsehgeräte zu produzieren. Schon bald darauf, im Jahre 1952, präsentierte er das erste Grundig-Fernsehgerät, das einen großen Erfolg auf dem Markt feierte. Mit seiner Vision und Entschlossenheit gelang es Max Grundig, die Unterhaltungsindustrie erneut zu revolutionieren und sein Unternehmen weiter zu festigen. Das Fernsehen wurde zu einem wichtigen Bestandteil des Grundig-Sortiments, und die Firma avancierte zu einem bedeutenden Akteur in der wachsenden Fernsehindustrie. Durch seine Führungsstärke und sein Gespür für die richtigen Geschäftsfelder etablierte sich Max Grundig als einer der einflussreichsten Unternehmer seiner Zeit und prägte die Entwicklung der Unterhaltungselektronik nachhaltig.

 

1950

Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland (ARD) führte zu gemischten Reaktionen. Während der Bayerische Rundfunk vorsichtig abwartete und nur sieben Prozent seines Etats für das Fernsehen verwendete, ging Max Grundig erneut risikofreudig vor. Er erkannte, dass die Deutschen Empfänger benötigten, um sich für das neue Medium zu begeistern, und er war entschlossen, sie ihnen zu geben. Im April 1951 ließ er in Fürth den ersten Industrie-Fernsehsender für Messungen und Tests zukünftiger Geräte aufstellen. Nur wenige Wochen später montierte er das erste dieser Geräte, das er am 28. Juni der Presse vorführte. Die Demonstration war ein Erfolg. Die Nürnberger Nachrichten berichteten begeistert: "Scharf und kontrastreich erschien das Bild eines Mädchenkopfes, während gleichzeitig der Sprecher des Senders verkündete: 'Achtung, Achtung, hier spricht der Fernsehversuchssender der Grundig-Werke....'"

Es war offensichtlich, dass die Privatindustrie alles daran setzte, in der Entwicklung nicht zurückzubleiben, da Fernsehen bereits in vielen Kulturländern zu einem unverzichtbaren Bestandteil von Kultur und Technik geworden war. Max Grundig verstand die Zukunft und war entschlossen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen. Im September veröffentlichte er eine umfangreiche Beschreibung des Grundig-Fernsehempfängers und präsentierte die Vorzüge des Geräts auf einer Leistungs- und Gewerbeschau in Fürth. Dort sorgte die "erste drahtlose Fernsehsendung eines Films in Süddeutschland" für Aufsehen und erhielt ein positives Presseecho. Grundig ergriff die Chance, das Fernsehen in Bayern voranzutreiben, indem er dem Bayerischen Rundfunk anbot, seinen Sender zur Verfügung zu stellen. Die lokale Presse unterstützte dieses Vorhaben und betonte, dass der Bayerische Rundfunk in Zusammenarbeit mit Grundig die Möglichkeit hätte, sich auf dem Gebiet des Fernsehens zu rehabilitieren. Max Grundig suchte nun die Unterstützung der Journalisten, um sein Ziel, den "Volksfernseher", zu erreichen. Die Nürnberger Nachrichten kritisierten den Bayerischen Rundfunk für seine Zurückhaltung und forderten ihn auf, aktiv mit Grundig zusammenzuarbeiten, insbesondere in Bezug auf das Programm und die Kosten. Die Nürnberg-Fürther Industrie bot ihre Hilfe an und fragte, ob der Bayerische Rundfunk dieses Angebot annehmen würde.

 

1951

Max Grundig ließ nichts unversucht, um das Fernsehen in den Köpfen der Menschen zu verankern. Er startete eine beeindruckende Werbekampagne und betonte, dass der Preis für Fernsehgeräte zwar zunächst hoch sei, aber mit der Serienproduktion würden die Preise sinken. Die Werbemaßnahmen zeigten Wirkung, und Grundig stand bereit, den Markt für Fernseher zu erobern. Als die Lumophonwerke Nürnberg zum Verkauf standen, zögerte Max Grundig nicht lange. Innerhalb von nur vierzehn Tagen wurden die drei Lumophon-Betriebe für 1,7 Millionen Mark von Grundig übernommen. Mit diesem Zukauf erreichte er den Aufstieg zum Weltkonzern. Die Produktionskapazität stieg auf über 400.000 Geräte, und der Umsatz erreichte knapp 80 Millionen Mark, wobei drei Millionen durch den Export erwirtschaftet wurden. Die Zahl der Beschäftigten überschritt die 4000-Marke.

Obwohl Max Grundig bereits ein mehrfacher Millionär war, lebte er zunächst noch in seiner Dreizimmerwohnung. Doch als sich die Möglichkeit bot, eine Villa am Nürnberger Stadtpark zu erwerben, entschied er sich dafür. Zudem fand er in der oberbayerischen Stadt Lenggries ein Wochenenddomizil namens Gut Hohenburg, das er als seltenes Refugium nutzte. Die Führung des Unternehmens lag weiterhin vollständig in seinen Händen. Jede neue Idee und jedes Produkt wurde von ihm persönlich angeregt und abgesegnet. Neben dem erfolgreichen Einstieg ins Fernsehgeschäft konzentrierte er sich auch auf Heim-Tonbandgeräte, die sich gut verkauften. Parallel boomte der Radiomarkt, und täglich liefen 2500 Radiogeräte vom Band.

Als Anerkennung für seinen Erfolg wurde Max Grundig am 12. Mai 1952 mit dem "Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" ausgezeichnet. Bayerns damaliger Wirtschaftsminister, Dr. Hanns Seidel, lobte die Geschäftsleitung der Grundig-Radiowerke und betonte die wichtige Rolle der fleißigen und geschickten Mitarbeiter für den Erfolg des Unternehmens. Max Grundig war ein visionärer und ehrgeiziger Unternehmer, der stets am Puls der Zeit agierte und die Unterhaltungselektronikbranche maßgeblich beeinflusste. Mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Führungskraft führte er sein Unternehmen zum Erfolg und etablierte Grundig als eine der führenden Marken in der Rundfunk- und Fernsehindustrie.

 

Videos: 1951 Grundig präsentiert sein erstes Fernsehgerät 080

 

 1951 Grundig präsentiert sein erstes Fernsehgerät, den Typ 080

 

  

1952

Am 1. Weihnachtsfeiertag begann in Deutschland offiziell das Fernsehzeitalter, und einen Tag später wurde zum ersten Mal die Tagesschau ausgestrahlt, die anfangs dreimal wöchentlich im Programm stand. Die Sendungen endeten in der Regel um 22 Uhr. Max Grundig schätzte das Kapital seiner über 6000 Beschäftigten, obwohl sein Umgangston mitunter gefürchtet war. Wenn etwas nicht seinen perfektionistischen Ansprüchen genügte, konnte er barsch, ruppig und sogar beleidigend sein. Er war sich dieser Tatsache durchaus bewusst, fand es jedoch in Ordnung. "Ich will mich aufregen, weil ich mich damit abrege. Und schließlich kann ich doch zu meinen Leuten nicht sagen: Hätten Sie vielleicht die Güte und Liebenswürdigkeit ... Ich sag' halt: Schaun S’ zu, dass die Sache funktioniert. Aus, fertig." Seine Ungeduld machte ihn manchmal zu einem Choleriker. "Er führte sein Imperium wie ein russischer Zar, nur nicht so blutig", umschrieb der langjährige Betriebsratsvorsitzende Helmut Stachel seine Art. Widerspruch akzeptierte der Alte nicht.

Doch abgesehen von dieser harten Seite zeigte Max Grundig auch einen weichen Kern. In einer Werkszeitung aus dem Jahr 1952 war zu lesen: "Trotz der Größe unseres Betriebs ist Herr Grundig gern bereit, jedem Angehörigen unseres Betriebs in besonderen Fällen die Möglichkeit einer mündlichen Aussprache jeden Mittwoch in der Zeit zwischen elf und zwölf zu geben." Er hatte meist ein offenes Ohr für berechtigte Sorgen seiner Mitarbeiter und half finanziell aus seiner Privatschatulle, wenn es einem unverschuldet schlecht ging. Doch Max Grundig beschränkte sich nicht nur auf diese "kleine Fürsorge". Er plante auch im großen Stil für seine Mitarbeiter. Angesichts der Wohnungsknappheit gründete er die Grundig Wohnungsbau GmbH und finanzierte 30 Werkswohnungen. Ein Jahr später wurde die Ruhegehaltskasse eingeführt. Mitarbeiter, die zehn Jahre bei Grundig waren, erhielten ab dem 65. Lebensjahr (oder bei Arbeitsunfähigkeit) 25 Prozent ihres letzten Jahresverdienstes als Rente, und Witwen erhielten die Hälfte der Rente ihrer verstorbenen Ehemänner.

Diese großzügigen Gesten waren jedoch nicht nur Wohltaten, sondern auch kluge unternehmerische Entscheidungen. Max Grundig wusste, dass er engagierte Mitarbeiter brauchte, die bedingungslos zu ihrem Unternehmen standen, um das rasante Tempo aufrechtzuerhalten. Die "Grundigler" waren stolz darauf, Teil des Unternehmens zu sein. Ein Grundig-Gerät war längst zum Statussymbol in deutschen Nachkriegshaushalten geworden. Grundig galt als Vorreiter und setzte immer wieder neue Maßstäbe in Technik und Design, die die gesamte Branche beeinflussten. Der Erfolg von Grundig wuchs weiter, und jedes Jahr brachte neue Superlative. 1954 wurden die ersten Diktiergeräte unter dem Namen "Stenorette" gestartet, ein Jahr später erschien der erste Fernseher unter 1000 DM, der als "Volksfernseher" bekannt wurde. Das legendäre Tonbandgerät TK 5 wurde zum Verkaufsschlager und machte den Umgang mit Tonband zu einem neuen Hobby für Millionen. Grundig expandierte in weitere Bereiche und eroberte auch das Videogeschäft mit dem "Fernauge". Es verging kein Jahr ohne bahnbrechende Innovationen und Erfolge für das Unternehmen.

 

1953

Die feierliche Krönung von Königin Elizabeth II. von Großbritannien wird zu einem epochalen Ereignis, das erstmals live im Fernsehen übertragen wird und die Zuschauer in Deutschland gebannt vor den wenigen Empfangsgeräten versammelt. Eine aufstrebende Firma aus Fürth, die bis dahin eher als Außenseiter galt, erhebt sich zum unbestrittenen Marktführer in der Branche, und zwar nicht zuletzt dank innovativer Rationalisierungstechniken, die die Herstellungskosten deutlich senken. Interessanterweise berichtete "Der Spiegel" Anfang 1958 ausführlich über dieses faszinierende Phänomen namens Grundig. Die Produktionsstätten des Unternehmens werden als beeindruckende Beispiele für fortschrittliche Fließbandmechanik mit automatischen Kontrollsystemen beschrieben. Etwa 250 hochqualifizierte Konstrukteure, Techniker und Mechaniker arbeiten unermüdlich daran, Produktionsprozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten.

Eine bemerkenswerte Tatsache ist, dass rund 65 Prozent der Belegschaft aus ungelernten weiblichen Hilfskräften bestehen, die jeden Tag speziell vorbereitete Teile zusammensetzen, verlöten und montieren. Die raffinierte Arbeitsvorbereitung und die Verwendung von Kontrollmechanismen ermöglichen es dem Unternehmen, selbst mit ungelernten Kräften einen anspruchsvollen Produktionsbetrieb aufrechtzuerhalten. Grundig hat seine Position als Marktführer fest im Griff und profitiert von einem wachsenden Kundenstamm. Die Firma bleibt entschlossen, ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben und weiterhin bahnbrechende Innovationen hervorzubringen.

 

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Den Fernseher zum Bestandteil der Wohnungseinrichtung machen: Grundigs „Zauberspiegel“

 

Ein unerschöpflicher Geist der Kontrolle durchzog die höheren Betriebsabteilungen, wie der Spiegel berichtete. Max Grundig konzentrierte die Führung des Unternehmens auf sich selbst und betonte stolz seinen exklusiven Rang als Alleinherrscher über sein Konzernreich. Die 50er und 60er Jahre waren zweifellos die glorreiche Zeit des Unternehmers, als das Wirtschaftswunder die Bundesrepublik erfasste und er mit seinen Ideen die Welt beeindruckte. Max Grundig war ein Visionär, der Entschlossenheit zeigte und seine Entscheidungen intuitiv und in Sekundenschnelle traf - und sie erwiesen sich immer als richtig. Jahr für Jahr wuchs sein Unternehmen, und neue Werke entstanden. Bereits 1956 hatte er sechs Produktionsstätten unter seiner Führung. Grundig war der unangefochtene weltgrößte Hersteller von Tonband- und Musikschrankgeräten, und das florierende Übersee-Geschäft trug maßgeblich zu seinem Erfolg bei. Die erstmalige Einführung von Grundig-Geräten auf dem US-Markt zwei Jahre zuvor war ein bisher undenkbarer Schritt, doch innerhalb von nur drei Monaten hatte die Majestic International Corporation bereits überwältigende Verkaufszahlen erzielt. Ein potenzieller Markt war eröffnet, den der Unternehmer jedoch leider nicht konsequent ausnutzte. Seine Argumentation war, dass er nicht einmal alle Geräte nach Europa liefern konnte, was sollte er dann in Amerika?

In Fürth, seinem Heimatort, war Grundig regelmäßig in den Schlagzeilen der Branche präsent. Bahnbrechende Innovationen wie das erste TV-Gerät mit 72-cm-Bildschirm, die faszinierende Wunderröhre E 88 CC für den Weitempfang und der revolutionäre Transistorboy, der erste deutsche Reiseempfänger mit Transistoren, waren nur einige Beispiele für seinen Einfallsreichtum. Seine Produkte wie das Heinzelmann-Schaltuhren-Radio und der Anrufbeantworter "Teleboy" veränderten den Alltag in den Hotelzimmern und Chefebüros. Das Fernsehgerät "Zauberspiegel" faszinierte Otto Normalverbraucher und war die ideale Ergänzung zu den hochglanzpolierten Grundig-Musikschrankgeräten. Nicht nur die Konkurrenz hatte das Nachsehen, auch der deutsche Meinungsmonopolist Spiegel irrte sich gewaltig. In einem Artikel aus dem Jahr 1953 zweifelte er daran, dass Max Grundig, der rund ein Drittel des deutschen Marktes beherrschte, die goldenen Zeiten des Nachholbedarfs überdauern würde. Doch vier Jahre später bewies der eigenwillige Franke, dass er nicht auf Ersatzbeschaffungen warten musste. Dank seiner Kreativität und dem stetigen Angebot neuer Attraktionen wusste er die Nachfrage kontinuierlich anzukurbeln.

Grundig optimierte seine Firmenstruktur und ordnete sie in steuersparende Kategorien: Besitzfirmen, Betriebsfirmen und Vertriebsfirmen, die unabhängig voneinander bilanzierten. Dadurch konnte er die Gewinne geschickt aufteilen und entging der scharfen Besteuerung für Höchstgewinne. Da er nicht mit Aktionären teilen musste, konnte er seine Erträge direkt wieder in seine Betriebe investieren und neue Fabrikeinrichtungen sowie Versuchslaboratorien finanzieren. Seine nächste Gelegenheit ergab sich durch den Einstieg in eine neue Branche, als er 1957 die notleidenden Büromaschinenwerke Triumph in Nürnberg und die Adler-Werke in Frankfurt kaufte. Obwohl dieser Ausflug nur elf Jahre dauerte, sorgte er für Aufsehen. Der Trendsetter Grundig sah die vielversprechende Chance, in dieser aufstrebenden Branche eine führende Rolle zu spielen und ließ sich nicht mit Kleinigkeiten zufriedengeben.

 

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Bilder vom Fließband: Fertigungsstraße für Grundig-Fernsehgeräte

 

Doch zunächst musste Max Grundig mit den "Kleinigkeiten" umgehen. Bei der Übernahme der Triumph-Werke stieß er auf 70.000 unverkaufte Motorroller - eine Herausforderung, die der Ausnahme-Geschäftsmann nicht scheute. Er sah darin eine Möglichkeit, erneut seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zu beweisen und aus vermeintlich nutzlosem Blech Gold zu machen. Seine Idee war es, die Motorroller in den USA zu verkaufen, wo sie in Deutschland keine Abnehmer mehr fanden. Sein Partner Ashbach von der Majestic International Corporation hielt die Idee zunächst für verrückt und meinte, dass niemand in den USA Roller kaufen würde. Doch Grundig ließ nicht locker und setzte seine Vision durch. Er organisierte eine Roller-Parade durch halb Chicago, bei der er selbst und eine blonde Marilyn-Monroe-Imitatorin vorneweg fuhren. Die Amerikaner waren von dieser ungewöhnlichen Aktion begeistert und kauften tatsächlich 60.000 Roller in nur drei Monaten.

Ein weiterer bemerkenswerter und unkonventioneller Schachzug von Grundig war die Verwandlung der erfolglosen Triumph-Schreibmaschinen. Statt auf das beste Modell zu setzen, nahm er das hässlichste und unbeliebteste Modell und verpasste ihm eine Verjüngungskur. Er verlieh der Maschine ein dezentes Mattgrau, ein handliches Format und nannte sie "Gabriele" nach seiner jüngst geborenen Enkelin. Zudem bot er sie zu einem sensationellen Preis von nur 298 DM an und bewarb sie mit dem Slogan: "Wer seine Briefe mit der Maschine schreibt, gilt mehr." Die Maschine wurde sofort zum Verkaufsschlager und Triumph zum Marktführer für Schreibmaschinen in Europa. Selbst aus Übersee erhielt Grundig Lob für diesen Schachzug. Das Time-Magazin erkannte im Februar 1957: "Dieser Mann hat die richtige Nase."

 

1957

Max Grundig, als erfolgreicher Unternehmer, führte sein Unternehmen mit harter Hand und strenger Kontrolle. Seine ungeduldige Natur und sein Streben nach Erfolg trieben ihn voran, und er war bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er konnte rücksichtslos sein, insbesondere wenn es um die Umsetzung seiner Ideen und Pläne ging. Auch seine unkonventionelle und manchmal zwielichtige finanzielle Praxis, wie die "rationelle Finanz- und Steuerpolitik", wurde von den zuständigen Behörden kritisiert und angefochten.

Trotz seiner Erfolge und des rasanten Wachstums seines Unternehmens war Max Grundig nicht immer ein angenehmer Chef. Er forderte von seinen Mitarbeitern stets Höchstleistungen und zeigte wenig Toleranz für Fehler oder Unprofessionalität. Er war bekannt für seine peniblen Kontrollen und Notizen, die er bei Besprechungen über Vertriebsfragen machte, um jeden Aspekt der Produktion zu überwachen.

Während er auf dem Gebiet der Schreibmaschinenindustrie einen beachtlichen Erfolg verzeichnete, lag seine wahre Leidenschaft in der Unterhaltungselektronik. Er nutzte geschickt Werbemaßnahmen, um das Fernsehen in den Köpfen der Menschen präsent zu machen und baute sein Unternehmen in diesem Bereich weiter aus. Doch auch hier war er nicht immer zimperlich und zögerte nicht, aus einem fremden Terrain auszusteigen, wenn er die Chance sah, seine angestammten Kernbereiche weiter auszubauen.

Max Grundig war zweifellos ein visionärer Unternehmer und ein geschickter Geschäftsmann, der seine Marke zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten in der Unterhaltungselektronikbranche machte. Dennoch sollte nicht übersehen werden, dass sein Erfolg auch durch seine harte Hand und unkonventionelle Praktiken geprägt war, die nicht immer auf uneingeschränkte Zustimmung stießen.

Über die unglaubliche Karriere von Max Grundig nach dem Krieg rankten sich inzwischen zahllose Legenden. Konservative Unternehmer konnten nicht fassen, wie der ehemalige Radio-Einzelhändler ohne die Mitwirkung großer Konzerne eine wirtschaftliche Machtposition erreichen konnte, vor der die etablierte Konkurrenz zitterte. Die Fama behauptete deshalb nicht nur, dass Grundig der Strohmann großer Unternehmen sei, sondern hartnäckig hielt sich auch das Gerücht, Bundeswirtschaftsminister Erhard habe dem Konzern als stiller Teilhaber durch politische Beziehungen die nötige Starthilfe verschafft. Dies war jedoch nicht ernstzunehmen, obwohl es selbst seriöse Wirtschaftsexperten beschäftigte, wie Max Grundig trotz einer anfänglich bescheidenen Kapitalausstattung Ende der 50er Jahre seine Produktion so erfolgreich vorantreiben konnte. Andere Unternehmen mit ähnlicher Umsatzquote verfügten nach Berechnungen über das Zehn- bis Zwölffache des Stammkapitals.

Die Lösung war jedoch naheliegend. Selbst der Betriebsratsvorsitzende Helmut Stachel, der mit dem autoritären Patriarchen so manche Auseinandersetzung ausgetragen hatte, stimmte zu: "Grundigs Erfolg lag in seinem Fingerspitzengefühl und seinem Riecher dafür, was den Menschen gefiel." Grundig, der von Die Welt als "Magier von Bild und Funk" bezeichnet wurde, erkannte die Konsumträume der Nachkriegsdeutschen, eroberte ihre Wohnzimmer und prägte den Lebensstil einer ganzen Generation. Doch auch international baute er seine Vormachtstellung aus. In den 60er Jahren wurde Grundig zum größten Tonbandgeräte- und Musikschrankhersteller der Welt, und der Exportanteil betrug bereits 1959 stolze 48 Prozent.

 

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Das Werk wächst und wächst: Fabrikanlagen in Nürnberg-Langwasser

 

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Prominente hören mit: Boxweltmeister Joe Louis im Jahr 1956 vor einem Grundig-Radiogerät

 

5. Sicherung eines Wirtschaftswunders

Die Geschäftsaktivitäten wurden nun über eine eigene Bank abgewickelt - die 1958 gegründete Grundig-Bank. Der einstige Radiohändler Max Grundig, dem die Banken noch vor zehn Jahren keinen Kredit anvertraut hätten, war nun selbst Bankier. Am 4. Januar wurde die Neugründung offiziell im Handelsregister eingetragen. Das Stammkapital betrug eine Million Mark. Dieser Schachzug erwies sich als äußerst geschickt: Mit Hilfe der eigenen Bank konnte Grundig das verfügbare Geldvolumen seiner Unternehmen effizienter einsetzen. Zum Beispiel konnten die liquiden Mittel der bestverdienenden Hauptbetriebsfirma Grundig Radio-Werke GmbH über die Bank in die schwächeren Unternehmen geleitet werden, wodurch diese nicht so stark auf teure Fremdkredite angewiesen waren. Langfristig plante Grundig, die Bank zur Dachgesellschaft des Konzerns auszubauen - eine Art Drehscheibe für die Grundig-Gewinne.

 

1967

In den 1970er Jahren erweiterte Grundig sein Produktportfolio weiter, indem es in den Bereich der Videotechnik und Heimunterhaltung einstieg. Das Unternehmen brachte Videorekorder, Videokameras und Videospiele auf den Markt, die zu dieser Zeit noch relativ neu und aufregend waren. Einer der bahnbrechenden Erfolge von Grundig war der Videorekorder "Grundig Video 2000", der sich durch eine ausgezeichnete Bild- und Tonqualität auszeichnete und auf dem Markt sehr beliebt war.

Max Grundig setzte auch auf internationale Expansion und baute Produktionsstätten in verschiedenen Ländern auf, um den globalen Markt zu bedienen. Grundig-Produkte waren nun in vielen Teilen der Welt erhältlich und erfreuten sich großer Beliebtheit. Das Unternehmen expandierte nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Asien.

Allerdings wurden in den 1980er Jahren die ersten Anzeichen von Schwierigkeiten und Herausforderungen für Grundig sichtbar. Die Konkurrenz in der Unterhaltungselektronikbranche wurde immer intensiver, insbesondere durch den Eintritt japanischer Hersteller mit günstigeren Produkten. Die steigenden Kosten und der Preisdruck führten dazu, dass Grundig in wirtschaftliche Turbulenzen geriet.

Max Grundig verließ das operative Geschäft und übergab die Leitung des Unternehmens schrittweise an andere Manager. Leider gelang es Grundig nicht, sich gegen die zunehmende Konkurrenz zu behaupten, und das Unternehmen geriet in finanzielle Schwierigkeiten. 2003 meldete Grundig schließlich Insolvenz an und die Marke wurde später von anderen Unternehmen übernommen.

Trotz der späteren Schwierigkeiten bleibt Max Grundig als visionärer Unternehmer und Pionier in der deutschen Unterhaltungselektronikbranche in Erinnerung. Seine Fähigkeit, den Markt zu antizipieren, innovative Produkte zu entwickeln und sein Unternehmen erfolgreich zu führen, hinterließ einen bleibenden Eindruck auf die Industrie und prägte die Geschichte der deutschen Elektronikindustrie nachhaltig.

Die Erfolgsgeschichte von Grundig ging auch international weiter. Das Unternehmen baute sein Netzwerk aus und gründete Filialen in verschiedenen Ländern, darunter Belfast, Zug, Porto, Trento, Wien und Edinburgh. Grundig erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Verdienstorden der Republik Italien, das Ehrenzeichen der Republik Österreich, den Commentador-Verdienstorden der Republik Portugal und die Ehrenmitgliedschaft der Audio-Engineering Society Inc. in New York. Es wurde sogar ein Kooperationsvertrag mit Universal in Warschau über den Nachbau von Grundig-Tonbandgeräten abgeschlossen. Trotz der Kritik von Marktmitbewerbern und Neidern ließ sich Max Grundig nicht beirren und blieb seinem Motto "Volle Kraft voraus" treu. Er setzte weiterhin auf die von ihm für richtig befundene Lex Grundig und präsentierte seine Produkte schon Monate vor dem üblichen Neuheiten-Termin mit attraktiven Preisen. Diese Strategie erwies sich erneut als äußerst erfolgreich.

Max Grundigs Einfluss auf die Unterhaltungselektronik-Branche und sein Beitrag zur deutschen Wirtschaftsentwicklung wurden auch außerhalb Deutschlands anerkannt. Er erhielt die Medaille des Ministerrates der UdSSR, als er mit einer Gruppe deutscher Wirtschaftsführer nach Moskau und Leningrad reiste. Die Sowjetunion zeigte großes Interesse an Max Grundigs Geschäft und Produkten. In nur wenigen Monaten folgte der Besuch einer Gruppe sowjetrussischer Experten in verschiedenen Grundig-Werken. Max Grundig genoss nicht nur unternehmerischen Erfolg, sondern wurde auch von der Stadt Fürth für seine großzügige Unterstützung öffentlicher und privater Wohlfahrtseinrichtungen zum Ehrenbürger ernannt. Weitere Ehrungen folgten, darunter der Bayerische Verdienstorden und die Ehrendoktorwürde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen. Diese Anerkennungen würdigten seine herausragende Leistung als Gründer und Leiter eines Unternehmens von internationaler Bedeutung und seine Verdienste um die Entwicklung des fränkischen Wirtschaftsraums. Die Geschichte von Grundig war geprägt von kontinuierlichem Fortschritt, mutigen Entscheidungen und dem visionären Geist von Max Grundig. Seine Fähigkeit, den Markt zu gestalten und auf die Bedürfnisse der Verbraucher einzugehen, setzte Grundig von anderen Unternehmen ab und machte es zu einem bedeutenden Akteur in der Unterhaltungselektronik-Branche, nicht nur in Deutschland, sondern auch international.

 

1968

1968 markierte ein Jahr von außerordentlichen Ehren für Max Grundig. Anlässlich seines 60. Geburtstags wurde eine grandiose Feier in der renommierten Konzert- und Kongresshalle Nürnbergs, der Meistersingerhalle, ausgerichtet, die hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zusammenbrachte, um ihm ihre Glückwünsche zu überbringen. Unter den Gratulanten befanden sich nicht nur die Oberbürgermeister der angrenzenden Städte Nürnberg und Fürth, sondern auch der bayerische Wirtschaftsminister Dr. Otto Schedl und der damalige Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß. Max Grundig wurde mittlerweile als Sinnbild des deutschen Wirtschaftswunders betrachtet, und diese Veranstaltung würdigte seine außergewöhnlichen Leistungen. Obwohl er solche Ehrungen als notwendiges Übel ansah und sich lieber im Hintergrund hielt, konnte er der Öffentlichkeit dennoch nicht gänzlich entkommen. Insbesondere die Presse interessierte sich brennend für sein Leben und seine Erfolge. Ein Beispiel hierfür war seine Pilgerreise mit seiner Frau Annelie nach Rom, um den Heiligen Vater Pius XII. zu treffen. Die Aufmerksamkeit der Medien für diese Audienz war für ihn eher unangenehm. Die Reporter berichteten ausführlich über den besonderen Moment, als der hohe Gastgeber ihm persönlich zwei Rosenkränze als Auszeichnung überreichte.

In der Öffentlichkeit zeigte sich Max Grundig eher schüchtern und unsicher, und sein Umgang mit Menschen war reserviert. Medienrummel mochte er nur, wenn dieser dem Unternehmen zugutekam. Er bevorzugte es, seriösen Journalisten seine "Versuchsküche" zu zeigen, in der er seine Leidenschaft für Radios, Fernsehgeräte und Videorecorder auslebte. Sein Interesse an den Produkten ging über das rein Geschäftliche hinaus - er liebte sie geradezu und pflegte sie mit großer Hingabe. Trotz seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art war Max Grundig ein visionärer und risikofreudiger Unternehmer. Während andere Unternehmen sich inmitten wirtschaftlicher Unsicherheit zurückhielten, ergriff Grundig die Gelegenheit, um weiter zu expandieren. Er baute ein beeindruckendes Werk der Superlative, das täglich 600 neue Fernseher produzierte und die skeptische Branche mit seinem Vorstoß beeindruckte.

Auch für die Zukunft seines Unternehmens sorgte Max Grundig vor. Da er keine direkten Erben hatte und die Firma von der Familie trennen wollte, errichtete er 1970 die Grundig-Familienstiftung. Die Stiftung wurde zum Konzernträger-Unternehmen und sicherte den Fortbestand seines Lebenswerks. Das Unternehmen florierte weiter und die Grundig-Familienstiftung wurde zum Fundament für die Zukunft der Firma. Das Jahr 1968 und die darauf folgenden Jahre waren für Max Grundig geprägt von Anerkennung, Erfolg und strategischen Entscheidungen, die sein Erbe sicherten und sein Vermächtnis in der Unterhaltungselektronik-Branche fortführen würden. Max Grundig, der bescheidene und bodenständige Industriemagnat aus Franken, hatte die Welt der Elektronik revolutioniert und war zu einer Symbolfigur für das deutsche Wirtschaftswunder geworden.

 

1970

Max Grundig traf eine bahnbrechende Entscheidung, indem er die Grundig-Gruppe in eine Aktiengesellschaft (AG) umwandelte und die Grundig-Werke AG gründete, die sämtliche in- und ausländischen Produktions- und Vertriebsstätten der Gruppe umfasste. Diese Maßnahme sicherte nachhaltig den Fortbestand aller Grundig-Unternehmen. Die Gewinne der AG sollten von einer Stiftung übernommen werden, um sie nach Abzug der Körperschaftssteuer wieder in das Unternehmen zurückzuführen. Die Stiftung hatte das Ziel, das Werk seiner Familie zu bewahren und es über alle privaten Wechselfälle hinweg abzusichern. Dieser Schritt zur Zukunftssicherung kam genau zum richtigen Zeitpunkt, da sich das Jahr 1970 als das schwierigste für die Unterhaltungselektronikbranche seit der Währungsreform erwies.

Die Branche wurde von düsteren Prognosen und Absatzschwäche geplagt, was sogar zu ersten Meldungen über Kurzarbeit und Massenentlassungen führte. Auch Max Grundig spürte die veränderte wirtschaftliche Situation. Obwohl der Umsatz weiter anstieg, stagnierte der Produktivitätszuwachs und die Kosten explodierten regelrecht. Verunsicherte Verbraucher übten sich in Abstinenz, was sich negativ auf den Absatz auswirkte. Trotz dieser schwierigen Lage brachte Grundig dennoch attraktive Neuerscheinungen auf den Markt, wie die Ultraschall-Fernbedienung "Tele-Dirigent" für sieben TV-Programme, die preiswerte Kugelbox "Audiorama" mit zwölf Lautsprechersystemen und die 110-Grad-Technik für Farbfernseher. Die Nachfrage nach den Produkten ließ zwar nach, und in einigen Werken musste die Produktion gedrosselt werden, doch das Unternehmen blieb kämpferisch. Stolz präsentierte es auf der "1. Internationalen Funkausstellung" in Berlin im August 1971 den ersten Video-Cassetten-Recorder Color und die ersten Farbfernseher mit Sensortechnik. Zudem führte Grundig die ersten Radiogeräte mit "4-D-Stereo-Raumklangeinrichtung" ein. Max Grundig ließ sich von den wirtschaftlichen Herausforderungen nicht entmutigen und blieb weiterhin innovativ, indem er neue Produkte entwickelte.

Die AG-Struktur und die Grundig-Familienstiftung stellten sicher, dass das Unternehmen den turbulenten Marktentwicklungen standhalten und das Lebenswerk von Max Grundig langfristig bewahren konnte. Sein unbeirrbarer Optimismus und seine Innovationskraft trugen maßgeblich dazu bei, dass die Grundig-Gruppe auch in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs blieb.

 

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Die Form gewinnt an Gewicht: Mit dem modernen Design wird das Radio auch gleich zum „Musikgerät“ befördert

 

Max Grundig erwies sich als unerschütterlicher Fels inmitten der Wirtschaftsflaute und überwand den Widerstand durch eine konsequente Fokussierung auf Innovation, Qualität und internationale Zusammenarbeit. Sein Ruf als Vorreiter der deutschen Wirtschaft und Ikone des deutschen Wirtschaftswunders war nicht nur national, sondern auch international anerkannt. Minister und Botschafter aus aller Welt kamen, um die beeindruckenden Grundig-Werke zu besichtigen. Das Jahr 1972 markierte einen Wendepunkt für das Unternehmen. Mit der bahnbrechenden Einführung der Super-Color-Serie, die eine Revolution in der TV-Geschichte darstellte, überwand Grundig die Konsummüdigkeit und brachte einen neuen Verkaufsschlager auf den Markt. Zusätzlich erhielt das Unternehmen den bedeutenden Auftrag, die Olympischen Spiele in München offiziell auszustatten.

Im selben Jahr wurde die angekündigte Umwandlung der Grundig-Gruppe in eine Aktiengesellschaft vollzogen. Dabei blieb der Vermögensstand unberührt, und aus der Grundig-Werke GmbH wurde die Grundig-Aktiengesellschaft. Das Grundkapital der AG betrug 182,4 Millionen DM und entsprach dem Stammkapital der Gesellschaft. Der Grundig-Familien-Verein e. V. hielt einen Anteil von 0,55 Millionen DM, während alle übrigen Aktien der Max Grundig-Stiftung gehörten. Eine geplante Kapitalerhöhung auf 200 Millionen DM sah die Beteiligung der Max Grundig-Stiftung, des Grundig-Familien-Vereins und einzelner Familienmitglieder vor. Max Grundig behielt weiterhin die alleinige Vorstandsfunktion auf Lebenszeit, während das Kuratorium der Stiftung eine beratende Funktion übernahm. Die Umwandlung und die Sicherung des Unternehmens durch die Stiftung gewährleisteten, dass die Grundig-Gruppe trotz wirtschaftlicher Herausforderungen weiterhin erfolgreich agieren und expandieren konnte. Max Grundig blieb seinem unternehmerischen Motto "Volle Kraft voraus" treu und setzte mit Leidenschaft für Elektronik, Innovation und Qualität fort, die Grundig-Gruppe auf dem Weg des Erfolgs zu führen.

 

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Die Großen zu Gast: Max Grundig empfängt in Nürnberg Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard

 

Max Grundig war jetzt Aufsichtsratsvorsitzender der AG und Präsident der Stiftung in einer Person.

 

1972

Die Gründung der Stiftung und die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft waren Wendepunkte in der Geschichte des Unternehmens und von entscheidender Bedeutung für Max Grundig. Er strebte danach, sein Lebenswerk objektiv zu sichern und die Zukunft der Grundig-Gruppe langfristig zu gewährleisten. Die Interessen der Familie wurden durch die Stiftung berücksichtigt, jedoch stand das Unternehmen immer im Mittelpunkt. Ein Großteil der Erträge wurde über die Stiftung reinvestiert, um das Wachstum und die Expansion des Konzerns voranzutreiben. Die Einführung der bahnbrechenden Super-Color-Serie erwies sich als großer Erfolg und half, die wirtschaftlich schwierige Zeit zu überwinden. Zudem brachte der prestigeträchtige Auftrag als offizieller Ausstatter der Olympischen Spiele in München dem Unternehmen neuen Aufschwung. Max Grundig war ein Visionär und trieb die technische Entwicklung der Grundig-Geräte kontinuierlich voran, insbesondere mit seinen neuen Supercolor-Geräten.

Die Grundig-Werke wuchsen weiter und entwickelten sich zu einem internationalen Konzern. In den 1970er Jahren hatte das Unternehmen 31 Fabriken in Europa, acht Vertriebsgesellschaften und über 200 Niederlassungen weltweit, wodurch es mehr als 38.000 Mitarbeiter beschäftigte. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen war Max Grundig unermüdlich und arbeitete von frühmorgens bis spät abends an seinem Schreibtisch. Sein unerschütterlicher Einsatz und sein Streben nach technischer Perfektion waren maßgeblich für den Erfolg der Grundig-Gruppe verantwortlich. Obwohl er das Rentenalter bereits erreicht hatte, dachte Max Grundig nicht im Geringsten daran, sich zur Ruhe zu setzen. Seine Leidenschaft für das Unternehmen und die Technologie trieben ihn immer weiter an. Er persönlich testete neue Geräte und gab wertvolles Feedback an das Entwicklerteam weiter. Max Grundig blieb eine inspirierende Figur, dessen unternehmerischer Ehrgeiz und Innovationsgeist die Grundig-Gruppe zu einem führenden Unternehmen in der Unterhaltungselektronik machten. Sein Erbe würde auch in Zukunft fortbestehen, da er mit Weitsicht die Stiftung und die AG-Struktur etabliert hatte, um die Grundig-Gruppe nachhaltig zu sichern.

 

1973

Eine Person von außergewöhnlichem Talent zeigte sich darin, die sich wandelnden Gegebenheiten des Marktes zu erkennen und aufkommende Konsumlücken zu erkennen. Doch zugleich war es ihm nur schwer möglich, seine eigenen Gewohnheiten anzupassen. Seine hartnäckige Haltung gegenüber alten Arbeitsweisen entwickelte sich zu einem persönlichen Drama und führte zunehmend zu Kritik an dem "rustikalen Alten", der offenbar niemandem zutraute, Verantwortung zu delegieren. Unbeirrt von den veränderten Umständen bestand er darauf, das Vorwort seiner Erfolgsgeschichte "Man muss Herr im eigenen Haus sein" unverändert beizubehalten, ohne sich den neuen Bedingungen anzupassen. Er kannte jedes Detail in seinem Unternehmen und traf alle Entscheidungen selbst. Selbst über Dinge wie den Ersatz von Putzfrauen und den Austausch defekter Bürogeräte machte er sich Gedanken und überwachte die Anwesenheit seiner Direktoren per Telefon. Diese Fülle an Kleinigkeiten überforderte ihn oft, und er spielte mit dem Gedanken, nicht bis zum Lebensende zu arbeiten. Doch wenn auch nur Andeutungen über einen möglichen Nachfolger auftauchten, machte Max Grundig deutlich, dass er derjenige war, der die Kontrolle über das Unternehmen behielt. "Herr im Haus" zu sein, war für ihn von größter Bedeutung, und er betrachtete sich als unersetzlich.

 

1975

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Auf dem Gelände des ehemaligen Kurbades gab es vier Quellen. Hier ist die König-Ludwig-Quelle I (Bohrung 357 Meter) zu sehen, die erst vor wenigen Jahren abgedichtet und aufgelassen wurde. Die König-Ludwig-Quelle II und die Mineralwasser-Quelle „Dosana“ wurden 1975 mit der Halle I überbaut (heute Merkatorium der Uferstadt), die verfüllte Bavaria-Quelle liegt mittlerweile unter einem Parkplatz zwischen Merkatorium und Rundfunkmuseum.

Die Erfolge von Grundig waren beachtlich und zeugten von seinem Geschick im Umgang mit den herausfordernden Marktbedingungen. Obwohl der Preiskampf und steigende Kosten die Gewinne unter Druck setzten, konnte sich Grundig immer noch leisten, 40 Millionen DM in ein neues Videorecorder-Werk in Nürnberg-Langwasser zu investieren, das im Oktober 1978 eröffnet wurde. Und es blieb nicht bei einem Werk; im selben Jahr kamen drei weitere Betriebe in Barcelona hinzu, der Grundstein für eine Fabrik in Fleurence/Frankreich wurde gelegt, eine Fabrik in Taiwan wurde eröffnet und das neue Werk Wien-Meidling der Grundig-Austria-GmbH, das vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Kirchschläger Mitte 1977 persönlich eingeweiht wurde, produzierte Farbfernsehgeräte in großen Mengen.

Die Produktionszahlen erreichten immer neue Rekordhöhen. Im August 1975 wurde das 2.222.222ste Farbfernsehgerät gemeldet, im Juni 1976 rollte der 10.000.000ste Reisesuper vom Band. In Portugal wurde im April 1979 das millionste Fernsehgerät gefeiert, und in Wien konnte bereits nach wenigen Monaten Produktionszeit das 200.000ste Gerät gefeiert werden. Doch nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Produkte machte Grundig bekannt. Der Weltempfänger "Satellit 100", später gefolgt von den Modellen "3400" und "HiFi-Receiver R35", erhielt die Bewertung "Sehr gut" von der "Stiftung Warentest". Das nordirische Grundig-Werk Dunmurry wurde mit dem "Queens Award to Industry" von Königin Elizabeth II. ausgezeichnet, und auf der Konsum-Gütermesse in Brünn im Mai 1977 erhielt der "Satellit 2100" eine Goldmedaille. Selbst in New York war die Qualität der Produkte aus Fürth bekannt, wie ein Vorfall mit einem gestohlenen Lkw-Anhänger zeigte, der bis auf die letzte Kiste mit Grundig-Produkten geplündert wurde.

Ein besonderes Zeichen der Anerkennung für die Qualität von Grundig wurde 1982 verliehen, als Max Grundig in Düsseldorf den Eduard-Rhein-Ring erhielt - eine Auszeichnung, die weltweit nur an zehn lebende Männer vergeben wird, die sich um die Entwicklung des Fernsehens auf technischem, organisatorischem und wirtschaftlichem Gebiet besonders verdient gemacht haben. Eduard Rhein, der die Auszeichnung verlieh, erinnerte sich in seiner Laudatio daran, wie er von Grundig ein "bildhübsches, lustig zwitscherndes Kofferradio" als Abschiedsgeschenk erhalten hatte. Doch die fröhliche Musik des Radios wurde ihm während des Schreibens seines Romans "Wie ein Sturmwind" allmählich zur Verzweiflung, und so landete das Radio unbeachtet in einem Swimmingpool - in der Hoffnung, dass es dadurch endlich verstummen würde. Doch am nächsten Tag wurde es wieder aus dem Pool gezogen und funktionierte trotz des Wasserkontakts weiterhin fröhlich und laut, als wäre nichts passiert.

 

6. Schnell geheuert, schnell gefeuert

Max Grundig war eine beeindruckende Persönlichkeit, die stets wie ein Fels in der Brandung den Herausforderungen trotzte. Im Jahr 1978, zu seinem 70. Geburtstag, schien er auch die Angriffe seines rebellischen Körpers überwunden zu haben. Obwohl die Diagnose "späte Röntgenschäden" Haut, Knochen und Gelenke beeinträchtigte, ließ er sich nicht unterkriegen. Experten aus Budapest, New York und Paris wurden konsultiert, während Spezialisten in München und Stockholm ihr Bestes taten. Es wurden Laserbehandlungen und Hauttransplantationen durchgeführt, aber die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Dennoch weigerte sich der unbeirrbare Max Grundig, die Realität zu akzeptieren. Als er schließlich zu einer Operation gezwungen wurde, blieb er im Rollstuhl weiterhin beharrlich bei der Arbeit, was die heftigen Proteste seiner Ärzte hervorrief. Er hatte keine Zeit, sich zu erholen, denn sein Streben war es, so schnell wie möglich die Kontrolle über sein Unternehmen zurückzugewinnen.

Zu seinem 70. Geburtstag überraschte er alle mit einer bemerkenswerten Geste - der Gründung der "Grundig Akademie für Wirtschaft und Technik" und einer großzügigen Spende von 30 Millionen Mark. Die eigens dafür errichtete Einrichtung in Langwasser sollte Fach- und Führungskräften, Ausbildern sowie talentierten Nachwuchskräften und Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich durch Fortbildungen weiterzuentwickeln. Das Ziel der Akademie war es, das berufliche Wissen von Führungskräften an europäische und internationale Anforderungen anzupassen. Des Weiteren sollten talentierte Mitarbeiter nach ihrer Ausbildung und Bewährung durch Stipendien die Chance erhalten, ein Universitäts-, Hochschul- oder Fachschulstudium abzuschließen. Ein weiteres Anliegen der Akademie war es, Verbindungen zu allen Institutionen herzustellen, die sich der geistigen und beruflichen Weiterbildung im Wirtschaftsleben verschrieben hatten. Max Grundig zeigte erneut sein unerschütterliches Engagement für die Förderung von Bildung und Weiterentwicklung. Sein unvergleichlicher Pioniergeist und sein Streben nach Perfektion haben die Grundig-Gruppe zu einem Vorreiter in der Unterhaltungselektronik gemacht, und seine visionäre Denkweise hinterließ eine bleibende und inspirierende Wirkung.

 

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Den Nachwuchs nach dem eigenen Bild formen: Max Grundig bei der Eröffnung der Grundig-Akademie

 

Die Gründung der "Grundig Akademie für Wirtschaft und Technik" wurde von hochqualifizierten Facharbeitern begeistert aufgenommen, da sie die Möglichkeit erhielten, über den zweiten Bildungsweg zum Ingenieur ausgebildet zu werden. Die Kurse der Akademie waren seit dem ersten Tag vollständig ausgebucht, und Max Grundig selbst sah darin die Erfüllung seiner lebenslangen Verpflichtung. In seiner Festrede zur Gründung betonte er, dass er stets danach gelebt habe, von anderen nichts zu verlangen, was er selbst nicht bereit und fähig war zu tun.

Zum Anlass seines Geburtstags wurde auch die Öffentlichkeit auf den "Geld- und Machtmenschen" aus Fürth aufmerksam, der in den Anfangsjahren des Unternehmens als Vorzeigeunternehmer galt, sich aber später eher zurückhielt und dadurch sein Image beeinträchtigte. In einem Interview mit dem Spiegel wurde er gefragt, warum er als einziger Großunternehmer der Gründergeneration übrig geblieben sei. Seine Antwort war knapp und deutlich: "Ein wesentlicher Grund unseres Erfolges ist, dass seit 40 Jahren jeder erwirtschaftete Pfennig wieder in das Unternehmen investiert wird. Wir konnten uns teure Entwicklungsarbeit leisten, weil wir keine Dividenden und keine Kapitalzinsen an die Bank zahlen müssen. Und außerdem: Vielleicht habe ich mit meinem Vermögen besser gewirtschaftet und härter gearbeitet."

Doch Ende der 70er Jahre wurde dieses Credo erstmals in Frage gestellt. Die Konfrontation mit billigen Importen aus Japan und Fernost, die Recorder, HiFi-Geräte und tragbare Fernseher zu viel niedrigeren Preisen anboten, stellte eine Herausforderung dar. Grundig konnte aufgrund seiner hochwertigen Produktion nicht mit diesen Preisen mithalten und konnte kein angemessenes Gewinnniveau erzielen. Zusätzlich hatte der patriarchalische Konzern-Chef Schwierigkeiten bei Personalentscheidungen im eigenen Unternehmen. Diese Entwicklungen bedeuteten eine Bewährungsprobe für die Grundig-Gruppe, die sich neuen Herausforderungen stellen musste, um ihre Position auf dem Markt zu behaupten.

 

1979

In den Medien wurden kritische Schlagzeilen über die Fluktuation von potentiellen Nachfolgern bei Grundig veröffentlicht. Prominente Manager wie Hans Heinz Griesmeier, Josef A. Stoffels, Kurt W. Hackel und Horst Rosenbaum kamen und gingen nach mehr oder weniger kurzen Amtszeiten bei Grundig und landeten dann meistens bei anderen renommierten Unternehmen wie Pelikan, Kienzle und AEG-Telefunken. Die Presse spekulierte darüber, ob dies auf den Starrsinn und die Machthunger des alternden Unternehmers zurückzuführen sei, der mit 70 Jahren immer noch nicht bereit war, die Führung des Unternehmens abzugeben. Max Grundig selbst erklärte durch seinen Berater Ludwig Poullain, dass er sich noch nicht in der Lage sah, die Kontrolle über das Unternehmen abzugeben, während seine möglichen Nachfolger bereits ungeduldig in den Startlöchern standen.

Diese ständigen Personalwechsel im Vorstand hatten verheerende Auswirkungen auf die unteren Ebenen des Unternehmens, und es entstand ein Teufelskreis. Während Max Grundig trotzig betonte, dass er das Recht habe, sein Unternehmen so zu führen, wie er es wünschte, wurden seine Entscheidungen von vielen Mitarbeitern als unverständlich angesehen, und die Zweifel an seinem Führungsstil wuchsen. Er kontrollierte sogar alle Geschäftsreisen der Mitarbeiter persönlich, indem er sie mit einem roten Genehmigungsmonogramm "G" versah. Wer ohne diese Genehmigung das Unternehmen verließ, riskierte die Kündigung. Die langjährigen Manager, die aus der Meisterebene des Unternehmens aufgestiegen waren, schwiegen und duckten sich, um ihre Position nicht zu gefährden und unbeschadet die Pensionsgrenze zu erreichen. Widerspruch gegen Entscheidungen von Max Grundig wurde nicht toleriert. In dieser schwierigen Zeit entschloss sich Max Grundig, einen starken Partner zu suchen und fand ihn in Philips, dem europäischen Marktführer. Im Herbst 1979 schlossen Grundig und Philips einen Vertrag über die Zusammenarbeit bei der Videoproduktion. Philips erwarb 24,5 Prozent des Kapitals der Grundig AG, während Max Grundig sechs Prozent des Philips-Kapitals übernahm und damit größter Einzelaktionär des holländischen Konzerns wurde.

Schon 1971 hatte Max Grundig über eine Verbindung mit Philips nachgedacht, doch damals hatte er die Diskussion über eine Kooperation schnell wieder beendet und betont, dass er allein bleiben wolle. Doch acht Jahre später, bedrängt von japanischen Billig-Importen und Vorwürfen einer chaotischen Personalpolitik, entschied er sich für die Partnerschaft mit Philips. Die japanischen Preiskiller hatten das Gleichgewicht in der Branche gestört, und Grundig wollte nun mit Philips an seiner Seite nochmals beweisen, dass Qualität sich letztendlich durchsetzen musste. Er rief sein fortschrittliches Aufzeichnungssystem "Video 2000" aus und betonte, dass es technologisch allen anderen überlegen sei. Obwohl es bei der Produktion einige Pannen gab und Kritiker das System infrage stellten, glaubte Max Grundig unerschütterlich daran, dass seine Qualität und Technologie letztendlich den Erfolg bringen würden.

 

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Die Technik wird immer komplizierter: Blick in die Werksanlage

 

Öffentlich prangerte er jetzt auch die „Scheinheiligen“ der Branche an: „Der Erfolg der Japaner hegt nicht an ihrer besseren Qualität. Es sind die hohen Stückzahlen, die sie auf einem von ihnen beherrschten amerikanischen Markt unterbringen. Und die sie mit Hilfe von europäischen Importeuren in Europa plazieren können ... Man spricht immer von der japanischen Gefahr. Diese wäre dann keine, wenn die Japaner sich in Europa auf eine eigene Vertriebsorganisation stützen müßten. Der größte Teil der japanischen Produkte wird über Firmen mit so stolzen Namen wie Thomson-Brandt, Saba, Blaupunkt - um nur einige zu nennen - vertrieben. “

 

1978

Obwohl er von der Spitze des Aufsichtsrats zurückgetreten war und den Posten Berthold Beitz überlassen hatte, gab Max Grundig nicht auf. Er fühlte sich nach wie vor wohl in seiner Rolle als Unternehmer und investierte all seinen Ehrgeiz und Kampfgeist in die Suche nach einer Lösung für das Unternehmen. Doch nicht alle seine Ideen waren erfolgreich. Ein neuartiges Depot-Vertriebssystem, das den Absatz steigern sollte, erwies sich als totaler Flop und wurde nach einem Fiasko schnell wieder beendet. Die Presse kritisierte Grundigs Entscheidungen und machte ihn für die Probleme des Unternehmens verantwortlich. Es wurde über "unseriöse Buchhaltertricks zur Verschönerung der Bilanzen" gesprochen, und einige forderten sogar seinen Thronverzicht. Doch Max Grundig war unbeirrt und wollte sich der Herausforderung stellen. Trotz gesundheitlicher Probleme entwickelte er ein neues Konzept namens EURO, eine Einheitsfront der europäischen Unterhaltungsindustrie gegen die japanische Konkurrenz.

Mit dem EURO-Konzept plante er einen produktionsstarken Europa-Pool, um verlorenen Boden zurückzugewinnen und das Gleichgewicht mit der fernöstlichen Konkurrenz wiederherzustellen. Er forderte ein gemeinsames Agieren, Produzieren und Vermarkten in Europa, um die Arbeitsplätze zu retten und die Betriebe vor dem drohenden Konkurs zu schützen. Max Grundig erkannte die Herausforderungen der Zukunft und aktivierte noch einmal alle Kräfte, um seine Strategie gegen die japanische Gefahr voranzutreiben. Sein Konzept basierte auf drei Säulen: größere Stückzahlen und rationellere Produktionsmethoden, um preiswerter anbieten zu können; weitere Verbesserung der technischen Qualität; und umfassendere Vermarktung mit einem vereinfachten Vertrieb. Er war überzeugt, dass mit diesen Maßnahmen jedes Fernsehgerät um 40 DM günstiger angeboten werden könne, was bei vier Millionen Apparaten eine Einsparung von 160 Millionen DM bedeuten würde. Mit diesem Ansatz wollte Max Grundig die japanische Konkurrenz in Schach halten und Europas Unterhaltungselektronik vor einem ähnlichen Debakel wie der Fotoindustrie bewahren.

 

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Bei Video nicht auf das richtige Pferd gesetzt: Max Grundig bei einer Rede 1979

 

In dieser flammenden Rede, die er bei einer Round-Table-Konferenz mit europäischen und japanischen Industriellen in Brüssel am 1. Oktober 1982 hielt, sprach Max Grundig als Sprecher der gesamten europäischen Wirtschaft und betonte seine Haltung zur freien Marktwirtschaft. Er erklärte, dass er kein Fürsprecher für Zölle und Steuern sei, sondern leidenschaftlich die freie Marktwirtschaft unterstütze. Allerdings müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt und Spielregeln eingehalten werden. Grundig zeigte Verständnis für die gewachsene Wirtschaftsstruktur Japans, aber gleichzeitig forderte er, dass die Europäische Gemeinschaft auch ihre Wirtschaftsstruktur vor den Auswirkungen japanischer Maßnahmen schützen müsse. Er betonte, dass man nicht zusehen könne, wie europäische Märkte durch Dumping-Methoden oder Preiskämpfe, insbesondere im Videorecorder-Markt, vernichtet werden.

Er drängte auf eine Zusammenarbeit innerhalb Europas, um die wirtschaftliche Existenz der Unternehmen zu sichern und die steigende Arbeitslosigkeit einzudämmen. Grundig betonte die Notwendigkeit rationellerer Fertigungs- und Arbeitsmethoden sowie eine Automatisierung der Fabriken, um der Importflut auf dem europäischen Markt gewachsen zu sein. Er unterstrich, dass europäische Unternehmen dasselbe Recht hätten zu überleben wie japanische Gesellschaften und europäische Arbeitnehmer denselben Anspruch auf ihren Arbeitsplatz wie japanische Arbeitnehmer hätten. Allerdings wies er auch auf das unterschiedliche Kostenniveau in Europa im Vergleich zu Japan hin und betonte, dass europäische Unternehmen hohe Lohnnebenkosten tragen, um umfassendere soziale Sicherungen und Leistungen für ihre Beschäftigten anzubieten. Diese Leistungen seien ein wichtiger Beitrag zur Kaufkraft der europäischen Bevölkerung.

Grundig forderte ein gemeinsames Vorgehen, um sich gegen die Herausforderungen der japanischen Konkurrenz zu behaupten und betonte, dass die europäische Industrie genauso leistungsfähig sei wie die japanische. Er betonte, dass europäische Produkte den Verbraucheransprüchen gerecht würden und die europäische Technik genauso gut sei wie die japanische. Die gesamte europäische Industrie sei sich einig, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Europa eingedämmt werden müsse, und dass europäische Unternehmen das Recht auf ihr Überleben haben.

 

1979

Im Jahr 1979 kam es zu einer Erhöhung der monatlichen Gebühren für Rundfunk und Fernsehen. Die Gebühren betrugen nun insgesamt 13 Mark, wovon 3,80 Mark für den Hörfunk und 9,20 Mark für das Fernsehen anfielen. Max Grundig unternahm große Anstrengungen, um seine Vision einer europäischen Allianz in der Unterhaltungselektronikindustrie umzusetzen. Er versuchte zunächst, deutsche Branchenkollegen für eine Kooperation zu gewinnen, stieß jedoch auf wenig Interesse. Die deutschen Unternehmen Bosch-Blaupunkt und die ITT-Statthalter zeigten zwar Interesse an Kooperationen, aber nicht an einer gemeinsamen Allianz unter der Vorherrschaft von Grundig. Enttäuscht von der Reaktion im eigenen Land, erweiterte Grundig seine Bemühungen auf das europäische Ausland. Sein Berater Ludwig Poullain fand schließlich den geeigneten Partner in dem französischen Staatskonzern Thomson-Brandt, der technisches Know-how suchte und bereit war, mit Grundig zusammenzuarbeiten. Dies führte zu einer mächtigen Allianz, da Thomson-Brandt bereits die deutschen Unternehmen Saba, Nordmende und Dual besaß.

Die Entscheidung, das Unternehmen an einen französischen Konzern zu verkaufen, erregte großes öffentliches Aufsehen und wurde kontrovers diskutiert. Einige Medien äußerten Unverständnis darüber, dass Grundig sich von langjährigen Mitarbeitern trennte und die Verantwortung einem französischen Staatskonzern übertrug, dessen Politik von den Intentionen einer sozialistischen Regierung bestimmt wurde. Die Zeit kritisierte auch Grundigs Führungsstil und sein Versäumnis, fähige Manager im Unternehmen zu halten, denen er die Verantwortung übertragen könnte.

 

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Freund und Helfer durch all die Jahre: Max Grundig mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß

 

Trotz der kritischen Medienreaktionen wurden die Verhandlungen zwischen Max Grundig und dem französischen Staatskonzern Thomson-Brandt fortgesetzt. Die Franzosen waren nicht nur an einer einfachen Kooperation oder Minderheitsbeteiligung interessiert, sondern strebten die Führung auf dem europäischen Fernsehgerätemarkt und die Kontrolle über Grundig an. Dies war für sie von besonderem Interesse, da Grundig zuvor wenig kooperativ mit seinem Großaktionär Philips umgegangen war und diesen immer wieder verärgerte. Dennoch war Max Grundig bereit, persönliche Opfer zu bringen, um sein EURO-Konzept zu retten und das Unternehmen zu sichern. Er zeigte sich ungewohnt konziliant und war bereit, sich vollständig zurückzuziehen. Den Franzosen wurde nicht nur der Vorstandsvorsitz und die wichtigsten Chefposten zugesichert, sondern auch 75 Prozent der Unternehmensanteile. Bereits 24,5 Prozent der Anteile gehörten ohnehin zuvor Philips.

Dies bedeutete, dass Grundig nun ohne Grundig sein würde. Er bereitete sich bereits darauf vor, sich zurückzuziehen und sich mit seinem engsten Stab in einem Refugium im vierten Stock des angrenzenden Bankhauses einzurichten, um das Unternehmen "sein Kind" nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Der Verkauf des Unternehmens fühlte sich für ihn an, als ob er sein eigenes Kind verkaufe, und er wusste, dass der Abschied mit starken Emotionen verbunden sein würde. Er erinnerte sich daran, dass ihm zumute war, als würde er wie ein Schlosshund weinen, wenn er das Unternehmen verlassen würde.

 

1980

In den 1980er Jahren stand das Unternehmen Grundig vor erheblichen Herausforderungen. Die Weltwirtschaftskrise und der harte Wettbewerb, insbesondere aus Japan, machten dem einst hochprofitablen Unternehmen schwer zu schaffen. Max Grundig, der Gründer des Unternehmens, versuchte jedoch, dem Niedergang seines Lebenswerks energisch entgegenzutreten. Nachdem Max Grundig von der Spitze des Aufsichtsrats zurückgetreten war und Berthold Beitz die Führung überlassen hatte, war er noch lange nicht bereit, zu kapitulieren. In seiner Rolle als Unternehmer fühlte er sich immer noch wohl und war entschlossen, eine Lösung zu finden. Doch nicht jeder seiner Versuche war von Erfolg gekrönt. Ein neuartiges Depot-Vertriebssystem zur Steigerung des Absatzes erwies sich als totaler Flop, und die radikale Umgestaltung des Inlandsvertriebs brachte nicht die gewünschten Ergebnisse.

Die Presse, die Grundig bereits seit einiger Zeit kritisch beobachtete, kommentierte das Fiasko spöttisch bis kritisch. Die einst hochprofitable Unternehmensgruppe war längst zu einem Problemkonzern geworden, und Grundig selbst wurde als Hauptproblem angesehen. Es gab sogar Forderungen nach seinem Rücktritt, da er in einsamen Entscheidungen das Unternehmen in die falsche Richtung gesteuert hatte. Doch Max Grundig war nicht bereit, aufzugeben. Gesundheitlich angeschlagen, aber immer noch voller Ehrgeiz, wollte er eine Lösung finden. Er hatte eine Vision - ein Konzept namens EURO. Er plante einen produktionsstarken Europa-Pool, der mit hohen Kapazitäten und einem gemeinsamen Vertriebssystem gegen die japanische Konkurrenz bestehen konnte. Das EURO-Konzept sollte Europas Unterhaltungselektronik vor einem ähnlichen Debakel wie dem der Fotoindustrie bewahren und gefährdete Arbeitsplätze retten.

Max Grundig trat bei einer Round-Table-Konferenz mit europäischen und japanischen Industriellen in Brüssel auf und hielt eine flammende Rede. Als Sprecher der gesamten europäischen Wirtschaft forderte er eine Zusammenarbeit und Kooperation, um gegen die japanische Elektroflut anzukämpfen. Er betonte, dass man aufhören müsse, kleinstaatlich zu denken, und stattdessen gemeinsam agieren, produzieren und vermarkten müsse. Trotz der anfänglichen Hoffnung auf Besserung stieß Max Grundig in Deutschland auf Widerstand. Seine deutschen Branchenkollegen waren nicht bereit, sich dem von ihm gewünschten Verbund unterzuordnen. Sie zeigten lediglich Interesse an Kooperationen, nicht aber an einer Vorherrschaft von Grundig. Die deutschen Partner lehnten seine Idee ab, und Grundig fühlte sich als Prophet, dem im eigenen Lande nicht zugehört wurde. Also weitete er seine Bemühungen auf das europäische Ausland aus und fand schließlich einen geeigneten Partner in Frankreich - den französischen Staatskonzern Thomson-Brandt. Sie suchten nach technischem Know-how und waren bereit, sich mit Grundig zu verbünden. So kündigte sich eine mächtige Allianz an, denn Thomson-Brandt besaß bereits die deutschen Unternehmen Saba, Nordmende und Dual.

Die geplante Übernahme von Grundig durch Thomson-Brandt sorgte für Aufsehen. Die Presse reagierte kritisch und warf Grundig vor, sich von seinem Unternehmen zu verabschieden und nationale Interessen zu verraten. Die Franzosen waren jedoch entschlossen, die Kontrolle über Grundig zu übernehmen und eine Vormachtstellung auf dem europäischen Fernsehgerätemarkt zu erlangen. Trotz aller Medienreaktionen und Befürchtungen führten Grundig und Thomson-Brandt die Verhandlungen fort. Die Franzosen wollten nicht nur eine schlichte Kooperation, sondern die Führung auf dem europäischen Fernsehgerätemarkt und die Kontrolle über Grundig. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Thomson 75 Prozent der Grundig-Anteile übernehmen würde. Für Max Grundig war diese Entwicklung sicherlich nicht einfach. Es war, als ob er sein eigenes Kind verkaufte, und er wusste, dass seine Entscheidung Kritik und Unverständnis hervorrufen würde. Dennoch war er bereit, persönliche Opfer zu bringen und sich ganz zurückzuziehen, um das Überleben seines Lebenswerks zu sichern. Er musste akzeptieren, dass Grundig ohne Grundig weiterbestehen würde.

Die Zusammenarbeit mit Thomson-Brandt brachte vorerst einige positive Entwicklungen. Die Partnerschaft mit Philips ermöglichte den Zugang zum weltweiten Vertriebsnetz, was besonders im US-Markt genutzt werden sollte. Die Unternehmensziele für die 80er Jahre wurden formuliert, und es schien, als könne Grundig wieder auf Erfolgskurs kommen. Jedoch stellte sich bald heraus, dass die Probleme des Unternehmens nicht so einfach zu lösen waren. Der Videomarkt war nicht mehr zu retten, und die Konkurrenz aus Japan war immer noch stark. Die rasante Entwicklung der Mikroelektronik führte zu einem Strukturwandel, der viele Arbeitsplätze überflüssig machte und die Herstellungskosten erhöhte. Die europäischen Unternehmen hatten Schwierigkeiten, mit der neuen Technologie Schritt zu halten, während die japanischen Konkurrenten bereits einen Vorsprung hatten. Die Übernahme von Grundig durch Thomson-Brandt stellte sich nicht als Allheilmittel heraus. Die Probleme blieben bestehen, und die Zukunft des Unternehmens blieb ungewiss. Max Grundig musste akzeptieren, dass seine einstige Unternehmensgruppe nicht mehr in seinen Händen lag, sondern von einem französischen Staatskonzern geleitet wurde. Es war eine bittere Niederlage für den einstigen Unternehmer-Tycoon, der sein Lebenswerk in die Hände anderer geben musste.

 

1981

In den 1980er Jahren begannen zwei Fernsehsendungen, die das deutsche Fernsehangebot nachhaltig beeinflussten und zu regelrechten Erfolgssendungen avancierten. Zum einen trat Götz George in der Kultreihe "Tatort" zum ersten Mal als der raubeinige Kommissar Schimanski auf, der mit seiner unkonventionellen Art und seinen markanten Sprüchen die Herzen der Zuschauer eroberte. Die Figur des Schimanski wurde zu einer der bekanntesten und beliebtesten Figuren in der deutschen Fernsehlandschaft und prägte das Krimi-Genre maßgeblich. Zum anderen präsentierte Frank Elstner zum ersten Mal seine von ihm entwickelte Show "Wetten, dass...!". Die Sendung, bei der prominente Gäste Wetten auf spektakuläre und skurrile Ereignisse abschließen konnten, wurde ein riesiger Erfolg und erfreute sich über viele Jahre hinweg großer Beliebtheit. Frank Elstner moderierte die Show mit Charme und Humor und etablierte sich als einer der bekanntesten Showmaster im deutschen Fernsehen.

 

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Oktober 1981 Max Grundig in Osaka mit dem japanischen Großindustriellen Matsushita

 

Während diese beiden Sendungen Erfolge feierten, waren die Verhandlungen zwischen Grundig und Thomson-Brandt noch in vollem Gange. Der Thomson-Chef, Alain Gomez, drängte auf eine schnelle Unterzeichnung der endgültigen Verträge, um jegliche Unsicherheiten zu vermeiden. Er fürchtete, dass Max Grundig seine Meinung noch ändern könnte, da dieser in den letzten Jahren den Ruf der Sprunghaftigkeit erlangt hatte. Schließlich einigten sich die Franzosen auf einen Vertragsabschluss bis zum 31. März, was von Grundigs Berater Ludwig Poullain strategisch gut geplant war. Doch die geplante Übernahme stieß auf Widerstand, auch auf politischer Ebene. Das Industrieministerium in Paris erklärte den Aufkauf zu einem "politischen Test für die deutsch-französische Freundschaft", und Staatspräsident François Mitterrand äußerte seine Hoffnung, dass die deutsche Regierung den Handel unterstützen werde. Doch die Zustimmung des Bundeskartellamts war keineswegs garantiert, und die Wettbewerbsexperten in Deutschland zeigten sich zurückhaltend. Bedenken wurden geäußert, dass durch die Fusion mehrere Fabriken geschlossen werden könnten und damit Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen würden. Die Presse und die Gewerkschaften warfen den Franzosen vor, Jobkiller zu sein und deutsche Betriebe aus strategischen Gründen zu schließen.

Die geplante Fusion zwischen Thomson-Brandt und Grundig wurde schließlich zu einem Wahlkampfthema der Bundestagswahl von 1983. Unsachliche Angriffe und persönliche Anschuldigungen gegen Max Grundig dominierten die Debatte. Doch Grundig hielt an seinen Verhandlungspositionen fest und betonte, dass sie aus einer Position der Stärke verhandeln würden. Das Kartellamt in Berlin verweigerte schließlich die Zustimmung zur Fusion, da eine zu mächtige Verflechtung von Interessen zwischen Thomson-Brandt und Philips entstanden wäre. Enttäuscht über die Berliner Entscheidung und das schlechte Echo in Deutschland entschied sich Thomson-Brandt, die Mehrheit an Telefunken zu erwerben, anstatt mit Grundig zusammenzugehen. Dies wurde als Niederlage für Max Grundig und sein EURO-Konzept gewertet, da die Fusion mit den Franzosen vorerst gescheitert war. Für Max Grundig und sein einstiges Unternehmen war dies eine schwierige Zeit, und die Zukunft blieb ungewiss. Die gescheiterte Fusion und der Verlust der Kontrolle über sein Lebenswerk waren eine bittere Niederlage für den einstigen Unternehmer-Tycoon. Doch Max Grundig war nicht bereit, aufzugeben und blieb weiterhin ein umstrittener, aber kämpferischer Akteur in der deutschen Wirtschaftsszene.

 

 

 

7. Trotzt Herausforderungen und wirtschaftlicher Unsicherheit

Im Dezember 1980, im stolzen Alter von 72 Jahren, überraschte Max Grundig die Öffentlichkeit mit seiner dritten Eheschließung. Nach einer zehnjährigen Trennung von seiner vorherigen Frau Anneliese, die bereits in München lebte, ließ er sich von ihr scheiden und heiratete in aller Heimlichkeit seine langjährige Lebensgefährtin Chantal Girard. Chantal, eine einfühlsame Französin aus dem Elsaß, war ganze 40 Jahre jünger als er. Die Hochzeitsfeier fand in dem neu ausgebauten Penthouse statt, das Max Grundig auf dem Dach des firmeneigenen Fürther Hotels "Forsthaus Dambach" errichten ließ. Die Feier war intim und mit Max Grundigs Lieblingsspeisen, Ganshaxerln und Beuscherl, gestaltet. Die neue Ehe mit Chantal wurde zu einer wahren Kraftquelle und einem Rückzugsort für den Unternehmer. In Zeiten des Umbruchs und der Veränderungen bot ihm seine Ehefrau Halt und Verständnis für seine anspruchsvolle berufliche Situation. In ihrer Gegenwart konnte er zur Ruhe kommen und neue Energie schöpfen, um am nächsten Tag wieder voller Tatendrang seiner Arbeit nachzugehen.

Chantals Klugheit und ihre enge Verbindung zu den Mitarbeitern von Max Grundig zeigten sich bei einer besonderen Gelegenheit. Zum 75. Geburtstag ihres Mannes hielt sie eine kurze Rede, gerichtet an die Frauen der Mitarbeiter. Dabei betonte sie, wie sehr Max Grundig seine Mitarbeiter über die regulären Geschäftszeiten hinaus beanspruchte und wie wenig Freizeit dadurch für die Familie und Kinder blieb. Mit ihrer Rede drückte sie ihren Dank und ihre Anerkennung für das Verständnis und die Geduld der Mitarbeiterinnen aus, die oft auf die Anwesenheit ihrer Ehemänner verzichten mussten. Diese Geste wurde als lange überfälliges Dankeschön an die Mitarbeiterinnen gewertet und unterstrich die enge Verbundenheit zwischen Chantal und der Unternehmensfamilie. Anlässlich seines 75. Geburtstags wurde Max Grundig für seine unternehmerischen Leistungen vielfach geehrt. Bundeskanzler Helmut Kohl lobte ihn für seinen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland und den Aufstieg seines Unternehmens zu einem der größten in Europa im Bereich der Unterhaltungselektronik. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur würdigten seine kämpferische Willenskraft und ungebrochene Dynamik.

Trotz dieser Lobpreisungen und Anerkennungen wurden die bestehenden Schwierigkeiten, in denen Grundig und sein Konzern steckten, nicht verschwiegen. Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß erkannte die Herausforderungen an, vor denen das Unternehmen stand. Er betonte, dass die Produkte von Grundig technisch auf dem neuesten Stand seien, aber die Kosten der deutschen Wertarbeit zu hoch seien und die Fertigungsmethoden zu arbeitsintensiv seien. Dies erschwerte die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einem immer globaler werdenden Markt. Max Grundig selbst zeigte sich in dieser Zeit kampfeslustig und zuversichtlich. Er betonte, dass Grundig stark genug sei, allein zu bleiben und nicht nach Partnern suchen müsse. Trotz der aktuellen Herausforderungen sah er sein Unternehmen als finanziell rundum gesund an und war entschlossen, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Die Ehe mit Chantal Girard, die ihn unterstützte und ihm Rückhalt gab, war in diesen schwierigen Zeiten für ihn von großer Bedeutung und trug dazu bei, dass er seine Energie und Entschlossenheit bewahren konnte.

 

1982

Die Meinungen über Max Grundigs letztes Aufbäumen und seinen Versuch, das Unternehmen eigenständig zu erhalten, waren in den Medien geteilt. Einige fragten sich, ob er es tatsächlich schaffen könne, Grundig auf eigene Faust zu führen. Der Wirtschaftsjournalist Gerd Materne von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stärkte jedoch den Glauben daran, dass Grundig diese Herausforderung meistern könne. Er betonte, dass die Marke Grundig immer noch eine starke Position im Handel und im Bewusstsein der Verbraucher habe. Das Unternehmen sei in wichtigen Teilmärkten immer noch führend, insbesondere bei den profitablen Farbfernsehern. Die technische Leistungsfähigkeit sei unbestritten, und eine Vertiefung der Kooperation mit Philips könnte weitere Potenziale freisetzen. Selbst im schwierigen Bereich der Videorecorder sah Materne Möglichkeiten für Grundig, ausreichende Seriengrößen zu produzieren, auch nach japanischen Standards. Gleichzeitig musste das Unternehmen jedoch auch bittere Nachrichten überbringen. In einem offenen Brief an den Grundig-Gesamtbetriebsrat wurde deutlich gemacht, dass aufgrund der gescheiterten Fusion mit Thomson Entlassungen unvermeidbar seien. Die Einführung neuer Technologien habe zu einem Automatisierungsprozess geführt, bei dem Arbeitsplätze eingespart wurden. Man hoffte jedoch, dass die Einführung neuer, leistungsstarker und preisgünstiger Produkte den Absatz steigern und neue Einstellungen ermöglichen würde.

Max Grundig mobilisierte alle verfügbaren Ressourcen, um das Unternehmen auf Kurs zu halten. Auf der Hannovermesse wurden bereits neue Produkte vorgestellt, darunter Weltempfänger, ein Farbfernseh-Großprojektor und Neuentwicklungen im Bereich der Fernsehkameras und Telefonanrufbeantworter. Als der Geschäftsbericht für 1982/83 veröffentlicht wurde, zeigte sich eine Umsatzsteigerung von fast sieben Prozent auf 3,06 Milliarden Mark und ein Jahresüberschuss von 104 Millionen Mark. Dieser Gewinn war jedoch größtenteils auf Sondereinflüsse zurückzuführen, wie die Übertragung von Vorräten an die neu gegründete Tochtergesellschaft Grundig-Vertriebs GmbH. Die Geschäftsleitung äußerte sich verhalten optimistisch für die Zukunft, obwohl die zunehmende Lebensdauer der Produkte und die rückläufige Kaufkraft der Verbraucher eine Herausforderung darstellten. Dennoch wurde betont, dass Grundig weiterhin einem scharfen Wettbewerbsdruck, insbesondere von der internationalen Konkurrenz, ausgesetzt sei.

 

Grundig Fabrik

Grundig Werkhalle - VCR Videorecorderfertigung

 

Die Presse begann unverhohlen darüber zu spekulieren, wie lange Max Grundigs Einfluss auf das Unternehmen noch anhalten würde, besonders nachdem bekannt wurde, dass Philips-Chef Cor van der Klugt seine Bereitschaft gezeigt hatte, die unternehmerische Führung zu übernehmen. Anfragen wurden mit Schweigen sowohl in Fürth als auch in Eindhoven beantwortet, was von vielen als Bestätigung dafür gedeutet wurde, dass eine Veränderung bevorstand. Tatsächlich hatte Max Grundig bereits 1979 einen Vertrag unterzeichnet, der Philips eine indirekte 24,5-Prozent-Beteiligung an der Grundig AG gewährte und ihren Einfluss auf die Wahl möglicher anderer Beteiligungspartner festschrieb. Es wurde vermutet, dass diese Klausel letztendlich das Scheitern des Zusammengehens mit dem französischen Staatskonzern Thomson-Brandt bewirkte und nicht die Entscheidung des Bundeskartellamtes.

Max Grundig selbst hielt sich bedeckt, aber ließ durchblicken, dass Philips wohl der bevorzugte Partner für eine Verbindung mit einem anderen Unternehmen sei. Dann kam der Paukenschlag im Dezember 1983: Grundig gab bekannt, dass Philips die unternehmerische Führung und die Aktienmehrheit in Fürth übernehmen wolle. Drei Monate später, am 26. März 1984, genehmigte auch das Bundeskartellamt die Fusion. Philips konnte seine Beteiligung an der Grundig AG auf 31,6 Prozent erhöhen. Der neue Vorstandsvorsitzende sollte Hermanus Koning von der Allgemeinen deutschen Philips Industrie GmbH in Hamburg werden. Ein Bankenkonsortium unter der Führung der Dresdner Bank erwarb gleichzeitig Genußscheine in Höhe von 250 Millionen Mark. Geplant war, diese zu einem späteren Zeitpunkt zum Kurs von 250 Prozent in Kapital der Grundig AG umzuwandeln und ihr damit ein Stammkapital von 100 Millionen Mark zuzuführen.

Somit würden das Bankenkonsortium 27,5 Prozent und Philips 22,9 Prozent des Grundkapitals der Grundig AG halten. Die Max Grundig-Stiftung sollte aus der Elektro-Mechanische Versuchsanstalt Max Grundig & Co. KG (EMV) ausscheiden und als Kommanditistin fungieren, während eine Verwaltungs-GmbH, die mehrheitlich im Besitz des Bankenkonsortiums liegen sollte, die Stelle als Komplementärin übernehmen sollte. Die übrigen Anteile sollten im Besitz von Philips sein. Als Teil der Vereinbarung verpflichtete sich der Eindhovener Konzern, Grundig für die nächsten 20 Jahre jährlich 50 Millionen Mark Dividende unabhängig vom Ertrag zu zahlen. Es wurde betont, dass die Grundig AG auch weiterhin auf den Märkten eigenständig operieren werde.

 

April 1983

Im April 1983 endete eine Ära für Max Grundig, und die Medien reagierten darauf mit Schlagzeilen wie "Max Grundig steigt zum Berater ab" (Süddeutsche Zeitung), "Ein Pionier in Pension" (Stern) und "Ein Konzernherr tritt ab" (ZDF). In Fürth versuchte man jedoch, die Bedeutung herunterzuspielen, und betonte, dass Max Grundig auch weiterhin eine Rolle spielen würde. Doch für die Fachwelt war klar, dass die Übernahme durch Philips zu einem Zeitpunkt geschah, als Max Grundig und sein Unternehmen ihren Zenit überschritten hatten. Die Übernahme wurde als notwendige Maßnahme angesehen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Es war Ludwig Poullain zu verdanken, dass Max Grundig von der Notwendigkeit der Übernahme überzeugt wurde. Max Grundig hatte seine Firma wie ein Spielzeug betrachtet, an dem er mit ganzer Seele hing. Doch als er sich den harten Fakten beugen musste, akzeptierte er die Übernahme durch Philips. In einer Rede vor dem Aufsichtsrat Ende März erklärte er, dass sein langjähriger Wunsch nach einer Zusammenballung in der Unterhaltungselektronik endlich Realität werde. Er sah die Übernahme als Möglichkeit, den japanischen Konkurrenten etwas entgegenzusetzen und Arbeitsplätze zu erhalten. Max Grundig trat nun nicht mehr als Verantwortlicher für die Unternehmenspolitik auf, sondern eher als Beobachter und Berater. Mit der Vertragsunterzeichnung und dem Kommandowechsel endete ein Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte. Die Medien gaben dem legendären Konzerngründer die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzustellen. Sondersendungen und Interviews beleuchteten sein Leben und Werk. Max Grundig zog sich daraufhin in sein Feriendomizil an der Côte d'Azur zurück, um dem Medienrummel zu entfliehen. Trotz der turbulenten Zeit gab sich Max Grundig ungebrochen und bestritt, dass sein Unternehmen nicht mehr lebensfähig gewesen sei. Er betonte, dass er ein gesundes und geordnetes Unternehmen an Philips übergeben habe.

 

Mai 1983

Im Mai 1983 äußerten selbst wohlmeinende Freunde ihr Unverständnis darüber, wie Max Grundig mit seiner neuen Rolle als Berater umging. Viele schüttelten den Kopf und hofften, dass er seine frühere Friedfertigkeit wiederfinden würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Der abgetretene Patriarch war verärgert und grantelte, da er seinen Abschied aus der Welt der Industrie, des Managements und des Konkurrenzkampfes anders erwartet hatte. Er hätte gerne als der Wunderknabe der deutschen Nachkriegstüchtigkeit abgetreten, doch stattdessen wurde ihm klar, dass sein Rat nicht mehr gefragt war. Der Philips-Konzern, der die Mehrheit an Grundig übernommen hatte, hatte seine eigenen Vorstellungen darüber, wie das angeschlagene Unternehmen saniert werden sollte. Max Grundig zog sich zunächst in die oberste Etage der Grundig-Bank gegenüber dem Firmensitz zurück. Die Kommunikation mit dem von Philips eingesetzten Vorstandsvorsitzenden Hermanus Koning wurde immer seltener, und Grundig fühlte sich von den Entscheidungen und Entwicklungen immer mehr entfremdet. Frustriert und verärgert klagte er gegenüber Vertrauten: "Die machen alles falsch." Der einstige Firmenpatriarch hatte offenbar Schwierigkeiten, sich von seinem Lebenswerk zu lösen und sich mit der neuen Rolle als Berater abzufinden. Die Unternehmensführung lag nun in den Händen von Philips, und Max Grundig musste lernen, seine Einflussmöglichkeiten loszulassen. Es war eine schwierige Phase für den Mann, der jahrzehntelang die Geschicke seines Unternehmens bestimmt hatte.

 

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Feier im Zeichen der Krise: der 75. Geburtstag von Max Grundig im Jahr 1983

 

Anfang 1985 musste der unfreiwillige Pensionär, Max Grundig, sein Büro in der Bank aufgeben, da sein Finanzberater Ludwig Poullain die Bank an die Schweizerische Kreditanstalt verkauft hatte. Mit diesem Schritt wurde das Feld, auf dem er sich betätigen konnte, immer kleiner, und ihm blieb nur noch die Verwaltung seiner Luxushotels, die er seit 1977 erworben hatte. Dazu gehörten das Forsthaus Dambach in Fürth, das Schlosshotel und der Jagdhof am Fuschlsee bei Salzburg sowie das Hotel Vista Palace bei Monaco. Ursprünglich als Hobby und Geldanlage gedacht, wurden die noblen Hotels nun zum Ventil für seine ungebremste Vitalität.

Eine passende Gelegenheit bot sich, als er eine Immobilienofferte aus Baden-Baden erhielt. Die Deutsche Bundesbahn bot ein Herrschaftshaus an, das einst der deutsch-brasilianische Kaffeekönig Sielcken hatte errichten lassen und zuletzt als Kurheim für Eisenbahner gedient hatte. Max Grundig zögerte nicht lange und erwarb die Stadtrand-Villa mit einem 26 Hektar großen Park für rund acht Millionen Mark. Er hatte vor, dort mit seiner Ehefrau Chantal und seiner fünfjährigen Tochter Maria einzuziehen. Baden-Baden, eine Stadt am Westhang des Schwarzwalds, war schon immer ein Jugendtraum für ihn gewesen. Die Familie sollte Anfang November, nach Abschluss der dringendsten Renovierungsarbeiten, in das neue Domizil umziehen. Allerdings stieß der Umzug auf Widerstand seitens der Stadtoberen von Fürth. Als Ehrenbürger, zu dem Max Grundig 1963 ernannt worden war, sahen sie den Weggang nicht nur als Privatangelegenheit. Ein eingehendes Gespräch konnte die Situation jedoch klären, und es wurde festgestellt, dass der Ehrenbürger nach wie vor mit seiner Heimatstadt verbunden bleiben und auch dort seine Wohnung behalten werde. Die Gerüchte über einen möglichen Verärgerungswechsel von Fürth wurden als unbegründet zurückgewiesen.

Tatsächlich zog Max Grundig jedoch von seiner bisherigen Villa am Europakanal weg, die mit seinem Hotel "Forsthaus Dambach" verbunden werden sollte. Stattdessen behielt er nur noch das Penthouse des Hotels. Er erklärte den Umzug mit "klimatischen Gründen", wobei er damit wahrscheinlich nicht nur das Klima im engeren Sinne meinte, sondern auch die Wut und Enttäuschung, die sich in ihm angestaut hatten. In einem Interview mit der Zeitschrift Quick äußerte er seine Unzufriedenheit über die Zusammenarbeit mit Philips und betonte, dass er ein autoritärer Mensch sei, der nicht nur zuschauen könne, sondern selbst handeln müsse, anstatt die Kontrolle aus der Hand zu geben.

 

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Im Kreis der Freunde und Vertrauten: Festessen anläßlich des 75. Geburtstages von Max Grundig

 

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Sich selbst ein Denkmal setzen: die Jubiiäums-Ausgabe des Grundig-Reports zum 75. Geburtstag des Hausherren

 

Max Grundig, der einstige Patriarch der Grundig-Gruppe, musste sich nach dem Rückzug aus seiner Firma mit neuen Herausforderungen auseinandersetzen. Seine Vorstellung von einem glorreichen Abschied als Wunderknabe deutscher Nachkriegsindustrie hatte sich zerschlagen. Stattdessen fand er sich in einer Situation wieder, in der sein Rat nicht mehr gefragt war und sein Einfluss schwand. Enttäuscht und frustriert zog er sich in sein Luxusleben zurück, das von seinen erworbenen Hotels in Fürth, Salzburg, und Monaco geprägt war. Als ihm die Möglichkeit geboten wurde, eine prächtige Villa in Baden-Baden zu erwerben, zögerte er nicht lange. Doch auch hier stieß er auf Widerstand, als er seine Absicht, dauerhaft in Baden-Baden zu leben, bekanntgab. Die Stadtoberen von Fürth erinnerten ihn an seine Pflichten als Ehrenbürger und forderten ihn auf, seine Wohnung in Fürth zu behalten. Verärgert musste er letztendlich einlenken und entschied sich, seinen bisherigen Wohnsitz aufzugeben und nur noch das Penthouse seines Hotels zu behalten.

Die Grundig-Familienstiftung, die immer noch knapp 50 Prozent der Firmenanteile besaß, blieb weiterhin in Fürth ansässig. Obwohl die Stiftung durch die Übernahme durch Philips eigentlich obsolet geworden war, sollte sie den Familienclan finanziell unterstützen. Max Grundig hatte vor allem darauf geachtet, die Interessen der Familie Grundig zu fördern und zu wahren. Die Stiftung erhielt beträchtliche Einnahmen aus dem Philips-Aktienpaket sowie aus dem Verkauf der Grundig-Anteile. Jährlich flossen Millionenbeträge aus Eindhoven auf die Stiftungskonten, und die Erträge aus der Hotelkette kamen ebenfalls hinzu. Doch das war noch nicht genug. Nun sollte auch das Philips-Aktienpaket verkauft werden, um die Familienmitglieder weiter zu finanzieren. Bayerischer Ministerpräsident Franz Josef Strauß versuchte, das Geld im Land zu halten, indem er Steuererleichterungen für die Stiftung in Aussicht stellte. Doch Max Grundig schien andere Pläne zu verfolgen und hatte anscheinend keine Absicht, auf Strauß' Wünsche einzugehen. Max Grundig und Strauß, einst enge Verbündete, schienen nun in unterschiedliche Richtungen zu gehen. Die Zeiten hatten sich geändert, und Max Grundig fühlte sich nicht mehr von den Behörden unterstützt wie einst. Die einstige Freundschaft und informelle Abmachungsbasis schienen sich aufgelöst zu haben, und Max Grundig sah sich mit neuen Herausforderungen und Veränderungen in seiner Welt konfrontiert.

 

August 1983


In dieser Zeit der Veränderungen und Neuanfänge wurde auf der Berliner Funkausstellung ein bahnbrechender neuer Tonträger präsentiert - die Compact Discs. Die Hersteller betonten, dass sie damit keineswegs die Langspielplatten verdrängen wollten. Während Max Grundig Bayern verließ, geschah dies nicht im Guten. Es wurde hartnäckig gemunkelt, dass ihm ein "Hausverbot" von den neuen Eigentümern auferlegt worden sei. In den nächsten Jahren kehrte er nur widerwillig nach Fürth zurück. Es schmerzte ihn zu sehen, dass es den anderen offenbar gelang, was ihm verwehrt geblieben war. Unter der Führung von Koning, der als Sanierer bestellt wurde, erlebte das Unternehmen jedoch eine bemerkenswerte Wandlung. Er führte drastische Maßnahmen durch, um das Unternehmen zu restrukturieren. Unrentable Produktionsstätten wurden geschlossen, die Anlagen modernisiert, und das Programm sowie das Marketing wurden klar ausgerichtet.

Zwei Jahre nach der Übernahme hatte Grundig sich erholt. Das Unternehmen verzeichnete erstmals seit langem wieder einen Gewinn im zweistelligen Millionenbereich für das Geschäftsjahr 1986/87. Das, was aus der Fürther Zentrale an die Öffentlichkeit drang, war von einem deutlichen Aufwärtstrend geprägt. Grundig brachte drei Weltneuheiten auf den Markt - zwei TV-Jumbos mit 95 und 82 cm Bilddiagonale sowie das erste Farbfernsehgerät mit 100 Hz-Technik ohne Großflächenflimmern. Die Exklusivlinie "Fine Arts by Grundig" wurde ebenfalls kurz nach der Markteinführung zu einem Verkaufsschlager mit langen Lieferfristen. Die Mitarbeiterzahl lag bei über 19.000 und der Umsatz erreichte 3,4 Milliarden Mark. Der Markenname Grundig behielt trotz der Übernahme durch Philips seine weltweite Bedeutung, wie der Münchner Merkur kommentierte.

 

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Der Zeit anpassen: Der rasante Fortschritt der elektronischen Technik erfordert immer schneller neue Geräte

 

Im neuen Bergdomizil "Mariahalden" fühlte sich der Firmengründer Max Grundig zurückgezogen und einsam. Seine immense finanzielle Freiheit konnte er nicht wirklich genießen. Er kaufte Kunstwerke, aber ohne echte Begeisterung oder Auswahl. Eine Yacht erwarb er, aber sie brachte ihm keine Freude. Die Depressionen nach dem Verkauf seiner Firma ließen ihn nicht los. Öffentliche Auftritte mied er und misstraute den Medien. Er hielt sich hinter aufwendigen Videoüberwachungssystemen und mehreren Bodyguards versteckt, um möglichen Attentaten vorzubeugen. Gelegentlich öffnete er den streng gesicherten Toren seines abgeschirmten Anwesens, um Journalisten Einblicke zu gewähren. Dann präsentierte er ein Bild von scheinbarem harmonischem Familienleben und erklärte, wie erleichtert er über sein Ausscheiden aus dem Firmengeschehen sei. Die gewonnene Freizeit widmete er seiner Frau und seiner Tochter.

Sein "Altersruhesitz" im Schwarzwald galt als perfekte Idylle. Ein regelrechtes Schwarzwaldmärchen mit riesigen Bäumen, kleinen Teichen und einem 27 Hektar großen Land. Alles war aufwendig und luxuriös gestaltet, mit eigenen Personalhäusern, Wachhaus, Verwaltungsgebäude und einem Hubschrauberlandeplatz. Aufgrund seiner Gehbehinderung ließ er sich oft von seinem Chauffeur in einem grauen Mercedes 600 über das Anwesen fahren. In seiner Bibliothek, die sich in einem historischen Jugendstil-Badehaus befand, bewahrte er kostbare Bände seines Lieblingsautors Karl May auf. Stolz zeigte er seinen über 30 Orden in einer Vitrine und betonte, dass er diese nicht trug. Die 20-Zimmer-Villa war mit wertvollen Kunstwerken dekoriert, darunter Werke von Dürer, Gainsborough und Grützner. In Glasvitrinen waren seltenes Porzellan und vergoldete Ritterfiguren aus Nürnbergs Silberschmieden zu bewundern. Chantal Grundig, seine Ehefrau, kümmerte sich liebevoll um das Anwesen und sorgte für eine angenehme Atmosphäre mit konstanten 24 Grad Celsius im ganzen Haus, da Max Grundig schnell fröstelte, wenn er am Schreibtisch saß.

 

1984

Im Jahr 1984 begann in Deutschland das duale Zeitalter mit der Einrichtung von vier Kabelpilotprojekten. Von nun an konkurrierten private Hörfunk- und Fernsehanbieter mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten um die Gunst der Hörer und Zuschauer. Der unfreiwillige Pensionär verbrachte oft seine Zeit hinter seinem Schreibtisch und regelte weiterhin seinen Tagesablauf mit eiserner Disziplin, wie er es ein Leben lang gewohnt war. Pünktlich um neun Uhr morgens ließ er sich von seiner Sekretärin die Post bringen und beriet mit seinen Mitarbeitern über verschiedene Projekte, Geldanlagen, Spenden und die Geschäfte der Stiftung - vor allem aber auch über die Angelegenheiten, die mit seinen Hotels zusammenhingen. Die "Hotel Verwaltung der Grundig Stiftung" fungierte als Eigentümerin, und der alte Patriarch sah sich in dieser neuen Karriere noch lange nicht am Ende angekommen. "Träume habe ich nicht mehr, ich kann mir und meiner Familie doch alles leisten", gab er auf entsprechende Nachfragen zu, "aber noch viele Pläne. Wenn ich etwas Passendes finde, werde ich meine kleine Hotelgruppe noch vergrößern. Das ist eine Aufgabe, die meiner unternehmerischen Unrast Freude macht." Und er verriet auch gleich, was ihn am meisten umtrieb: "Nichts ist schwerer, als ein großes Vermögen vernünftig anzulegen."

1977 begann er seine Karriere als Hotelier mit dem Erwerb des Schlosshotels Fuschl bei Salzburg - eine Entscheidung, die eher aus einer Laune heraus geschah, als Gefälligkeit gegenüber dem damaligen österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, der das heruntergekommene Anwesen veräußern wollte und Grundig für den gelungenen Deal mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Bundesrepublik Österreich dankte. Doch Max Grundig tat nichts halbherzig. Mit seinem angeborenen Goldgräberinstinkt trieb er seine neue Karriere als Hotelier ebenso zielstrebig voran wie alles andere in seinem Leben. Er hielt Ausschau nach weiteren Hotels, baute kurz darauf das "Forsthaus Dambach" am Firmensitz Fürth und erwarb, kaum war das erste Projekt abgeschlossen, das "Vista Palace" auf einer Klippe oberhalb von Monaco, das er mit fast 35 Millionen Mark in ein Luxushotel verwandelte. Wieder erhielt er dafür Auszeichnungen, diesmal von der monegassischen Fürstenfamilie.

Die Turbulenzen bei Grundig in den frühen 80er Jahren hatten seine Hotelierambitionen vorübergehend unterbrochen, da er all seine Energie für das Unternehmen benötigte. Doch nun hatte er wieder die Hände frei und genügend Geld, um seine "Altersspielzeuge" zu polieren. Seine spektakulärste Neuerwerbung war das Schlosshotel "Bühlerhöhe" im Nordschwarzwald, für das er im Sommer 1986 7,8 Millionen Mark zahlte. Die Umbaugenehmigung wurde innerhalb von sechs Wochen erteilt, und Denkmalschützer erhielten die Anweisung, nicht mit pingeligen Auflagen für unnötigen Ärger zu sorgen. "Das größte Problem", klagte einer der Architekten über Grundigs zahlreiche nachträgliche Änderungswünsche, "war eigentlich der Bauherr selbst." Die unverzüglich einsetzende Kritik aus Bayern, dass die Grundig-Gelder nun nach Baden-Württemberg abflossen, parierte der Gerügte ebenso umgehend: "Eine halbe Generation hat die Stadt Fürth von mir gelebt." Allein "15 Milliarden Mark Einkommenssteuer" habe er in Bayern gezahlt, das müsse "doch wohl genug" sein. Im Gegenzug pries der baden-württembergische Ministerpräsident das "echte Mäzenatentum" des Spätumsiedlers aus Bayern und betonte seine Dankbarkeit, "dass Grundig das gemacht hat". Aus gutem Grund, wären doch ansonsten die Kosten für die Instandsetzung am Land hängengeblieben. "Grundig", vermeldete er der Presse strahlend, "ist mein Lieblingsunternehmer. Er ist wie ich. Wir sind beide etwas aggressiv, stur und dickköpfig. Wir sind verbohrt und clever."

Der Nobelherbergsvater ließ sich nicht lumpen. Mit der "Bühlerhöhe", so ließ er wissen, wolle er seine Hotelgruppe krönen und sich selbst ein spektakuläres Denkmal setzen - quasi als Präsent, das er sich selbst zum 80. Geburtstag gönnte. Rund 150 Millionen Mark stellte er für Umbau, Renovierung und Einrichtung der 90 Zimmer und 14 Suiten zur Verfügung. Teure Teppiche, Antiquitäten und Ölgemälde aus seinem privaten Fundus, dazu viel poliertes Wurzelholz und Stuck sowie reichlich Marmor im Bad - so wünschte er sich sein "Haus der internationalen Luxusklasse für Gäste mit höchsten Ansprüchen". Um die Rentabilität machte er sich kaum Gedanken. "Wenn nötig", müsse "eben zugeschossen werden". "Damit hat der rüstige Rentner, den das schwierige Geschäft des Geldanlegens ohnehin gewaltig drückt", konnte sich Der Spiegel nicht verkneifen, zu bemerken, "nun endlich Aussicht, der permanent sprudelnden Geldquellen wenigstens vorübergehend Herr zu werden."

Als Max Grundig am 8. Mai 1988 achtzig wurde, erhielt sein neues Vorzeigeobjekt gerade den letzten Schliff. Zur Feier musste man ausweichen in "Brenners Parkhotel" in Baden-Baden, das dem Pudding -Magnaten Oetker gehörte. Nur hundert handverlesene Gäste - darunter der Jubilars neuer Landesvater Späth, der ihm als Geschenk die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verlieh, und sein langjähriger Mitstreiter Berthold Beitz - waren geladen. Grundig lehnte Fernsehauftritte, Empfänge und Ehrungen ab, auch das Angebot der Stadt Fürth, ihm den Geburtstag auszurichten. Doch trotz seiner Zurückhaltung wurde er in den deutschen Medien, auch ohne sein Zutun, ausführlich gewürdigt. Trotz einiger leiser kritischer Töne gab es aufrichtige Hochschätzung auf breiter Front. Die Süddeutsche Zeitung beschloss ihre Gratulation mit den Worten: "Charaktereigenschaften der Franken, wie Begeisterungsfähigkeit, Beweglichkeit, Realismus und Phantasie, haben Max Grundig geprägt. Sie sind auch bestimmend dafür, dass er sich zwar zurückgezogen, aber noch lange nicht zur Ruhe gesetzt hat." Der Münchner Merkur typisierte ihn als "Ein Monument des privaten Unternehmertums", und Die Welt staunte: "Für Verträge und Fakten braucht er noch immer keine Hilfen, die hat er im Gedächtnis. Zahlen ruft er nur so ab. Wie selbstverständlich spricht er über langlaufende Kontrakte. Planungsziele strebt er nach wie vor im Fünfjahresrhythmus an. Dieser Mann ist nicht kleinzukriegen."

Nur eineinhalb Jahre später, anlässlich der glanzvollen Wiedereröffnung der "Bühlerhöhe" am 25. Juni 1988, beherrschte der sowohl heftig Angefeindete als auch Hochgelobte erneut die Medien: Max Grundig war gestorben - am 8. Dezember 1989. "Am Freitag früh, gegen 1.30 Uhr, blieb das Herz von Max Grundig stehen", meldete die Münchner tz. Das Drama hatte sechs Tage zuvor begonnen, als der ruhelose Manager in einer Vorstandssitzung plötzlich schlecht wurde. Zunächst brachte man ihn in das Krankenhaus auf der Bühlerhöhe, das er selbst seinem Hotel angegliedert hatte. Nach ersten Untersuchungen wurde er ins Städtische Krankenhaus Baden-Baden verlegt. Embolien im Bereich von Milz und Bauchspeicheldrüse machten eine Notoperation nötig. Sein Zustand besserte sich zunächst - bis sein Kreislauf plötzlich zusammenbrach. Von da an begann ein tagelanges Ringen um sein Leben. Sein langjähriger Leibarzt Professor Dietze und zwei weitere medizinische Kapazitäten überwachten ihn rund um die Uhr, der Einsatz modernster medizinischer Überlebensgeräte weckte noch einmal Hoffnung. "Es ist unglaublich", zitierte Bild München den Leibarzt, "wie sich Max Grundig gegen den Tod stemmt."

 

1986

Die Nacht zum 8. Dezember 1986 markierte den Verlust einer Symbolfigur des deutschen Wirtschaftswunders. Max Grundig war im Alter von 81 Jahren verstorben. Die tz schrieb in einem ersten Nachruf: "Deutschland trauert um eine Symbolfigur des Wirtschaftswunders." Unzählige weitere Nachrufe folgten. Mit Max Grundig hatte die Bundesrepublik zweifellos einen ihrer großen Wirtschaftspioniere und den Zaubermeister der Unterhaltungselektronik der Nachkriegszeit verloren. Sein Leben war außergewöhnlich und vielseitig - er war Rundfunkpionier, Fernsehtüftler, Vollblut-Unternehmer und Hotelier. In all diesen Bereichen setzte er Maßstäbe und prägte das Wirtschaftswunder-Deutschland. Für viele Menschen in Deutschland war mit dem Tod von Max Grundig ein Stück Nachkriegsdeutschland zu Ende gegangen. Sein rastloses Leben hatte die Generation des Wiederaufbaus nachhaltig geprägt. Er war ein Mann, der durch seine unternehmerische Energie und Innovationskraft einen bedeutenden Beitrag zum Aufschwung der deutschen Wirtschaft geleistet hatte.

Max Grundig fand seine letzte Ruhe in der Batschari-Gruft in Baden-Baden. Die Gruft gehörte einst einer Zigaretten-Dynastie und war von ihm zu Lebzeiten erworben worden. Bereits zu Lebzeiten galt er als legendärer "Monarch der Marktwirtschaft", und auch nach seinem Tod wurde seine Bedeutung und sein Einfluss in der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft gewürdigt. Sein Vermächtnis lebte in den zahlreichen Unternehmen und Projekten weiter, die er gegründet und geführt hatte, sowie in seiner Rolle als Wegbereiter für die Unterhaltungselektronikindustrie in Deutschland.

 

1988

1988 war ein Jahr, in dem die Krise bei Grundig sich weiter verschlimmerte. Das Unternehmen war schwer angeschlagen, und die Suche nach einem Partner wurde immer dringlicher. Die Investmentbank Credit Suisse First Boston in London sollte diese Aufgabe übernehmen und einen Partner für Grundig finden. Im Januar 1997 einigten sich der Grundig-Vorstandsvorsitzende van der Wal und der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu auf diese Lösung, und die Staatsregierung bot ihre Hilfe bei der Partnersuche an. Obwohl die Perspektiven für den Fortbestand des Unternehmens optimistisch betrachtet wurden und die Grundig AG schuldenfrei gestellt wurde, gab es für die Grundig-Beschäftigten wenig Grund zur Hoffnung. Viele Mitarbeiter hatten aufgrund von Umstrukturierungen ihre Arbeitsplätze verloren, und in der Belegschaft machte sich Hoffnungslosigkeit, Lähmung und Demotivation breit. Philips, das ursprünglich als Retter von Grundig galt, wurde von den Mitarbeitern bitterlich kritisiert, da es das Unternehmen angeblich zum Ausschlachten freigegeben hatte.

In diesem schwierigen Umfeld versuchte die Gewerkschaft gegenzusteuern und setzte auf die Idee, dass der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und der Freistaat die unternehmerische Führung bei Grundig treuhänderisch übernehmen sollten, ähnlich wie es bei BMW in den 1950er Jahren geschehen war. Die Grundig-Familie und die Max-Grundig-Stiftung wurden ebenfalls in die Pflicht genommen, da sie den Großteil der Anteile hielten. Die Situation bei Grundig war in den Medien allgegenwärtig und wurde zu einem Politikum. Es wurde über Krisensitzungen und Protestaktionen der Belegschaft berichtet, die sich auch gegen die „Skandal-Dividende“ der Grundig-Witwe richteten. Es wurde spekuliert, dass Philips auf seine unternehmerische Führung bei Grundig verzichten würde, und die Grundig-Familie möglicherweise einen Rückzug aus dem Unternehmen erwägte. Im Januar 1997 wurde berichtet, dass die Verträge zwischen Philips und Grundig möglicherweise vorzeitig gelöst werden könnten, und dass das Unternehmen eine Neuordnung anstrebte. Trotz der Schwierigkeiten gab es zum Jahresende 1997 wieder Optimismus im Unternehmen, da neue Eigentümer bereit waren, durchzustarten und den Anschluss an den Weltmarkt wiederzuerlangen.

Die Wende für Grundig kam schließlich am 18. Dezember 1998, als bekannt wurde, dass das Unternehmen gerettet war. Nach 14 Jahren endete die Ära Philips in Fürth, und ein Konsortium unter bayerischer Führung übernahm 95 Prozent der Aktien und damit das Sagen bei Grundig. Das Unternehmen erlangte seine Eigenständigkeit zurück, und es herrschte Zuversicht, dass ab 1999 wieder schwarze Zahlen geschrieben werden könnten.

 

 

8. Grundig - Rückblick

 

1997

Am 13. Januar 1997 erschien die Zeitung "Die Welt" mit einem provokanten Titel: "Die Totengräberpolitik des Killerwals." In dem Artikel wurde beschrieben, dass der Einstieg von Philips den Beginn des Abstiegs der einstigen Wirtschaftswundermarke Grundig markierte. Nach Angaben des Artikels hatten die Niederländer 1,5 Milliarden Mark in Grundig investiert, sich jedoch nach 13 Jahren entschieden, sich aus der Unternehmensführung zurückzuziehen und die finanzielle Unterstützung zu beenden. Bereits im Vorjahr hatte eine ungewöhnliche Werbekampagne für Aufsehen gesorgt, als eine Elektroeinzelhandelsgruppe mit dem Slogan "Standort Deutschland in Gefahr - Rettet Grundig - Kauft Grundig" für Fernsehgeräte der Marke Grundig warb. Dies geschah, nachdem das Fürther Unternehmen einen Rekordverlust von 600 Millionen Mark und einen weiteren Stellenabbau bekanntgegeben hatte. Grundig, einst ein Symbol des deutschen Wirtschaftswunders, sah sich nun mit einem bröckelnden Mythos und wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, insbesondere im Bereich der professionellen Elektronik.

Der Geschäftsbericht von 1992/93 wies bereits auf einen Fehlbetrag von knapp 187 Millionen Mark hin, der auf Konjunkturschwäche und Preisverfall zurückgeführt wurde. Stellenabbau und Unsicherheit über die eigene Identität beschäftigten die Mitarbeiter in den fränkischen Stammbetrieben. 1995 sollte eigentlich der 50. Geburtstag der Marke Grundig gefeiert werden, doch die Stimmung war alles andere als festlich. Obwohl das Unternehmen über ein Wachstum nach drei Jahren rückläufiger Umsätze sprach, vermeldete es gleichzeitig ein negatives Ergebnis von 92 Millionen Mark und einen deutlichen Rückgang der Beschäftigtenzahl.

Als Pieter van der Wal den Vorstand übernahm, kündigte er eine umfangreiche Restrukturierung an, die den Abbau von 3.000 Mitarbeitern vorsah, davon etwa 2.200 in Deutschland. Dieser drastische Schritt sollte Grundig in die Lage versetzen, künftig auf eigenen Füßen zu stehen, ohne die automatische Unterstützung von Philips. Der Beherrschungsvertrag zwischen Grundig und Philips sollte zum Jahresende 1996 beendet werden. Zu diesem Zeitpunkt war die Zukunft von Grundig äußerst ungewiss, und das Unternehmen befand sich offensichtlich in einer tiefen Krise.

 

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Bild der Harmonie: Chantal Grundig mit Max Grundig

 

Nach dem Rückzug von Philips begann eine verzweifelte Suche nach einem geeigneten Partner für Grundig, und die Hiobsbotschaften häuften sich. Viele Menschen waren zunehmend verärgert über Chantal Grundig, die als Witwe von Max Grundig zur Milliardenerbin geworden war und über die Max-Grundig-Stiftung hohe Dividenden erhielt. Sie erhielt eine jährliche Garantie-Dividende von 50 Millionen Mark von Philips, zusätzlich zu einem Jahresgehalt von 750.000 Mark, das sie sich als Vorsitzende der Stiftung selbst zugesprochen hatte. Diese Konstruktion war bis zum Jahr 2004 gültig, danach musste Philips auch die Aktien der Stiftung kaufen.

Angesichts der schwierigen Situation bei Grundig forderten aufgebrachte Arbeiter in den Werken, dass Chantal Grundig die Dividende wieder in das Unternehmen investieren solle, um überlebenswichtige Forschungsbereiche aufzubauen. Betriebsrat und Gewerkschaftler waren der Meinung, dass die Garantie-Dividende, die seit dem Abschwung 1993 gezahlt wurde, moralisch fragwürdig sei. Bereits zu dieser Zeit hatte der stellvertretende Grundig-Aufsichtsratsvorsitzende und Nürnberger IG Metall-Bevollmächtigte Gerd Lobodda versucht, die Dividende neu zu verhandeln, da er es für unangemessen hielt, dass die Firma Verluste hinnehmen musste, während die Erben die Garantiedividende nutzten, um ihre anderen Interessen, wie zum Beispiel Hotelverluste, auszugleichen. Doch seine Bemühungen blieben erfolglos, da die Verträge von 1984 als wasserdicht galten und sich nichts geändert hatte. Die Situation bei Grundig war äußerst angespannt, und die Forderungen nach einer Umverteilung der Gelder aus der Stiftung wurden immer lauter. Die Kritik richtete sich vor allem gegen Chantal Grundig, die als reichste Erbin Deutschlands galt und als mögliche Rettung für das Unternehmen angesehen wurde. Doch die Verträge und Vereinbarungen ließen keine Änderungen zu, und Grundig befand sich weiterhin in einer schwierigen Lage.

 

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Die Zeichen der Zeit nur noch schwer erkannt: Max Grundig

 

Chantal Grundig, oft als "Deutschlands reichste Witwe" bezeichnet, hatte ein geschätztes Vermögen von 4,4 Milliarden Mark und war nach dem Tod von Max Grundig mit Professor Günther Dietze, seinem ehemaligen Leibarzt, verheiratet. Zusammen mit ihrer Tochter Maria Alexandra führte sie ein luxuriöses, aber zurückgezogenes Leben. Die Anfeindungen und Kritik an ihr wurden immer lauter, während Grundig in der Krise steckte. Medien und Gewerkschaftsvertreter kritisierten Chantal Grundig dafür, dass sie nicht auf einen Teil ihres Vermögens verzichtete, um das Unternehmen zu retten. Es wurde berechnet, dass allein durch ein Jahr Verzicht auf ihre Dividende 750 Arbeitsplätze gerettet werden könnten. Die mittelfränkische SPD appellierte ebenfalls an sie, einen Beitrag zur Existenzsicherung des Unternehmens zu leisten und ein Zeichen für den Namen Grundig und die Region zu setzen, jedoch ohne Erfolg.

Chantal Grundig wurde von vielen Seiten Arroganz, Herzlosigkeit und Geldgier vorgeworfen. IG-Metallchef Lobboda war frustriert über ihre Haltung und nannte sie "unverantwortlichen parasitären Starrsinn". Selbst Berthold Beitz, ein enger Freund und Mitarbeiter von Max Grundig, konnte als Vermittler nichts ausrichten und musste eingestehen, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. Es gab die Überzeugung, dass Max Grundig sein Lebenswerk niemals zugrunde gehen lassen hätte, und ihre Weigerung, einen Beitrag zur Rettung des Unternehmens zu leisten, erzeugte Verärgerung. Die drängende Frage war, wie ein neuer Eigentümer für Grundig gefunden werden sollte, wenn Chantal Grundig nicht bereit war, auf ihre Millionenansprüche zu verzichten. Die Situation war komplex und die Zukunft des Unternehmens hing von den Entscheidungen und Handlungen verschiedener Parteien ab.

 

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Abschied von einem Patriarchen: Trauerfeier für Max Grundig in Baden-Baden

 

Drei Monate nach der Ankündigung von Philips, sich aus der Unternehmensführung von Grundig zurückzuziehen, gab der Geschäftsbericht von 1997 eine erste Bestätigung, dass sich die Situation im Unternehmen verbessert habe. Es wurde verkündet, dass wieder Aufbruchstimmung und Pioniergeist zu spüren seien. Burkhard Wollschläger, Aufsichtsratsvorsitzender von Grundig, äußerte sich optimistisch und erklärte in München, dass sich die Situation dramatisch verbessert habe. Allerdings gab Gerd Lobboda, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Grundig, im Frühjahr 1999 eine differenziertere Sichtweise. Er konnte die Euphorie nicht teilen und betonte, dass immer noch viele Herausforderungen zu bewältigen seien. Die von Philips hinterlassenen Probleme seien noch nicht vollständig behoben, und die schnelle Sanierung des Unternehmens werde vor allem durch den Preisverfall infolge der Asienkrise gebremst. Lobboda äußerte die Sorge, dass das neue Fabrikkonzept des Vorstands nur dann erfolgreich sein könne, wenn die Mitarbeiter sich mit ihrem Betrieb identifizieren und sich aktiv an der Sanierung beteiligen. Er betonte, dass dies die letzte Chance für Grundig sei, und hoffte, dass das Unternehmen die Herausforderungen meistern und seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen könne.

 

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Das Leben einer Region geprägt: Im Hauptwerk Fürth liegen Kondolenzlisten für Max Grundig aus

 

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Immer wieder Krisenintervention nötig: der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern Harnessen und Timmer im Jahr 1995

 

Rein rechnerisch betrachtet sind mit der verordneten Schlankheitskur bereits die ersten Schritte unternommen. Eine umfassende Liste von Rezepten soll die Genesung des Patienten vorantreiben: Auslandsproduktionen werden zurückgeführt, um die Auslastung im Nürnberger Werk zu steigern. Gleichzeitig wird die Belastung drastisch reduziert, indem der Lagerbestand halbiert wird. Dadurch sollen Entwicklungsaufwand, Kreativität und Produktivität gefördert werden. Die Wiederherstellung des guten Rufes für Top-Qualität ist ein erklärtes Ziel. Die Entwicklung neuer Produkte soll beschleunigt werden, um möglichst bald wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Diese Ziele wurden vom neuen Hoffnungsträger Wollschläger angekündigt und er greift dabei bewusst oder unbewusst eines der Lebensziele des Firmengründers auf. Das Produktportfolio von Grundig für das neue Jahrtausend umfasst neben hochwertigen TV-Geräten auch Decoder für das neue digitale Fernsehen und TV-Zugangsboxen für das weltweite Computernetz Internet. All dies bildet vorläufig das Ende einer langen Reihe von Produkten, deren Anfang der Heinzelmann markiert. Im Laufe der Zeit wurden viele Werke im Namen von Grundig errichtet. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick darüber.

 

Fürth Kurgartenstraße Werk 1

 

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Der gewaltige Verwaltungsbau beherrscht dieses Bild von 1975. Das Gebäude wurde im März 1960 bezogen und bereits 1967 erweitert, wobei die Eingangspforte des alten Kurbades verschwand. 1970 durchbrach Grundig mit 1,14 Milliarden Mark Umsatz eine neue Schallgrenze, aber es tauchten schon dunkle Wolken am Horizont auf: Der kräftige Zuwachs beim Umsatz ging nicht mehr mit entsprechenden Produktivitäts- und Gewinnsteigerungen einher.

 

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Luftaufnahme von Werk 1 an der Kurgartenstraße, der Zentrale des Weltkonzems von 1949 bis 2000. In dem langgestreckten Bau etwa auf der horizontalen Mittellinie des Bildes war die Verwaltung der Konzernleitung, dahinter von links (teilweise im Schatten) die Halle A, das alte Direktionsgebäude, der U-Bau und rechtwinklig abschließend das ehemalige Kurbadgebäude.

 

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Letzteres war inzwischen in das Werk integriert und beherbergte nach dem Umbau unter anderem die Kantine. Links oben leicht diagonal dazu die Produktionsgebäude an der Dr.-Mack-Straße, unter anderem Bau E und F.

 

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Das alte Direktions- und Verwaltungsgebäude steht sowohl real wie auch sinnbildlich im Schatten des neuen und ist eingerahmt von Fertigungshallen: im Hintergrund Bau F und D - letzterer beherbergt heute das Technikum, dem Fürth seinen Titel Wissenschaftsstadt verdankt.

 

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Ein Blick über Teile von Werk 1: vorn links das Wellblechdach von Halle A, rechts eine schon 1975 abgerissene Baracke und daneben die Warenannahme, die ebenso wie Halle A und B inzwischen beseitigt worden ist. Quer dazu steht die Halle B und dahinter wiederum der Bau D, das heutige Technikum. Links im Schatten Bau F und E, heute Porticum und Ostium der Uferstadt.

 

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Die Feinstanzerei für diffizilere Bauteile.

 

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Kleinteile-, Stanz- und Automatenfertigung.

 

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Siebdruckfertigungsstraße Beschickung.

 

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Siebdruckfertigungsstraße Ausgang

 

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Das Wickeln der filigranen Hochfrequenzspulen übernahm 1975 eine vollautomatische Maschine, die Arbeiterin bediente nur noch Knöpfe und Schalter.

 

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Auch dieses Bild zeigt das vollautomatische Wickeln der Hochfrequenzspulen, rechts im Hintengrund die Steuerungselektronik.

 

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Die Druckplatten wurden dagegen immer noch weitgehend per Hand bestückt, wenn das Band den Takt vorgab.

 

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Das Bohren der Druckplatten war seit den 1970er-Jahren programmgesteuert.

 

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Bei der Kontrolle der Leiterplatten halfen „Fernaugen“ (Videokameras).

 

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Die Auswertung der Messungen in der Tunerfertigung übernahm schon in den 1970er-Jahren der Computer.

 

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Im Prüfkarussell konnten verschiedene automatisierte Kontrollen der Bauteile durchgeführt werden.

 

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Ein Hifi-Kompaktstudio wird in das Gehäuse eingebaut: Zunächst kommt die Abdeckplatte auf den Receiver.

 

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Jetzt ist auch der Plattenspieler eingebaut und das Netzkabel angebracht, abschließend prüft der Arbeiter die Leichtgängigkeit der Regler. Im Bild vermutlich das Studio 2040 Hifi Quadro, das 1973 auf dem Markt kam.

 

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Rechts das Prüffeld für die „Reisesuper“ (Kofferradios), die auf dem linken Band aus der Produktion kommen.

 

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Der Verbindungsgang zwischen der Verwaltung und dem Technologiezentrum prägt noch heute die Fürther Kurgartenstraße. Etwa 2002 entfernte man den Grundig-Schriftzug.

 

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Max Grundig führte sein Unternehmen patriarchalisch, aber zunächst mit sicherem Instinkt. Ab 1970 häuften sich jedoch personelle und sachliche Fehlentscheidungen, die zusammen mit dem schärferen Wettbewerb in den 1970er-Jahren vermehrt zu Problemen führten.

 

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Rückseite der Medaille von 1976. Wenige Jahre später, 1979, erreichte die Belegschaft von Grundig den absoluten Höchststand: Nicht weniger als 38.460 Beschäftigte arbeiteten damals weltweit bei Grundig. Das Auslandsgeschäft machte 53 Prozent des Umsatzes aus.

 

Fürth, Würzburger Straße Werk 10

 

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Anfang der 1960er-Jahre entstand an der Würzburger Straße das Werk 10. Das Foto wurde Ende der 1970er-Jahre aufgenommen.

 

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In Werk 10 produzierte Grundig vor allem Technik für den professionellen Bedarf. Hier wird gerade ein mechanisches Bauteil - vermutlich die Trommel für den rotierenden Magnetkopf der Videogeräte - geprüft.

 

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Produktion großer Ein Zoll-Videogeräte für den professionellen Einsatz. Das erste Ein-Zoll-Bildbandgerät für Schwarz-Weiß ging schon 1965 in Produktion.

 

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Für die Herstellung der hochwertigen Videogeräte benötigte man mehr hochqualifizierte Fachkräfte als im Bereich der Unterhaltungstechnik. Mittels Mikroskop musste die Qualität der Magnetkopftrommel geprüft werden.

 

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Um 1975 bestückten die Arbeiterinnen die elektronischen Platinen immer noch per Hand. Die Lötkolben waren aber deutlich graziler als noch Anfang der 1950er-Jahre und außerdem schon mit einem Thermostaten versehen. Mitunter musste die Lupe verwendet werden (im Bild oben rechts).

 

Georgensgmünd Werk 4

 

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Das Holzwerk in Georgensgmünd (Werk 4) aus der Luft Ende der 1970er-Jahre.

 

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Die Holzbearbeitung entsprach 1970 schon eher heutigen Vorstellungen, auch hinsichtlich der Arbeitssicherheit. In den frühen 1950er-Jahren war das noch anders.

 

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Die Holzteile wurden schon um 1970 mit der Programmsteuerungsanlage bearbeitet.

 

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Endmontage der Fernsehergehäuse. Die instruktive Kreideschrift auf dem Regal - „15.1.70 Beck kehrt zusammen“ - erleichtert die Datierung des Bildes.

 

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Musikschränke waren um 1970 nach wie vor gefragt. Das lange Festhalten an veralteten Designs und Produktmustern gilt jedoch als eine Ursache für den Niedergang des Konzerns.

 

Augsburg, Werk 5

 

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Holzbearbeitungsmaschine im Augsburger Werk 5.

 

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Furnierstraße

 

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Montage der Musikschränke.

 

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Hier wurden die Gehäuse verpackt und für die Auslieferung an die anderen Werke vorbereitet, wo man dann die Elektronik einbaute.

 

Nürnberg-Langwasser

 

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Die Grundig-Stadt in Nürnberg-Langwasser. 1963 und 1966 waren zunächst das Werk 11 für die Tonband- und Diktiergerätefertigung und das Zentralversandlager entstanden.

 

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1970 folgte die erste Fernseherfertigung. Die Fläche der drei Fabriken umfasste 460.000 Quadratmeter.

 

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Ende der 1970er-Jahre war die Grundig-Stadt in südwestlicher Richtung (links) deutlich erweitert worden, auf insgesamt 600.000 Quadratmeter. Beim Blick nach Nord-West erkennt man im Hintergrund das Stadion des 1. FC Nürnberg (davor eine Kleingartenkolonie) und rechts daneben das ehemalige Aufmarschgelände (Zeppelinfeld) der Nationalsozialisten auf dem Reichsparteitagsgelände.

  

Nürnberg-Langwasser, Werk 9

 

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Das Kunststoffgranulat stapelt sich säckeweise im Eingangslager von Werk 9, seinerzeit Europas größter Verarbeitungsbetrieb für thermoplastische Kunststoffe.

 

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Beim Formenbau für die Kunststoffspritzerei verlangte die Einzelfertigung viel Handarbeit.

 

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Spritzautoamten in der Kunststoffspritzerei für größere Teile. Insgesamt befanden sich in Werk 9 etwa 160 Kunststoffspritzmaschinen, die täglich 25 Tonnen Granulat verarbeiteten.

 

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Skalendruck mit Drehtellerautomaten. Hier entstanden die Senderskalen für die Rundfunkgeräte.

 

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Die Lackiererei für Kunststoffgehäuse.

 

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Überblick über die Teilebearbeitung, wo die Beschäftigten Kunststoffteile aus den Spritzereien nachbearbeiteten.

 

Nürnberg-Langwasser, Werk 11

 

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Das Verwaltungs- und Fachbereichsgebäude Werk 11 (später Grundig-Akademie), um 1970. Hier hatte zunächst die Tonband- und Diktiergerätefertigung ihren Platz, ab Ende der 1970er.

 

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Werk 11

 

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Die beiden markanten 16 stöckigen Wohnhäuser der Grundig-Stadt boten Wohnraum für 860 Werksangehörige. Rechts im Hintergrund ist Werk 11 zu erkennen.

 

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Der Innenhof zwischen Fabrik und Verwaltung.

 

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 Trotz aller Modernisierungen war in der Transformatorenwickelei und der Mehrfachstanzerei um 1970 immer noch viel Handarbeit gefragt.

 

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Die Stanzerei für Chassisteile.

 

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Werk 11 konnte auf eine eigene Kleinteile-Galvanik zurückgreifen. Man beachte den Hinweis „Gift“ rechts unten.

 

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Die Automatendreherei für Hart- und Weichmetalle.

 

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Die Leiterplatten mussten um 1970 zwar nach wie vor weitgehend per Hand bestückt werden, die Menschen rückten aber im Vergleich zu den 1950er-Jahren immer weiter auseinander: Bänder und Automaten drängten sich dazwischen.

 

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Hier werden die Chassis der Tonbandgeräte montiert.

 

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Auch das Justage-Prüffeld für Tonbandgeräte hatte sich seit den 1950er-Jahren stark verändert.

 

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Die Endkontrolle der Tonbandgeräte mit den entsprechenden Messadaptern. Im Bild ist ein Grundig TK 248 Hifi zu sehen, das ab 1970 gebaut wurde. Die Spulengeräte des ehemals größten Tonbandgeräteherstellers der Welt gingen mit ihrem Alu-Plastik-Design, aber auch mit ihrer technischen Ausstattung in den 1970er Jahren zunehmend am Markt vorbei. Japanische Hersteller lieferten Geräte mit ansprechender Metalloptik, und inzwischen auch in guter Qualität.

 

Nürnberg-Langwasser, Werk 16

 

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Werk 16 war für die Herstellung von Farbfernsehern bestimmt. Am 29. August 1975 vermeldete Grundig die Auslieferung des 2.222.222. Farbfernsehers. Der erste Farbfernseher T800 kostete 1967 noch 1.865 Mark, und damit nominell genauso viel wie der erste Schwarzweißfernseher im Jahre 1951.

 

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Der 62-jährige Max Grundig (rechts) und Entwicklungsleiter Walter Mayer am 18. September 1970 bei der Einweihung von Werk 16 in Nürnberg-Langwasser - alles schien noch möglich ...

 

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Die Grundig-Stadt hatte einen eigenen Versandbahnhof mit 2,5 Kilometern Gleisanschluss, auf dem täglich etwa 50 Waggons abgefertigt wurden. Die Fotografie zeigt den Wareneingang für Bildröhren und Gehäuse von Werk 16.

 

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Die angelieferten Bildröhren wurden entpackt und mit einem speziellem Senkrechtförderer in die Produktionshallen gebracht.

 

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Arbeiterinnen am Bestückungsband für Leiterplatten, links wird die Oberseite, rechts die Unterseite der Platinen bestückt bzw. verlötet. Die schon in den 1940er-Jahren verwendeten Rollbügel hatten sich bewährt und kamen in modifizierter Form nach wie vor zum Einsatz.

 

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Detailansicht am Bestückungsband für die Farbfernseherchassis: Die elektronischen Bauteile wurden aus einem unterteilten Rad unter dem Tisch und aus den Fächern oberhalb entnommen.

 

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Größere Teile wie das Gehäuse und die Bildröhre gelangten auf Transportwagen zu ihrem Montageplatz, bewegt von einem Führungssystem im Boden.

 

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Am Montageplatz wurde die Bildröhre mit Hilfe eines elektrischen Hebewerks in das Gehäuse gehoben und befestigt.

 

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Chassistransport mit Fördereinrichtung: Die Chassis lagen auf zwei Tabletts, die an einer Förderschiene hingen (links). Von dort konnten sie entnommen und auf dem Arbeitstisch (rechts) weiterbearbeitet werden.

 

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Das Abgleich-Prüffeld. Die linken Arbeitsplätze lagen höher als die rechten, sodass die eine Seite die oberen Chassis auf den Transportwagen in der Mitte prüfen konnte, die andere Seite die unten liegenden.

 

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Das Abgleich-Prüffeld für Chassis aus anderer Blickrichtung. Die Fernsehgeräte gehörten zum Messinstrumentarium, abgeglichen wurden die auf den Tischen liegenden Chassis.

 

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Nach Abgleich und Einbau der Chassis gelangten die Geräte auf dem Montagewagen zur Konvergenzeinstellung und zur Endabnahme.

 

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Letzte Station vor dem Versand war die Dauerprüfstrecke, wo die Farbfernseher einem 24-Stündigen Test unterzogen wurden.

 

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Die geprüften Geräte gelangten rechts von der Montagehalle herunter, wurden verpackt und dann auf der Transportstraße zum Zentralversandlager befördert.

 

Markenzeichen und Prämien

 

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Zusammenstellung einiger Markenzeichen von Grundig

 

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Prämie 1975: schwierige Lage und außergewöhnliche Probleme

 

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Prämie 1979: obwohl das Ergebnis des Geschäftsjahres 1978/79 kaum zu befriedigen vermag“. Und weiter: „Die gegenwärtige Entwicklung läßt mich zögern für das laufende Wirtschaftsjahr die Möglichkeit einer Prämienzahlung zu sehen.“

 

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Prämie 1980. Grundig überlässt die frohe Botschaft anderen: „Die zur Zeit ungenügende Nachfrage nach den Produkten unserer Industrie hat eine geradezu ruinösen Wettbewerb ausgelöst und auch die Ertragslage unseres Unternehmens in einer Weise beeinträchtigt, daß eine Prämienzahlung eigentlich nicht gerechtfertigt wäre.“

 

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Keine Prämie 1981 und danach: „Zu unserem Bedauern mußten wir eine erhebliche Zahl von Mitarbeitern entlassen. Von diesen würde es sicher nicht verstanden werden, wenn wir in dieser Lage eine Jahresprämie zur Auszahlung bringen würden.“

 

Möchten Sie tiefer in die Geschichte von Grundig eintauchen, dem bemerkenswerten Unternehmen, das von Max Grundig geschaffen wurde? Dieser Pionierbetrieb hat eine Fülle innovativer Technologien und Geräte hervorgebracht, die die elektronische Landschaft maßgeblich geprägt haben. Um mehr über die beeindruckende Palette an Produkten, die einzigartige Unternehmensgeschichte und die visionären Ideen von Max Grundig zu erfahren, besuchen Sie bitte die folgende Website: https://radio-geschichte.de/?view=article&id=1580

 

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Die Hallen der ehemaligen Grundig-Stadt stehen teilweise leer. An dem 1970 mit großem Stolz eingeweihten Werk 16 künden Schatten der Werksaufschrift von vergangenen großen Zeiten - die Pforte ist unbesetzt, der noble Eingangsbereich aus Naturstein zerfällt. 1984 gab Grundig die unternehmerische Führung an den Elektronikhersteller Philips ab, der sich jedoch 1997/98 wieder zurückzog. Im Juni 2000 verlegte die Grundig AG ihre Konzemzentrale nach Nürnberg-Langwasser und im Oktober 2001 verkaufte sie das alte Grundig-Areal (Werk 1) an der Kurgartenstraße.

 

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Schließlich musste die Grundig AG im April 2003 Insolvenz anmelden, in der Folge wurden mehrere Geschäftsbereiche ausgegliedert oder aufgekauft. Am 1. Mai 2004 nahmdie Grundig Intermedia GmbH mit den klassischen Sparten der Unterhaltungselektronik ihren Geschäftsbetrieb auf. Sitz des Unternehmens ist die ehemalige GrundigStadt in Nümberg-Langwasser, Eigentümerin ist seit 18. Dezember 2007 die türkische Koc-Gruppe.

 

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Delphi und der Grundig-Geschäftsbereich „Car InterMedia System“ schlossen sich im November 2003 zu Delphi Grundig zusammen. Im Hintergrund des 2008 aufgenommenen Fotos sind die beiden Wohntürme der ehemaligen Grundig-Stadt zu erkennen.

 

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Im Jahr 2022 befindet sich das Rundfunkmuseum in der ehemaligen Konzernzentrale von Max Grundig. Hier wird die faszinierende Geschichte des Rundfunks lebendig dargestellt und vermittelt, einschließlich der Zeit des Wirtschaftswunders, die eng mit Max Grundig und seiner bahnbrechenden Arbeit in der Unterhaltungselektronik verbunden ist. Besucher können in diesem Museum in die Vergangenheit eintauchen und die Entwicklung des Rundfunks hautnah erleben, angefangen von den frühen Anfängen bis hin zu den technologischen Durchbrüchen, die Max Grundig und sein Unternehmen vorangetrieben haben. Die Ausstellung würdigt seinen innovativen Geist und seinen Beitrag zur Unterhaltungselektronik, der das Leben vieler Menschen nachhaltig verändert hat.

 

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Seit dem Jahr 2005 trägt Fürth den Titel "Universitätsstadt". Dieser Status wurde erreicht, als sich das Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Technikum an der Kurgantenstraße niederließ, welches früher als Bau D des Werkes 1 aus dem Jahr 1957 bekannt war. Durch die Ansiedlung dieses Technikums und somit auch durch die Verbindung zu Max Grundig erhielt Fürth den begehrten Titel "Wissenschaftsstadt".

 

10. Insolvenzdokumente 

Im Laufe der Zeit sah sich Grundig einer immer stärkeren internationalen Konkurrenz ausgesetzt, insbesondere aus Asien. Die Technologie und die Marktanforderungen entwickelten sich rasch, und Grundig hatte Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Trotz diverser Versuche, das Unternehmen zu restrukturieren und zu modernisieren, konnte es nicht gegen die Billigproduktion und den technologischen Fortschritt aus dem Ausland konkurrieren. Die finanziellen Probleme verdichteten sich in den 1990er und 2000er Jahren. Im April 2003 stellte Grundig einen Insolvenzantrag. Dies war das Ende eines Unternehmens, das fast 60 Jahre lang eine zentrale Rolle in der deutschen Elektroindustrie gespielt hatte. Nach der Insolvenz wurden Teile von Grundig von verschiedenen Investoren übernommen, und der Markenname lebt in einigen Produktsegmenten weiter. Dennoch steht die Insolvenz von Grundig als Mahnung für die rasante Entwicklung der Technologiebranche und die Notwendigkeit ständiger Anpassung und Innovation.

 

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Gerichtlicher Beschluss Seite 1

 

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Gerichtlicher Beschluss Seite 2

 

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Insolvenzverfahren Seite 1

 

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Insolvenzverfahren Seite 2

 

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Insolvenzverfahren Seite 3

 

Zeitungsausschnitte

 

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Max Grundig Portrait 

 

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