Bildplattenspieler Telefunken TP 1005

Die Entwicklung und Einführung des Telefunken TP 1005 TeD (Television Electronic Disc) Video-Disc-Players im Jahr 1975 markiert einen signifikanten Meilenstein in der Geschichte der audiovisuellen Medientechnologie. Dieses Gerät, ein Produkt der damaligen technologischen Ambitionen und Innovationen, repräsentiert eine Epoche, in der die Grenzen der Unterhaltungselektronik neu definiert wurden. Der TP 1005 war nicht nur ein technisches Artefakt seiner Zeit, sondern auch ein Zeichen für den Beginn eines neuen Zeitalters in der Speicherung und Wiedergabe von Videoinhalten.

 

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Telefunken Bildplattenspieler TP 1005 - aus der Sammlung von Klaus Burosch [1]

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Technische Daten

3. Historischer Kontext

 

1. Einleitung

Der Telefunken Teldec TP1005 TeD Video-Disc-Player, hergestellt etwa 1975, repräsentiert einen bedeutsamen Entwicklungsschritt in der Geschichte der audiovisuellen Medien. Das Gerät symbolisiert den Übergang von einer Ära mechanischer zu elektronischer Datenverarbeitung und Medienwiedergabe. Telefunken, gegründet Anfang des 20. Jahrhunderts, entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Akteur in der elektronischen und Kommunikationstechnik. Die Bedeutung des TP1005 liegt nicht nur in seiner technologischen Innovation, sondern auch in seiner Rolle im Kontext der Unternehmensgeschichte und der Medientechnologie. Bis in die 1970er Jahre hinein erlebte Telefunken, als Teil der AEG und später AEG-Telefunken, signifikante Entwicklungen und Veränderungen. Während des Zweiten Weltkriegs lieferte das Unternehmen wichtige Technologien für die deutsche Luftverteidigung und entwickelte sich zu einem führenden Hersteller von Vakuumröhren, Sendern und Radar-Geräten. Nach dem Krieg konzentrierte sich Telefunken auf den zivilen Markt und trug wesentlich zur Entwicklung des Farbfernsehsystems PAL bei, das in den meisten Ländern der westlichen Hemisphäre außer in den USA, Kanada, Mexiko und Teilen Südamerikas etabliert wurde.

 

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Bekanntes Telefunken Logo [2]

 

In den 1960er und 1970er Jahren, in einer Zeit, in der die Unterhaltungselektronik einen beispiellosen Boom erlebte, strebte Telefunken danach, seine Position als Innovator und Marktführer zu festigen. Der TP1005, ein Video-Disc-Player, der flexible Vinyl-Medien nutzte, war ein solcher Versuch, die Grenzen der Medientechnologie zu erweitern. Es war ein Gerät, das zeigt, wie das Unternehmen seine Expertise in der Hochfrequenz- und Kommunikationstechnik auf neue Medienformate anwendete. Der TP1005 war jedoch mehr als nur ein Produkt; er war ein Symbol für den Wandel und die Herausforderungen der damaligen Zeit.  Obwohl der TP1005 kommerziell nicht erfolgreich war, ist seine Bedeutung in der Geschichte der Medientechnologie nicht zu unterschätzen. Er repräsentiert einen wichtigen Schritt in der Entwicklung von Aufzeichnungs- und Wiedergabetechnologien, die schließlich zur Entwicklung von Videorekordern, DVDs und digitalen Streaming-Plattformen führten. Dieses Gerät ist ein bedeutendes Zeugnis für die Innovationskraft von Telefunken und seiner Zeit, eine Ära, in der die Grenzen der Technologie kontinuierlich erweitert wurden, um die Bedürfnisse und Wünsche einer sich schnell verändernden Gesellschaft zu erfüllen

 

2. Technische Daten

Der Telefunken TED-Bildplattenspieler TP1005, produziert zwischen 1973 und 1977, stellt ein bemerkenswertes technisches Artefakt in der Geschichte der audiovisuellen Medientechnologie dar. Seine technischen Spezifikationen reflektieren den damaligen Stand der Technik und die Ambitionen von Telefunken, neue Medienformate zu erschließen. Das Kernelement des TP1005 war seine Fähigkeit, flexible Vinyl-Medien mit einem Durchmesser von 210 mm abzuspielen, was eine Laufzeit von ungefähr 10 Minuten pro Platte ermöglichte. Dieses Format war ein Versuch, sich von den damals vorherrschenden magnetischen Speichermedien abzuheben und eine alternative Methode zur Speicherung und Wiedergabe von Bildern zu bieten.

Die technische Konstruktion des Geräts umfasste 75 Transistoren und vier integrierte Schaltkreise (ICs), was für die damalige Zeit relativ fortschrittlich war. Diese Komponenten wurden in einem Metallgehäuse untergebracht, das eine Größe von 460 x 140 x 310 mm aufwies und ein Gewicht von 11 kg hatte. Die Stromversorgung erfolgte durch Wechselstrom (AC) mit einer Spannung von 220 Volt. Ein wesentliches Merkmal des TP1005 war sein mechanisches Abtastsystem, das konzentrische Rillen auf den Bildplatten mit einer Diamantnadel abtastete. Dieses System war einzigartig und unterschied sich stark von den späteren optischen Abtastsystemen, die in CD- und DVD-Playern verwendet wurden. Die mechanische Abtastung war eine beeindruckende technische Leistung, zeigte jedoch auch Grenzen in Bezug auf Haltbarkeit und Wartung. Die Lebensdauer der Diamantnadel betrug beispielsweise nur etwa 80 Stunden, was regelmäßige Wartung und Nadelwechsel erforderlich machte.

 

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Diamantnadel des Telefunken Bildplattenspielers - mechanische Abtastung [3]

 

Der TP1005 nutzte das PAL-Bildaufzeichnungsverfahren, das damals in Europa weit verbreitet war. Der Frequenzumfang des Geräts erstreckte sich über einen Luminanzbereich von 2,7 MHz und einen Chrominanzbereich von 500 kHz. Der Audiofrequenzbereich lag zwischen 40 und 12500 Hz. Diese technischen Parameter spiegeln den damaligen Standard für Fernsehübertragungen wider und ermöglichten eine akzeptable Bild- und Tonqualität für die damalige Zeit. Interessanterweise verfügte der TP1005 über keinen eigenen Lautsprecher zur Tonausgabe. Stattdessen wurde das Audiosignal über den UHF-Kanal 36 bis 39 an einen Fernsehapparat übertragen, was den Einsatz des TP1005 als Teil eines größeren Heimkinosystems begünstigte. Dieser Aspekt unterstreicht die frühen Bemühungen von Telefunken, Heimkino-Erlebnisse zu ermöglichen, auch wenn die Technologie damals noch in den Kinderschuhen steckte.

Trotz seiner innovativen Merkmale und technischen Fähigkeiten konnte sich der TP1005 nicht am Markt durchsetzen. Die begrenzte Spieldauer von nur 10 Minuten pro Platte und die rasche Entwicklung alternativer Videotechnologien, wie Videorekorder, machten das Gerät schnell obsolet. Dennoch war der TP1005 ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von Bildplatten- und Videoaufzeichnungstechnologien und diente als frühes Beispiel für die Bemühungen, hochwertige audiovisuelle Inhalte in kompakter Form für den Heimgebrauch bereitzustellen. Die technische Ausstattung des TP1005, einschließlich der Abtastung, Signalverarbeitung und Ausgabe, demonstriert die komplexen Herausforderungen, denen sich Ingenieure und Designer damals gegenübersahen. Die Entscheidung für ein mechanisches Abtastsystem anstelle der später verbreiteten optischen Systeme verdeutlicht die experimentelle Natur dieser Technologie in den 1970er Jahren. Die Entwicklung des TP1005 fand in einer Zeit statt, in der die Grenzen der Medientechnologie ständig neu definiert wurden.

Dieses Gerät war Teil des TeD-Systems (Television Electronic Disc), das erstmals 1970 in Berlin angekündigt wurde und ein Gemeinschaftsprojekt von AEG-Telefunken und Teldec war. Die TeD-Technologie stellte einen bedeutenden Fortschritt in der Speicherung und Wiedergabe von Videoinhalten dar. Die technischen Besonderheiten des TP1005 waren vielfältig und beeindruckend. Die verwendeten Bildplatten waren dünne, flexible Folien, die Programminformationen in Form von Erhebungen auf ihrer Oberfläche speicherten. Diese Platten waren robust genug, um bis zu 1.000 Mal abgespielt zu werden.

 

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Prinzipschaltung aus dem Handbuch [3]

 

Eine der wesentlichen technischen Neuerungen war die vertikale Aufnahmemethode, die die Rillenbreite auf 0,007 mm reduzierte und die Rotationsgeschwindigkeit auf 1500 Umdrehungen pro Minute erhöhte. Diese Veränderungen ermöglichten es, 130 bis 150 Rillen pro Millimeter zu speichern, im Gegensatz zu den typischen 10 bis 13 Rillen einer Audio-Platte. Diese Steigerung erhöhte die verfügbare Bandbreite von etwa 15 kHz auf 3 MHz. Die Tracks wurden von einem Druckabnehmer gelesen, der die Oberfläche der Erhebungen über einen piezoelektrischen Kristall in ein elektrisches Signal umwandelte. Das Tracking wurde nicht durch den Abnehmer innerhalb der Rillenwände gesteuert, sondern durch eine mechanische Kopplung, auf der die Abnehmerhalterung unterstützt wurde. Es gab keinen Plattenteller. Die Rotation der Platte bei 1500 U/min erzeugte ein dünnes Luftpolster zwischen der Platte und einer festen Platte, wobei die vertikale Bewegung der Disc auf 0,05 mm begrenzt wurde. Acht-Zoll-Platten konnten fünf Minuten Programm speichern, Zwölf-Zoll-Platten etwa 7,5 Minuten​​.

Im Herbst 1972 wurde der Name des Systems in TeD geändert, und die Abspielzeit der Acht-Zoll-Platte wurde auf 10 Minuten verdoppelt. Als die TeD-Spieler 1975 auf den westdeutschen Markt kamen, boten sechs Labels Programme an: Decca, Teldec Intertel, Telefunken, Ufa/ATB, Ullstein AV und Videophon. In den ersten drei Monaten nach Markteinführung wurden 6.000 Player an 2.500 Händler ausgeliefert, und 50.000 Discs waren im Handel erhältlich. Interessanterweise erhielt Sanyo Electric Co., Ltd. aus Japan eine Lizenz, um eine Version des Players herzustellen, die im NTSC-Fernsehformat ausgegeben werden konnte. Bis Ende 1976 entwickelte Sanyo einen lang erwarteten Auto-Wechsler, der 12 10-minütige Discs aufnehmen konnte. Auch in Japan nahm die General Corporation im Juli 1976 eine Fertigungslizenz in Anspruch mit der Erwartung, im April 1977 auf den Markt zu kommen. Um die gleiche Zeit wurde ein Software-Konsortium, Nippon Video Systems, gebildet. Bis Ende 1978 hatte sich Telefunken selbst für VHS entschieden​​.

 

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Telefunken TP1005 nach oben aufgeklappt [3]

 

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Telefunken TP1005 nach unten aufgeklappt [3]

 

Diese technischen Daten und die Geschichte des TP1005 unterstreichen die fortwährende Entwicklung und den Wandel in der Videotechnologie in den 1970er Jahren. Der TP1005 war ein ambitioniertes Produkt, das jedoch durch die rasche Entwicklung alternativer Videotechnologien, insbesondere Videokassettenrekorder, schnell überholt wurde. Seine technologischen Innovationen, insbesondere die vertikale Aufnahmetechnik und die mechanische Abtastung, waren bedeutende Fortschritte, die jedoch letztendlich von den fortschreitenden Entwicklungen in der digitalen Aufzeichnungs- und Speichertechnologie überholt wurden. Die Geschichte des TP1005 spiegelt nicht nur die technologischen Herausforderungen und Innovationen jener Zeit wider, sondern auch die sich schnell verändernde Landschaft der Unterhaltungselektronik und die Herausforderungen, mit denen sich die Hersteller in Bezug auf Marktdurchdringung und Verbraucherakzeptanz konfrontiert sahen.

Der TP1005 und das TeD-System waren wegweisend in ihrer Fähigkeit, Videodaten auf physischen Medien zu speichern und wiederzugeben. Die Mechanik des Geräts, insbesondere die Nutzung eines Luftpolsters zur Stabilisierung der rotierenden Disc und das piezoelektrische Abtastsystem, waren bedeutende technische Errungenschaften. Diese Technologien zeigten ein hohes Maß an Ingenieurskunst und waren ein Versuch, die Grenzen der damaligen Videowiedergabetechnologie zu erweitern. Trotz der technologischen Fortschritte, die der TP1005 bot, waren es letztlich die Beschränkungen in Bezug auf Speicherkapazität und Abspielzeit, die seine Akzeptanz auf dem Markt behinderten. Die 10-minütige Abspielzeit pro Disc war im Vergleich zu den späteren Videokassettenformaten wie VHS, die Stunden von Videoinhalten auf einer einzigen Kassette speichern konnten, begrenzt. Darüber hinaus waren die Kosten für die Produktion der TeD-Discs und die Komplexität des Abspielgeräts Herausforderungen, die das System nicht überwinden konnte, insbesondere als günstigere und länger spielende Formate verfügbar wurden. Insgesamt stellt der TP1005 ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Videotechnologie dar. Seine Entwicklung und die damit verbundenen technologischen Innovationen sind ein Zeugnis der ständigen Suche nach verbesserten Methoden zur Speicherung und Wiedergabe von Medieninhalten. Während der TP1005 letztlich vom Markt verschwand, trug er doch zur weiteren Entwicklung und zum Verständnis von Videowiedergabetechnologien bei.

  

3. Historischer Kontext

Der Telefunken TP 1005 TeD (Television Electronic Disc) Video-Disc-Player, eingeführt im Jahr 1975, markiert einen signifikanten Wendepunkt in der Geschichte der audiovisuellen Medientechnologien. Sein Aufkommen während einer Ära rapiden technologischen Wandels bietet einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung von Speicher- und Wiedergabemedien für Videoinhalte sowie in die Wettbewerbsdynamik auf dem Markt für Unterhaltungselektronik. Der historische Kontext des TP 1005 ist eng verbunden mit der Geschichte von Telefunken, einem Unternehmen, das eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Rundfunk- und Fernsehtechnologien in Deutschland spielte. Nach der Fusion von Telefunken mit AEG im Jahr 1967 und der Umbenennung in AEG-Telefunken widmete sich das Unternehmen verstärkt der Entwicklung innovativer Technologien, darunter das PAL-Farbfernsehsystem, das in vielen Ländern der westlichen Hemisphäre (mit Ausnahme der USA, Kanada, Mexiko und Teilen Südamerikas) etabliert wurde.

 

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Telefunken Mainframe-Computer TR 4 [4]

 

Die Einführung des TP 1005 erfolgte in einer Zeit, in der Telefunken bereits wichtige Beiträge zur Entwicklung der Computer- und Halbleitertechnologie geleistet hatte, darunter der Mainframe-Computer TR 4 und das TR 440-Modell. Diese technologische Expertise spiegelte sich in der anspruchsvollen Konstruktion des TP 1005 wider. Der TP1005 war nicht nur ein Produkt seiner Zeit, sondern auch ein Vorläufer für spätere Entwicklungen in der digitalen Speicherung und Wiedergabe von Medien. Die Einführung des TP 1005 fiel in eine Periode, in der Videobandgeräte (wie das U-matic-System von Sony und das VHS-System von JVC) und andere analoge Videodisk-Systeme (wie das LaserDisc-System, das 1978 eingeführt wurde) gerade begannen, an Bedeutung zu gewinnen. Diese Entwicklungen setzten neue Standards in der Speicherung und Wiedergabe von Videoinhalten und führten zu einer Revolution in der Heimunterhaltungsindustrie.

Der TP 1005 und das TeD-System, das dünne, flexible PVC-Discs verwendete, die nur durch den zentralen Nabenbereich in der Luft gehalten wurden, waren technologische Meilensteine. Die Discs wurden bei einer Wiedergabegeschwindigkeit von 1500 U/min starr, was eine effektive Einfrierung des Bildes ermöglichte. Jede Rille auf der Disc entsprach einem Fernsehbild, wodurch eine äußerst präzise Bildwiedergabe möglich war. Diese Technologie stellte einen bedeutsamen Fortschritt in der Videodisc-Technologie dar und war ein Hinweis auf die kreativen Lösungsansätze, die zu dieser Zeit verfolgt wurden, um die Speicherung und Wiedergabe von Videodaten zu verbessern.

Der TP 1005 wurde in einer Zeit eingeführt, in der das Medium Video eine zunehmend wichtige Rolle in der Gesellschaft spielte. Die 1970er Jahre waren geprägt von einem wachsenden Interesse an Heimvideo-Systemen und einer zunehmenden Verbreitung von Fernsehgeräten in Haushalten. Dieser Kontext war entscheidend für die Entwicklung und Vermarktung des TP 1005, da er das wachsende Bedürfnis nach einer verbesserten und zugänglicheren Form der Videowiedergabe widerspiegelte. Trotz seiner innovativen Merkmale und seiner Rolle als Pionier in der Videotechnologie konnte sich der TP 1005 nicht langfristig am Markt behaupten. Dies lag teilweise an den technischen Einschränkungen des Geräts, wie der begrenzten Wiedergabezeit und der Notwendigkeit, die Discs nach relativ kurzer Zeit zu wechseln, was es für längere Filme unpraktisch machte. Zudem war die Konkurrenz durch aufkommende Videokassettenformate wie VHS, die längere Wiedergabezeiten und eine einfachere Handhabung boten, erheblich.

 

Quellen [14.01.2024]

[1]  https://global.museum-digital.org/singleimage?imagenr=186782

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Telefunken

[3] https://radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=14321

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/TR_4_(Rechner)

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