System Telehor von TeKaDe

Das System Telehor, hergestellt von TeKaDe, stellt einen Meilenstein in der Geschichte des mechanischen Fernsehens dar.

 

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Fernsehbaukasten Telehor [1]

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Geschichtlicher Hintergrund

2. Technische Spezifikationen

3. Historische Bedeutung

 

1. Geschichtlicher Hintergrund

Das System Telehor, entwickelt von TeKaDe, repräsentiert einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte des Fernsehens. Diese Entwicklung ist eng verknüpft mit den grundlegenden Konzepten der Bildübertragung, die bis in das späte 19. Jahrhundert zurückreichen. Eine Schlüsselfigur in dieser frühen Phase war der deutsche Erfinder Paul Nipkow, dessen 1884 patentierter Ansatz, die nach ihm benannte Nipkow-Scheibe, die erste praktische Methode zur mechanischen Bildzerlegung bot. Allerdings war die Umsetzung dieser Idee in praktikable Fernsehtechnologie durch technische Herausforderungen, wie die Unzulänglichkeit der Selenzelle und hohe Energieanforderungen für die Helligkeitssteuerung, zunächst begrenzt.

 

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Patentskizze der Nikpkow Scheibe [1]

 

Im frühen 20. Jahrhundert nahm der ungarische Physiker Dénes Mihály die Herausforderung an, die Vision des Fernsehens in die Realität umzusetzen. Seine Bemühungen führten zur Vorstellung des Telehors, eines mechanischen Fernsehsystems, auf der 5. Deutschen Funkausstellung 1928. Mihálys System nutzte die Nipkow-Scheibe zur Bildübertragung und stellte einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung des frühen Fernsehens dar.

TeKaDe, ein Unternehmen, das sich zuvor auf Kabel- und Rundfunktechnik konzentriert hatte, erkannte das Potential von Mihálys Arbeit und erwarb 1929 die Rechte am Telehor. Unter TeKaDes Ägide wurde das System weiterentwickelt und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, insbesondere durch die Einführung eines Fernsehbaukastens für Amateure. Diese Innovation ermöglichte es Enthusiasten, eigene Fernsehgeräte zu bauen und damit Teil der aufkommenden Fernsehtechnologie zu werden.

Trotz der Pionierarbeit von TeKaDe und Mihály waren die Grenzen der mechanischen Bildübertragungstechnik unübersehbar. Die Nutzung der Nipkow-Scheibe war durch eine geringe Zeilenzahl und damit verbundene eingeschränkte Bildqualität gekennzeichnet, was die Erfahrung des Fernsehens stark einschränkte. Zusätzlich erforderte die Technologie erhebliche manuelle Einstellungen und Synchronisationsbemühungen, um eine stabile Bildübertragung zu gewährleisten. Diese technischen Herausforderungen und die daraus resultierenden Einschränkungen in der Bildqualität und Handhabung beleuchteten deutlich die Notwendigkeit für Weiterentwicklungen in der Fernsehtechnik.

 

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Vorgesehene Komponenten ohne praktischen Nutzen [1]

 

Der Übergang von der mechanischen zur elektronischen Bildübertragung in den 1930er Jahren war ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte des Fernsehens. Die Elektronenstrahlröhre setzte sich als leistungsfähigere und praktikablere Alternative zur Nipkow-Scheibe durch und läutete das Ende der Ära des mechanischen Fernsehens ein, in der das System Telehor eine herausragende Rolle gespielt hatte.

Im historischen Kontext betrachtet, spiegelt die Geschichte des System Telehors und TeKaDes nicht nur die Entwicklung eines einzelnen technologischen Artefakts wider, sondern steht exemplarisch für den Geist der Innovation und den technologischen Fortschritt in der Frühphase des Fernsehens. TeKaDe, ursprünglich in der Kabel- und Rundfunktechnik tätig, spielte eine entscheidende Rolle in der frühen Phase der Fernsehentwicklung durch die Übernahme und Vermarktung der Technologie des Telehors. Diese Bemühungen markierten einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung und Weiterentwicklung der Fernsehtechnik in Deutschland. Die Geschichte des Telehors und TeKaDes ist eng verwoben mit den technologischen Durchbrüchen und Herausforderungen dieser Zeit. Sie zeigt, wie innovative Ideen und technologische Experimente den Weg für neue Medien und Kommunikationsformen bereiten können. Trotz der technischen Einschränkungen und Herausforderungen war das Engagement von TeKaDe für das Telehor-System ein beispielhafter Schritt in der Entdeckung und dem Verständnis der Fernsehtechnologie.

Das Erbe des Telehors ist somit nicht nur in der technischen Realisierung eines Fernsehgeräts zu sehen, sondern auch in der Pionierarbeit, die es in einer Zeit leistete, als das Konzept des Fernsehens noch in den Kinderschuhen steckte. Die Arbeit von Dénes Mihály und TeKaDe spielte eine zentrale Rolle in der Entstehungsgeschichte des Fernsehens und trug dazu bei, den Grundstein für die spätere Entwicklung des elektronischen Fernsehens zu legen.

In der Rückschau bildet die Geschichte des System Telehors und TeKaDes ein faszinierendes Kapitel in der Technikgeschichte, das zeigt, wie aus visionären Ideen und experimentellen Ansätzen bedeutende Innovationen entstehen können. Sie erinnert uns daran, dass technologischer Fortschritt oft ein Produkt aus Neugier, Forschung und der Bereitschaft ist, bestehende Grenzen zu überschreiten und neue Wege zu beschreiten.

 

2. Technische Spezifikationen

Das System Telehor, entwickelt von TeKaDe, repräsentiert eine wegweisende Epoche in der Geschichte des Fernsehens, insbesondere hinsichtlich der Mechanik der Bildübertragung. Seine Entwicklung markiert einen signifikanten Schritt in der Ära des mechanischen Fernsehens, einer Technologie, die in der frühen Phase des 20. Jahrhunderts eine zentrale Rolle spielte. Für ein umfassendes Verständnis der technischen Spezifikationen dieses innovativen Systems ist es unerlässlich, sich eingehend mit seinen einzelnen Komponenten und Funktionsweisen auseinanderzusetzen.

Das Herzstück des Telehor-Systems bildet das Prinzip der mechanischen Bildübertragung, das ursprünglich von Paul Nipkow mit seinem 1884 patentierten Konzept eingeführt wurde. Dieses Prinzip basierte auf einer rotierenden, spiralförmig gelochten Scheibe, bekannt als Nipkow-Scheibe, die für die Zerlegung des Bildes in einzelne Punkte verantwortlich war. Die Übertragung der Bilder erfolgte über eine Zweidrahtleitung, wobei die einzelnen Bildpunkte in Form von Stromimpulsen seriell übertragen wurden, um das Gesamtbild zu rekonstruieren.

Um ein funktionierendes mechanisches Fernsehsystem zu realisieren, stellte TeKaDe mit dem Fernsehbaukasten Telehor ab 1929 bis Mitte der 1930er Jahre ein Set zur Verfügung, das eine Vielzahl essenzieller Komponenten umfasste. Zu diesen gehörten insbesondere zwei Nipkow-Scheiben, die mit einer doppelten Spirale ausgestattet waren. Diese Konfiguration ermöglichte den Empfang sowohl im deutschen als auch im englischen Format und war somit ein entscheidender Faktor für die Flexibilität des Systems. Ein weiterer zentraler Bestandteil war der Lagerblock, der mit einer Achse, Kugellagern und einer Phaseneinstellung ausgestattet war. Diese Einheit bildete das mechanische Kernstück des Telehor-Systems und ermöglichte die präzise Rotation und Positionierung der Nipkow-Scheiben, was für die korrekte Bildübertragung entscheidend war.

Für die Lichtsteuerung und die visuelle Darstellung des übertragenen Bildes waren zwei Lampenhalter mit Blenden und eine spezielle Fernsehglimmlampe von großer Bedeutung. Diese Komponenten spielten eine wesentliche Rolle bei der Regulierung der Lichtintensität und der Bildwiedergabe. Das System verfügte auch über ein korrigiertes Linsensystem mit Fassung, das zur Fokussierung und Korrektur des Bildes diente. Diese sorgfältig konzipierte optische Komponente war entscheidend für die Klarheit und Genauigkeit des übertragenen Bildes, was in der damaligen Zeit der Fernsehtechnologie eine beachtliche technische Leistung darstellte.

Die Stromversorgung des Telehor-Systems, das sowohl mit 110 als auch mit 220 Volt betrieben werden konnte, war als AC/DC-Set konzipiert. Diese Vielseitigkeit in der Stromversorgung machte das System für unterschiedliche elektrische Standards nutzbar und trug damit zur weiteren Verbreitung und Akzeptanz in verschiedenen Regionen bei.

 

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Telephor-System von Innen (Ansicht von oben) [1]

 

Das Telehor-System von TeKaDe war ein herausragendes Beispiel für die frühen Tage der Fernsehtechnologie und illustriert eindrucksvoll die technischen Herausforderungen und Innovationen dieser Zeit. Die Funktionsweise dieses Systems basierte auf einem mechanischen Prinzip, das eng mit der Nipkow-Scheibe verbunden war. Diese Scheiben rotierten synchron mit dem übertragenen Signal und waren so konzipiert, dass sie das Fernsehbild in einzelne Zeilen zerlegten. Diese Zerlegung ermöglichte es, das Bild auf eine Leuchtschicht zu projizieren und somit für den Betrachter sichtbar zu machen. Diese Art der Bildübertragung war revolutionär, stellte jedoch auch erhebliche technische Herausforderungen dar.

Eine der größten Limitationen des Telehor-Systems war die begrenzte Auflösung, die durch die Anzahl der Zeilen auf der Nipkow-Scheibe bestimmt wurde. Mit nur 30 Zeilen bot das System eine Auflösung, die im Vergleich zu heutigen Standards als sehr gering angesehen werden muss. Dies resultierte in einem Bild, das relativ grob und detailarm war, was die Wiedergabequalität und das Seherlebnis deutlich einschränkte. Zudem war die mechanische Natur der Technologie anfällig für Verschleiß, was präzise Justierungen und regelmäßige Wartung erforderlich machte, um eine stabile und zuverlässige Bildübertragung zu gewährleisten.

 

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30 Zeilen Auflösung [1]

 

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96 Zeilen Auflösung als Vergleich [1]

 

Neben der Auflösungsproblematik erforderte das Telehor-System eine manuelle Synchronisation, was sowohl für den Betreiber als auch für den Endnutzer eine zusätzliche Herausforderung darstellte. Die Komplexität der Lichtsteuerung und die Notwendigkeit der präzisen Signalverarbeitung waren weitere Aspekte, die die Anwendung und Verbreitung dieser frühen Fernsehtechnologie limitierten.

Trotz dieser Herausforderungen markierte das Telehor-System einen wichtigen Abschnitt in der Evolution des Fernsehens. Es war jedoch eine Technologie, die bald von der fortschreitenden Entwicklung der elektronischen Fernsehtechnik überholt wurde. Mit der Einführung der Elektronenstrahlröhre in den 1930er Jahren begann die Ära der mechanischen Systeme allmählich zu verblassen. Die Elektronenstrahlröhre bot nicht nur eine deutlich höhere Bildauflösung, sondern auch eine größere Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit. Dies führte dazu, dass die mechanischen Systeme, einschließlich des Telehor, zunehmend obsolet wurden.

In der Rückschau offenbart das Telehor-System von TeKaDe die Komplexität und Herausforderungen, die mit der frühen Fernsehübertragung verbunden waren. Es repräsentiert eine Ära der technischen Innovationen und Experimente, die wesentlich dazu beitrugen, den Weg für die moderne Fernsehtechnologie zu ebnen. Obwohl spätere Entwicklungen das Telehor-System in den Schatten stellten, bleibt es ein faszinierendes Beispiel für den kreativen Erfindergeist und die technologische Neugier seiner Zeit. Es veranschaulicht eindrucksvoll, wie die ersten Schritte in der Entwicklung des Fernsehens genommen wurden und wie diese frühen Experimente die Grundlage für die heutige, weit fortgeschrittene Fernsehtechnologie bildeten.

 

3. Historische Bedeutung

Das Telehor-System von TeKaDe, welches auf den Errungenschaften von Dénes Mihály und Paul Nipkow aufbaute, stellt in der Geschichte der Fernsehtechnologie einen bemerkenswerten Meilenstein dar. Dieses System war nicht nur ein technologisches Kunstwerk, sondern auch ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Fernsehens, der die Art und Weise, wie Menschen Informationen aufnahmen und miteinander kommunizierten, nachhaltig veränderte. Dénes Mihály, ein ungarischer Physiker und Techniker, gründete 1923 die Telehor AG und entwickelte ein mechanisches Fernsehsystem, das eine der ersten Fernsehübertragungen weltweit ermöglichte. Diese Übertragung fand 1928 in Berlin statt und setzte mit dem Telehor-System, das die Nipkow-Scheibe verwendete, neue Standards in der Bildübertragung. Trotz der geringen Bildgröße von lediglich 4x4 cm war dies ein bahnbrechender Moment in der Geschichte der Medien, da es eine der ersten Gelegenheiten für ein breiteres Publikum darstellte, die Technologie des Fernsehens in Aktion zu sehen.

 

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System Telehor (links) & Nipkow Scheibe aus einem Telehor-Fernseher (rechts)

 

Als TeKaDe 1929 das Entwicklungslabor und den Patentbesitz der Telehor AG übernahm, trat das Unternehmen in eine neue Ära der technologischen Innovation ein. TeKaDe nutzte das mechanische Fernsehsystem von Mihály als Grundlage und führte wichtige Verbesserungen ein, darunter die Einführung eines Universal-Fernsehempfängers mit Spirallochscheibe und eines Projektionsempfängers mit einer größeren Mattscheibe. Diese Fortschritte waren nicht nur technische Errungenschaften, sondern auch entscheidende Schritte in der Demokratisierung der Fernsehtechnologie, da sie das Medium einem breiteren Publikum zugänglich machten. Die historische Bedeutung des Telehor-Systems und der Beitrag von TeKaDe zur Fernsehtechnologie können nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ebneten den Weg für die weitere Entwicklung der Fernsehtechnik, insbesondere im Hinblick auf die Einführung der Elektronenstrahlröhre, die eine höhere Bildauflösung und eine verbesserte Bildqualität ermöglichte. Die Arbeit von TeKaDe und Mihály war somit nicht nur ein Beweis für technischen Fortschritt, sondern auch ein Katalysator für soziale und kulturelle Veränderungen. Durch die Einführung des Fernsehens in die Haushalte veränderte sich die Art und Weise, wie Menschen Informationen erhielten und wie Unterhaltung konsumiert wurde.

Insgesamt war das Telehor-System ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Fernsehens. Es symbolisiert eine Zeit des Übergangs von der mechanischen zur elektronischen Ära und markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Massenmedien. Das Erbe von TeKaDe und Mihály, das durch das Telehor-System verkörpert wird, lebt in der heutigen modernen Fernsehtechnologie weiter und bleibt ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Kommunikationstechnologie.

 

Quellen [14.01.2024]

[1] https://www.radiomuseum.org/forum/der_telehor_von_1930.html

[2] auction-team.de

[3] www.radiomuseum.org

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