Philips K9 Chassis

Das Philips K9 Chassis stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Evolution der Fernsehtechnologie dar. Eingeführt in den frühen 1970er Jahren, markiert es den Übergang von traditionellen Röhrenfernsehern zu den moderneren, auf Halbleiter basierenden Geräten. Dieser Übergang war nicht nur ein technologischer Fortschritt, sondern beeinflusste auch nachhaltig die Art und Weise, wie Fernseher produziert, gewartet und im täglichen Leben genutzt wurden. In der folgenden Analyse werden wir die technischen Innovationen, die historische Bedeutung und die anhaltende Wirkung des Philips K9 Chassis detailliert untersuchen. Wir werden sehen, wie dieses Chassis die Grundlagen für die zukünftige Entwicklung in der Unterhaltungselektronik gelegt hat und welche Herausforderungen und Lösungen es im Kontext seiner Zeit darstellte.

 

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Philips Chassis K9

 

1. Einführung und Allgemeines

Das Philips K9 Chassis, eingeführt in den frühen 1970er Jahren, markierte eine revolutionäre Wende in der Welt der Fernsehtechnologie. Dieses Modell wurde für seine innovative Konstruktion und die Benutzerfreundlichkeit in Bezug auf Service und Einstellungen hoch geschätzt. Eines der bemerkenswertesten Merkmale war die vorderseitige Scharnierplatte, die den Zugriff auf Konvergenzeinstellungen und andere Servicefunktionen erleichterte – ein Design, das zu seiner Zeit weit voraus war.

Die K9-Serie gilt bis heute als eine der leistungsstärksten Fernsehserien, die je produziert wurden. Ihre Bildqualität, einmal korrekt eingestellt und konvergiert, war und ist immer noch beeindruckend. Dieses Chassis hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie Fernseher gewartet und repariert wurden, sondern auch neue Maßstäbe in Bezug auf Bildqualität und Zuverlässigkeit gesetzt. Die Begeisterung für diese Serie wird auch heute noch in Foren und Blogs von Fernsehsammlern und -enthusiasten geteilt.

 

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Fernseher mit dem K9 Chassis, starker Konvergenzfehler

 

Das Philips K9 Chassis war zudem eines der ersten Farbfernsehgeräte, das komplett auf Halbleiterbasis funktionierte. Diese Innovation führte zu einer verbesserten Zuverlässigkeit und Langlebigkeit im Vergleich zu den vorherigen fernsehtechnischen Designs. Ein weiteres bemerkenswertes technisches Merkmal des K9-Chassis war das volltransistorisierte Farbfernsehchassis, das mit zwei Hauptflügeln ausgestattet war, die mit Modulen bestückt waren sowie einem mittig angebrachten Sperrwandlernetzteil, was es von früheren Entwürfen unterschied.

Ein wichtiges Detail im Kontext des K9-Chassis ist die Entwicklung von Bildröhren. Die K9-Serie verwendete ursprünglich sogenannte Delta-Bildröhren, jedoch erkannte Philips die Notwendigkeit, die Technologie weiterzuentwickeln, um die Wartungsfreundlichkeit zu verbessern und die Konvergenzanforderungen zu vereinfachen. Dies führte zu bedeutenden Veränderungen in späteren Modellen, insbesondere im Übergang zum K11-Chassis, das eine verbesserte Version des K9 darstellte und einige Probleme des Originals ausmerzte, wie zum Beispiel die hochanfälligen ERO-Kondensatoren, die zu katastrophalen Ausfällen führen konnten, wenn sie nicht ordnungsgemäß ersetzt wurden.

Das K9-Chassis und seine Nachfolger, die aufgrund ihrer Haltbarkeit und Zuverlässigkeit geschätzt wurden, stellten jedoch die Reparaturwerkstätten vor neue Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Qualitätskontrolle bestimmter Komponenten wie den bereits erwähnten ERO-Kondensatoren. Philips informierte die Werkstätten über diese Probleme und empfahl die Ersetzung durch hochwertigere Komponenten, um die Lebensdauer der Fernsehgeräte zu verlängern und ernsthafte Schäden zu verhindern.

Die Geschichte des Philips K9-Chassis ist eine Geschichte der Innovation, des Fortschritts und der Anpassungsfähigkeit, die das Erbe von Philips als Vorreiter in der Fernsehtechnologie weiter stärkt. Dieses Chassis ist nicht nur ein Symbol für den technologischen Fortschritt der 1970er Jahre, sondern auch ein Beispiel für die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung an neue Herausforderungen und Bedürfnisse innerhalb der Elektronikindustrie ​​​​.

 

2. Technische Spezifikationen

Es ist besonders bemerkenswert für seine vollständig transistorisierte Konstruktion und die Anwendung von Modultechnik, welche einen signifikanten Einfluss auf die Wartungsfreundlichkeit und die Leistung der Fernsehgeräte hatte. Das Herzstück des K9-Chassis bildet das Superheterodyn-Prinzip, ein Standard in modernen Empfängerschaltungen, welches bei Frequenzen von 38900/33400/5500 kHz arbeitet. Dieses Prinzip verbessert die Selektivität und Empfindlichkeit des Empfangs, was für klare und präzise Übertragungen sorgt, insbesondere in den VHF- (Very High Frequency) und UHF- (Ultra High Frequency) Bändern, die für den Fernsehempfang entscheidend sind.

 

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Auf der rechten Seite: Original Philips Ultraschall-Steuerungs-Schaltung. Die Metallbox hatte ein Schild darauf: "Wenn der Fernseher zufällig etwas Seltsames tut, ersetzen Sie die gesamte Box durch eine andere Box aus der Fabrik. Du sollst nicht versuchen, sie selbst zu reparieren."

 

Die Stromversorgung des Chassis basiert auf einem Wechselstromsystem mit einer Versorgungsspannung von 220 Volt, was dem damaligen Standard in vielen Ländern entsprach. Die Audioausgabe wurde über einen Permanentmagnet-Dynamiklautsprecher (PDyn Loudspeaker) realisiert, der sich durch seine robuste Bauweise und gute Klangqualität auszeichnet. Die technischen Spezifikationen des K9-Chassis umfassen neben einer beträchtlichen Anzahl von 56 Transistoren, welche die Solid-State-Technologie des Systems unterstreichen, eine bemerkenswerte Modularität. Diese Modularität wird besonders durch die Aufteilung des Chassis in zwei Hauptflügel verdeutlicht, die jeweils mit funktionalen Modulen bestückt sind. Diese Bauweise vereinfachte nicht nur die Herstellung und Wartung der Fernseher, sondern trug auch dazu bei, die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Geräte zu verbessern.

 

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Helligkeit und ähnlichem 74xx Auf-/Abwärtszähler mit DACs - die aus einfachen Widerstandsnetzwerken aufgebaut waren.

 

Ein zentrales Element des Chassis ist sein Sperrwandlernetzteil, das zentral zwischen den beiden Hauptflügeln platziert ist. Dieses Netzteil spielt eine entscheidende Rolle für die Energieeffizienz und Stabilität des gesamten Systems. Interessanterweise zeichnet sich das K9-Chassis durch seine Anwendung in verschiedenen Modellen aus, was die Vielseitigkeit und Beliebtheit dieser Technologie unterstreicht. Besonders hervorzuheben ist hier das Modell 26K201 von Biennophone, welches neben der Verwendung eines VHF/UHF-Tuners und einer 66cm-Eurocolor-Bildröhre mit 110 Grad Ablenkung, ebenfalls vollständig auf dem K9-Chassis basiert und in einem Holzgehäuse untergebracht ist ​​​​.

Die spezifischen technischen Errungenschaften und die innovativen Lösungen, die im K9-Chassis realisiert wurden, markieren einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Fernsehtechnologie und trugen wesentlich zur Entwicklung nachfolgender Generationen von Fernsehgeräten bei.

 

3. Historischer Kontext und Bedeutung

Das Philips K9 Chassis, eingeführt 1972, war ein Wendepunkt in der Geschichte der Fernsehtechnologie. Es kennzeichnete den Übergang von der traditionellen Röhrentechnologie hin zu einer stärker auf Halbleiter basierenden Technik, wodurch die Geräte zuverlässiger und wartungsfreundlicher wurden. Eines der herausragenden Merkmale des K9 Chassis war das modulare Design. Dieses bestand aus steckbaren Schaltungsmodulen, die leicht ausgetauscht und repariert werden konnten. Diese Innovation reduzierte die Komplexität bei Reparaturen und vereinfachte die Wartung der Geräte erheblich, was besonders in einer Zeit, in der Farbfernseher immer komplexer wurden, von großer Bedeutung war.

 

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Grundlegend handelte es sich um einen SAA3009, der mit einigen Decodern verbunden war und 74LS06-ICs antrieb, die mit den Drähten verbunden waren, die angezapft wurden.

 

Eine weitere bedeutende Neuerung war die Implementierung des Switchmode-Stromversorgungssystems (SMPS). Diese Technologie brachte im Vergleich zu herkömmlichen Stromversorgungen deutliche Vorteile in Bezug auf Energieeffizienz, Zuverlässigkeit und Kompaktheit. Das K9 Chassis war außerdem eines der ersten Fernsehsysteme, das vollständig auf Transistoren basierte und nur noch zwei Röhren verwendete: die Bildröhre und die Hochspannungs-Gleichrichterröhre. Diese Reduzierung der Röhrenzahl bei gleichzeitiger Zunahme der Halbleiterelemente war ein wichtiger Schritt hin zu den moderneren und effizienteren Fernsehern, die wir heute kennen. Schließlich trug das K9 Chassis dazu bei, die Tiefe des Fernsehers zu reduzieren, da es mit einer 110°-Ablenkbildröhre ausgestattet war, was weniger Platz beanspruchte als die älteren 90°-Bildröhren. Diese Verkleinerung der Gerätetiefe machte Fernseher nicht nur ästhetisch ansprechender, sondern auch praktischer für den Benutzer.

 

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